Mit der CDU geht's abwärts

Die CDU hat ein Drittel ihrer Wähler verloren. Über die Gründe waren sich die Protagonisten einig: Die Große Koalition hat den Wahlkampf erschwert – und die Partei Stimmen gekostet.
Im Römer bilden CDU, SPD und Grüne eine Koalition. Dort sind die Grünen der kleinste Partner, der nun bei der Landtagswahl ganz groß rausgekommen ist. Spitzenpolitiker der CDU wussten auch warum: „Es ist ein deutliches Signal an die Große Koalition nach Berlin, die Arbeit zu verbessern“, sagte der Frankfurter Bundestagsabgeordnete Matthias Zimmer. Er gilt in Berlin als treuer Gefolgsmann von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Doch trotz der Verluste habe die hessische CDU ihr Ziel erreicht: „Es wird keine Regierung gegen die CDU geben und Volker Bouffier kann Ministerpräsident bleiben.“ Das Pilotprojekt einer schwarz-grünen Landesregierung sei noch nicht abgeschlossen, betonte Zimmer.
„Arbeit nicht gewürdigt“
Auch die ebenfalls im zweiten Frankfurter Bundestagswahlkreis direkt gewählte Abgeordnete Bettina Wiesmann (CDU) sprach von einer Denkzettelwahl für die Große Koalition (Groko) in Berlin. Das Wahlergebnis stünde in krassem Gegensatz zur erfolgreichen Arbeit von Schwarz-Grün in Hessen.
Der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein, im neuen, perfekt sitzenden Glencheck-Anzug, beklagte, dass die gute Arbeit der CDU in der Koalition in Wiesbaden vom Wähler nicht gewürdigt worden sei. „Berlin muss sich zusammenraufen“, forderte er.
Den Gegenwind aus Berlin bestätigte der CDU-Direktkandidat im Wahlkreis 35, Veljko Vuksanovic. „Die Bundespolitik hat uns sehr geschadet“, sagte er. Immer wieder sei er im Wahlkampf auf den Streit zwischen Merkel und Seehofer angesprochen worden. Erst seit der Bayernwahl sei ein bisschen Ruhe eingekehrt.
Vuksanovic war in Begleitung seiner Lebensgefährtin, Ingrid Heßler, erschienen. „Merkel hätte vor der Landtagswahl ihr Amt als Parteivorsitzende zur Verfügung stellen sollen. Das hätte uns geholfen und wäre mir lieber gewesen.“
Von „einem Wahlkampf in schwierigen Zeiten“ sprach auch der Frankfurter CDU-Kreisvorsitzende und Baudezernent, Jan Schneider. Die Große Koalition habe den Wahlkampf sehr erschwert. Der Diesel-Skandal sowie das Verhältnis zur CSU und die Causa Maaßen hätten dazu geführt, dass die gute Arbeit der CDU in Wiesbaden nicht entsprechend gewürdigt worden sei. Gleichwohl zeigte sich Schneider mit dem Wahlkampf der Frankfurter CDU zufrieden. „Wir haben uns im Strudel der Berliner Ereignisse nach oben gekämpft.“ Das erzielte Ergebnis liege über den letzten Umfragen.
Ist also die CDU mit einem blauen Auge davongekommen? „Mit zwei“, antwortete der Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler auf diese Frage angesichts des Frankfurter Ergebnisses.
„Es hätte schlimmer kommen können“, meinte der CDU-Fraktionschef im Römer, Michael Prinz zu Löwenstein. Das Wahlergebnis sei von Berlin bestimmt gewesen. „Alle, die mit der Berliner Regierung unzufrieden waren, gingen zu den Grünen.“ So erklärte Löwenstein den Höhenflug des Juniorpartners in der Römerkoalition. Das findet er aber besser, „als wenn die Leute zum rechten Rand gehen“. CDU-Fraktionsprecher Joachim Rotberg wies darauf hin, dass Hessen ein bedeutender Universitätsstandort sei und die Grünen naturgemäß davon profitierten.
Grüne profitieren
Altoberbürgermeisterin Petra Roth verwies auf das Phänomen, dass in einer Zweierkoalition bei Wahlen der Juniorpartner stets besser dastehe. Eine Meinung, die auf den Römerfluren häufiger geäußert wurde.
Dass die Grünen der große Profiteur der Groko sind, unterstrich auch Bürgermeister Uwe Becker, der zudem stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender ist. Die Grünen hätten die Schwäche der Groko klar erkannt und deswegen auch plakatiert: „Tarek statt Groko“. Die Streitereien hätten die bürgerlichen Wähler abgeschreckt, das erkläre den Erfolg der Grünen. Dennoch blickte Uwe Becker optimistisch in die Zukunft: „Wenn man in Berlin wieder in den Arbeitsmodus schaltet, ist deutlich mehr möglich.“