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„Ein weiteres Stück freundliches Bahnhofsviertel“: Kult-Kiosk Yok Yok zieht um

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Eigentlich wollte der Betreiber des Kult-Kiosks Yok Yok eine Dependance am Hauptbahnhof eröffnen. Weil sein Mietvertrag in der Münchener Straße nicht verlängert wurde, gibt es bald das alte Yok Yok neu.

Frankfurt – Der Blick vor der Tür ist ein anderer vor dem neuen Yok Yok. Er fällt direkt auf den Haupteingang des Hauptbahnhofs. Der Blick an die Tür bleibt dem alten treu. Sticker über Sticker von „Shalom Frankfurt“ über „BHFSVRTL bleibt Dope“ bis hin zu „Eine Stadt, ein Verein gegen Rassismus, Faschismus, Homophobie“ kleben vor dem neuen Kult-Kiosk, der am 28. August wieder unzählige Feierabendbiertrinker, Nachtschwärmer und Stammbesucher anlocken soll.

Nur einen Katzensprung vom alten Yok Yok entfernt. Betreiber Nazim Alemdar (65) steht auf der hohen Leiter und bohrt das alte Logo über der neuen Tür an. „Wir wollten auch die alten Fenster mitnehmen, aber der Austausch dauert zu lange. Das holen wir vielleicht später nach“, sagt er lachend. Ganz glücklich ist er nicht darüber, dass nach 15 Jahren in der Münchener Straße 32 am 26. August ein letztes Fest gefeiert wird. „Ich weine nicht, aber ich bin etwas traurig“, sagt er. „Im alten Laden steht ein Bild von einem Phoenix. Den schaue ich immer an, wenn meine Moral sinkt. Er kommt, wie alles andere auch, hierher“, meint er und lächelt von der Leiter hinunter.

Neuer Ort, altes Flair: Das Yok Yok zieht aus der Münchener Straße aus – und um die Ecke wieder ein.
Neuer Ort, altes Flair: Das Yok Yok zieht aus der Münchener Straße aus – und um die Ecke wieder ein. © Rainer Rüffer

Yok Yok zieht um: „Ich wollte beide Läden betreiben“

Seit fünf Jahren wurde sein Mietvertrag jährlich automatisch verlängert, seit der Hausbesitzer verstorben ist. Mit der Erbengemeinschaft gab es keinen Kontakt und Alemdar hat wohl geahnt, dass sich etwas ändern wird. „Ich wollte beide Läden betreiben, aber nach dem 27. Februar kam keine automatische Verlängerung des Mietvertrages.“

Dafür ist die neue Location mit 83 Quadratmetern Verkaufsfläche und 20 Quadratmetern im Untergeschoss mit Toiletten doppelt so groß. Mit einer riesigen Wand Richtung Keller. „Da wird es Ausstellungen geben in der Treppengalerie“, strahlt er. Das Herzstück, ein 15 Jahre alter Kühlschrank, kommt ebenso mit aus der Münchener Straße wie vor Jahren frische Rosen, die in Bierflaschen getrocknet stehen und jetzt schon Regale zieren. „Und die erste Flasche vom Yok Yok Bier“, sagt er und zeigt eine leere Flasche mit weiß-schwarzem Logo. Und eine Bierflasche mit Grapefruitbier und einer daran angebundenen Zigarette.

Yok Yok in Frankfurt an neuem Ort: „Hier sind unsere Kunden keine Kunden, sondern Familie“

Alemdar grinst über diesen „Reiseproviant“, der er genauso in Ehren hält wie eine grüne kitschige Schildkröte. „Alles kommt mit hierher“, wiederholt der Mann, der mit Wasserwaage und Bohrmaschine hantiert. Es ist ihm wichtig, dass alles im Original zur Eröffnung im neuen Laden ist. Neu sind Heizung im Winter und Klimaanlage im Sommer, ein Tresen und zwei Regale an der Wand. Der alte Tresen kommt auch und wird als Tisch im Laden stehen.

Das neue Yok Yok liegt genau zwischen Münchener Straße und Kaisersack. Zuletzt wurde der Laden als Corona-Testzentrum genutzt und stand seither leer. Alemdar und sein Partner Ergün haben bei der Stadt die Genehmigung einiger Stehtische draußen beantragt, damit auch vor der Tür eine ähnliche Atmosphäre wie im alten Yok Yok ist. „Wir wollen ein weiteres Stück freundliches Stück Bahnhofsviertel schaffen und auch hier sind unsere Kunden keine Kunden, sondern Familie“, sind sie sich einig.

Yok Yok in Frankfurt bietet über 200 Sorten Bier

Auch Leute, die am Hauptbahnhof ankommen, möchte Alemdar ansprechen. „Der Kaisersack ist eine noch nicht so tolle Visitenkarte für Frankfurt. Aber es tut sich viel Gutes hier“, ist er überzeugt und erzählt von einem Ecklokal genau dort, das bald auch Außengastronomie anbieten will, von einer Bäckerei, die viel investiert habe und von Security, die neben der Polizei aktiv sei.

Davon, dass die seit Jahren treuen Stammkunden mit dem Yok Yok um die Ecke ziehen werden, ist Alemdar „zu hundert Prozent überzeugt. Der Treffpunkt zieht ja nur ein Stückchen weiter und außer dem tollen Blick auf das wunderschöne Gebäude vom Hauptbahnhof ändert sich nichts“. Dazu gehören auch mehr als 200 Sorten Bier.

Sorgen wegen Junkies macht er sich nicht. „Die gab es auch, als wir damals in der Münchener Straße eröffnet haben. Wir verkaufen ihnen auch gegen Geld nichts, sie bekommen kein Geld und nur bei Hitze bekommen sie Wasser. Wir erklären ihnen, dass es sauber bleiben muss, in jeder Form. Das hat damals geklappt und wird auch jetzt funktionieren. Und weil wir mehrmals am Tag kehren, gibt es auch keinen Dreck.“ (Sabine Schramek)

Im Dezember 2021 war das Yok Yok in einen bizarren Gerichtsstreit verwickelt.

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