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Gemälde in Frankfurt gegen Spenden abzugeben

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Mirjam Riegger ist eine sehr produktive Künstlerin. Sie nutzte die Gelegenheit, um sich bei einer Ausstellung in der Paul-Gerhardt-Gemeinde von einigen ihrer Werke zu trennen. Die Idee zu der Schau für einen guten Zweck hatte Gemeindepädagoge Gerd Pfahl. FOTO: Michael Faust
Mirjam Riegger ist eine sehr produktive Künstlerin. Sie nutzte die Gelegenheit, um sich bei einer Ausstellung in der Paul-Gerhardt-Gemeinde von einigen ihrer Werke zu trennen. Die Idee zu der Schau für einen guten Zweck hatte Gemeindepädagoge Gerd Pfahl. FOTO: Michael Faust © Michael Faust

Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad lud am Wochenende zur Schau "Bilder suchen ein Zuhause".

Ab und an muss Platz für Neues geschaffen werden. So verhält es sich auch bei Malerin und Zeichnerin Mirjam Riegger, die sich von farbenfrohen Stillleben und Aktzeichnungen trennen wollte. Den Raum dafür gibt ihr die Paul-Gerhardt-Gemeinde, die in den vergangenen Jahren bereits heimische Kunst im Pfarrhaus in der Kelsterbacher Straße zeigte. Und so kam eins zum anderen: Über Mirjam Riegger wurde die Freundin Ingrid Klein aufmerksam, die Werke ihrer Tante Klara Kuhnle loswerden mochte. Mit weiteren Bildern anderer Kunstliebhaber entstand so die Ausstellung "Bilder suchen ein Zuhause".

Den passenden Rahmen hierfür bot das "Café Kelsterbacher" im Pfarrhaus in der Kelsterbacher Straße , zu dem die Gemeinde am ersten Samstag im Monat einlädt: "Samstags kommen die Menschen hierher, sonntags in den Gottesdienst, um dann anschließend durch die Ausstellung zu gehen und sich das ein oder andere passende Bild für zu Hause mitzunehmen", erklärt der Gemeindepädagoge Gerd Pfahl.

Kraftvolle

Körper

Rund 70 Besucher kamen am Wochenende zu Kaffee und Kuchen, bestaunten in rund 100 Gemälden und Zeichnungen die Vielfalt kraftvoller menschlicher Körper und Körperhaltungen, Tischdekorationen mit üppig sprießendem Gemüse sowie impressionistisch anmutender Landschaften und Städteansichten.

"Meine Tante Klara aus Stuttgart war Bibliothekarin und leidenschaftliche Hobbymalerin", erzählte Klein. Die so entstandenen Stillleben und Flusslandschaften stiftete sie ihrer Kirchengemeinde, die von dem Erlös wiederum karitative Projekte in Indien unterstützte. Eine gemeinnützige Aktion, wie sie sich auch Pfahl wünscht: "Denn die hier ausgestellten Bilder suchen ein neues Zuhause für eine Spende, die unserer Arbeit für Gemeindeglieder der Generation 50 plus zugutekommt", erklärte er.

In wenigen Monaten wechselt Pfahl auf eine andere Stelle nach Bad Schwalbach. "Aber allen Leuten, die ihre Bilder hierhergebracht haben, habe ich das Versprechen gegeben, dass sie sie nicht wieder mit nach Hause nehmen müssen", betonte er im Hinblick auf interessierte Seniorenheime, mit denen er bereits im Kontakt ist.

Wer sich am Wochenende für die Kunst interessierte, bekam zu einigen Objekten auch eine Geschichte mit auf den Heimweg. Etwa zu dem Porträt eines älteren Mannes, für das Riegger sich besonders viel Zeit genommen hatte: "Der Mann hat mir seine ganze Lebensgeschichte erzählt, die vor allem durch seine Erfahrungen als KZ-Häftling geprägt waren", erzählt die Künstlerin. "Das war für ihn wie eine Befreiung."

Anders als bei Porträts komme es bei Akten auf verschiedene Posen zu Körperhaltungen und -bewegungen der abzubildenden Modelle an. "Das Gesicht spielt hier nicht die zentrale Rolle, man kann es sogar anonymisiert darstellen." Eine besondere Herausforderung stelle auch die Konzentration der Modelle auf die jeweilige Position dar: Denn manche Akte brauchen nur wenige Minuten, andere schon eine längere Zeitspanne stiller Körperhaltung. Nach solchen Kriterien würden auch die Honorare bemessen.

"Die Stillleben bieten wiederum die Möglichkeit, vielen alltäglichen Dingen eine ganz besondere Geltung zu verschaffen, die sonst eher unbeachtet bleiben", berichtete Riegger weiter. So etwa Teller, Tassen und Flaschen, die durch komplementäre Farben ein ganz neues Eigenleben entwickeln. Oder der Kohlrabi, der seine langen Triebe und Blätter wie Tentakel auszubreiten scheint.

Die Inseln und Flussläufe mit Segelbooten von Klara Kuhnle könnte Inge Klein fast überall in Europa ansiedeln. "So genau kannte ich ihre Vorlagen und Inspirationen dann nicht", räumte sie ein. "Aber durch den Verkauf über ihre Gemeinde hat meine Tante sicher vielen Studenten und Patres in Indien geholfen."

Gelungene

Lichteffekte

Auch eine Straßenszene in Paris, offenbar kurz nach einem nebligen Regenschauer entstanden, gab Anlass für so manche Kunstbetrachtung - auch wenn sich der Künstler nicht ermitteln ließ. "Licht- und Spiegeleffekte sind gut gelungen, Gesichter und Anatomie der Pferde gehörten aber nicht so zu den Stärken", so Pfahl. Gernot Gottwals

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