Nach vier Monaten Zwangspause: In Frankfurter Kultkneipe „Gute Stute“ wird wieder gewiehert

Frankfurt hat nach Monaten Krankheitspause die beliebte Kneipe „Gute Stute“ wieder. Wirt Ivo Komljenovic sucht allerdings bereits einen Nachfolger für sich.
Frankfurt – „Hast du kein Zuhause?“ Wie sehr haben die Stammgäste der Kultkneipe „Gute Stute“ in Frankfurt-Gallus wohl diesen Satz in den vergangenen vier Monaten vermisst. Und mindestens genauso der aussprechende Wirt Ivo Komljenovic selbst: Denn sein wahres Wohnzimmer ist offenbar doch seine geliebte Kneipe, die er nach vier Monaten gesundheitlicher Auszeit seit vergangener Woche nun doch wieder betreibt, zumindest versuchsweise und vorübergehend. Auch wenn das Haus in der Kölner Straße 42 inzwischen so dicht mit Grün umrankt ist, dass es fast wie ein Dornröschenschloss anmutet und Ivo zur Wiedereröffnung erst mal klar Schiff machen musste.
Stammgäste haben „Gute Stute“ im Gallus vermisst – „Bitte komm zurück, wir brauchen dich!“
Unter dem Schild „Aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend geschlossen“ fanden sich immer wieder Aufrufe wie „Bitte komm zurück, wir brauchen dich!“. Ivo hat es gehört oder wollte es hören, da ihm in seinem Zuhause auch irgendwann die Decke auf den Kopf gefallen ist, wie er in seiner ganz eigenen launischen Art zugibt: „Ja, auch ich habe das Wiehern vermisst, das Bier muss wieder laufen!“ Und natürlich auch der Slivovic und der Stutenmilchlikör.
Ob er in der „Guten Stute“ nun ein paar Wochen, ein paar Monate oder auch länger Bier zapfen wird, wird sich zeigen. „Ich muss es einfach testen. Niemand weiß, was die Zukunft bringt“, sagt Ivo Komljenovic. Klar spürt auch er, dass er inzwischen 85 Jahre alt ist. Und sein Hausbesitzer Eric Langer weiß es auch: „Aber jemanden zu finden, der die Kneipe übernimmt, ist nicht einfach“, stellt er fest.
Nach 37 Jahren: Nachfolger für Kultkneipe „Gute Stute“ in Frankfurt-Gallus gesucht
Zwischenzeitlich dachten schon manche seiner Stammgäste, die inzwischen auch andere Bistros und Cafés in der Nachbarschaft besuchen, Ivo komme doch nicht mehr zurück. Was ein Jammer wäre, denn urige Kneipen und Lokale sind im Gallus so langsam dünn gesät, seit auch andere „Institutionen“ wie das „Sodener Eck“ in den vergangenen Jahren schließen mussten.
Doch man sollte Wirt Ivo Komljenovic nicht unterschätzen. Er selbst spricht nicht über seine Gesundheit. Vor nunmehr 37 Jahren hat er die „Gute Stute“ eröffnet, das frühere „Kölner Eck“, und sich sein eigenes Denkmal gesetzt: „Ivona“, ein nach ihm benanntes ausgestopftes Pferd, das bei jedem Türöffnen automatisch wiehert und das er vor langer Zeit für 5000 Mark erwerben und mit seinen Freunden durch den engen Eingang bugsieren konnte. Studenten, Banker, Schoppebläser, ein buntes Völkchen hat die Kultkneipe kennen und lieben gelernt. Und sicher auch der ein oder andere ganz spezielle Reitfreund.
Denn „eigenes Pferd ist Gold wert“: Der Spruch neben Ivona sollte sich auch in Krisenzeiten bewähren wie in der Pandemie oder nach den Auflagen durch das 2007 in Hessen eingeführte Nichtraucherschutzgesetz.
Nun geht es in der „Guten Stute“ um die Nachfolge. „Denn wir würden mittelfristig schon gerne einen geeigneten Wirt finden, der die Kneipe mit ihren Räumlichkeiten in Ivos Stil weiterführt“, erklärt Hausbesitzer Langer. Denn ein Umbau für eine andere Gastronomie würde sicher auch einige Auflagen erfordern, die aufwendig umzusetzen wären. Gernot Gottwals
Nachdem die Traditionskneipe „Die Atschel“ wegen eines Wasserschadens ein Jahr geschlossen war, kommt jetzt auch im Brückenviertel die Wiedereröffnung.