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So gehen Frankfurter Magistratsmitglieder mit Facebook um

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Von: Alexander Gottschalk

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Ob Trump, Macron oder Merkel: Die Großen der Weltpolitik scharen bei Facebook Millionen Fans um sich. In Frankfurt agieren die Volksvertreter auf der Plattform deutlich zurückhaltender – bis auf wenige Ausnahmen. Ein Düsseldorfer Forscher weiß, warum.

Wenn sich Peter Feldmann (SPD) für Facebook dabei ablichten lässt, wie er mit der Tram zum Wäldchestag fährt, erreicht sein Bild knapp 9 500 Menschen. So viele Interessierte haben die offizielle Seite des Oberbürgermeisters abonniert. Unter den Magistratsmitgliedern ist Feldmann damit einsame Spitze: Als Einziger hat er einen offiziellen Facebook-Auftritt. Andere wie Wirtschaftdezernent Markus Frank (CDU) pflegen derweil ein halböffentliches Profil. Und einige präsentieren sich überhaupt nicht in dem Sozialen Netzwerk, beispielsweise Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD).

Politischen Erfolg garantiert Facebook so oder so nicht, wie der Düsseldorfer Wissenschaftler Ole Kelm weiß. „Es gibt das Ideal, dass Bürger und Politiker sich dank der Sozialen Medien näher kommen“, sagt er. „Aber dafür müssen die Bürger den Austausch auch einfordern.“ Ein Großteil der Facebook-Nutzer sei eher an Unterhaltung interessiert als an Politik. „Als Politiker muss ich deshalb genau wissen, was ich mit Facebook erreichen möchte“, so Kelm.

Befragungen zeigten: Die Politiker wollen über Facebook neue, jüngere Wähler ansprechen. Sie wollen präsent sein für Journalisten. Und sie wollen sich von den Parteikollegen abgrenzen. „Dieser Effekt ist auf kommunaler Ebene wichtiger, denn dort ist es noch nicht so verbreitet, auf Facebook aktiv zu sein“, sagt Kelm.

Für Stadtoberhaupt Peter Feldmann ist „ein professioneller Facebook-Auftritt in einer Stadt wie Frankfurt unerlässlich“. Mehrfach am Tag berichten er und sein Team dort über die Arbeit des Oberbürgermeisters. Viele Nutzer hinterließen ernstzunehmende Beiträge auf seiner Seite, das zeige, was Frankfurt bewege, sagt er. Hasskommentare gebe es selten.

„Ein direkter Draht zu unseren Frankfurtern sowie ein nahes und transparentes Auftreten sind mir wichtig“, ergänzt Feldmann. Facebook sei aber trotzdem nur eine digitale Ergänzung: „Zuerst bewege ich mich klassisch, in der ,analogen Welt‘, etwa mit Hausbesuchen.“

Diese Aussage hat Ole Kelm während seiner Arbeit schon häufig gehört. Für die Forschungsgruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“ an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität hat er deutschlandweit Volksvertreter dazu befragt, wie sie mit Sozialen Medien umgehen. Dabei kam heraus: Weil sich Politiker und Bürger in der Kommunalpolitik häufiger direkt begegnen, sei Facebook weniger notwendig.

Je weiter die Volksvertreter vom Volk entfernt arbeiten, um so größer sei also die Notwendigkeit, ihr Tun auf Facebook zu präsentieren. Deshalb sickere Facebook nur langsam von der Bundesebene über das Land bis in die Gemeinden. Außerdem, so Kelm, könne sich nicht jederzeit und Aufwand leisten, Facebook aufwendig zu bespielen.

Grauzone zum Privaten

Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU), Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne), Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne), Baudezernent Jan Schneider (CDU) und Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) haben deshalb nur ein privates Nutzerprofil, das auch für die Öffentlichkeit sichtbar ist. Darüber betreiben sie auf Facebook aber auch politische Arbeit – mal mehr, mal weniger in der Grauzone zwischen Berufspolitiker und Privatmensch.

Frank etwa hat sich im Dezember bei Facebook angemeldet. „Am Anfang war ich skeptisch“, sagt der Dezernent. „Aber ich mag die direkte Kommunikation.“ Er bekomme viele Rückmeldungen, manchmal auch harte, aber jede helfe. Ein- oder zweimal am Tag postet er Gedanken, Meinungen und Fotos oder Filmchen von ausgewählten Terminen, mal vom Dach der Klassikstadt, mal aus dem Fußballstadion. Privates lässt er außen vor, seine Meinung teile er auf Facebook aber regelmäßig und gern, sagt er.

Laut Forscher Ole Kelm ist es nicht leicht für die Volksvertreter, in den Sozialen Netzwerken Berufliches und Privates zu trennen. Bei seinen Untersuchungen gaben viele Politiker an, nur selten bei Facebook über ihren privaten Alltag zu berichten. „Aber die Bürger erwarten, dass die Politiker auch Persönliches teilen“, sagt er. „Vor allem wenn es nur ein Nutzerprofil gibt, das öffentlich ist. Deshalb haben Politiker teilweise auch zwei Accounts.“

Digital unsichtbar

Andere Politiker verzichten gänzlich auf Facebook – wie Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD), Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) oder Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Trotz zahlreicher Berührungspunkte habe ich bislang nur wenig Nutzen aus Facebook für mich ziehen können“, sagt sie. Sie sei dennoch überzeugt, dass die Kommunikation nicht ohne Soziale Netzwerke auskommt. Deshalb betreibe ihr Kulturdezernat auch eine offizielle Seite.

Auch einer der Jüngsten in der Frankfurter Regierung tritt bei Facebook kaum als Person des öffentlichen Lebens auf: Der 35 Jahre alte Planungsdezernent Mike Josef (SPD). Früher hatte er wie Feldmann eine offizielle Seite, heute ist sie eingeschlafen. „Ich halte nichts davon, aus einer Facebook-Seite so eine Art Arbeitsnachweis zu machen und jeden Termin, jedes Gespräch oder jeden vermeintlichen Erfolg zu posten“, sagt er. Ihm sei der Mehrwert einer Seite wichtig, deshalb überlege er, wie eine Reaktivierung sinnvoll sein könnte. Bis dahin sei er auf Facebook größtenteils privat. Das sei aber schwierig zu trennen – allein weil er bei Vorträgen und Berichten verlinkt würde. „Digitaler Austausch ist wichtig, ersetzt aber nie ganz den analogen Austausch“, sagt er.

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