1. Startseite
  2. Frankfurt

Geschlechterneutrale Toiletten kommen nicht bei allen gut an

Kommentare

Die Toilette am Südbahnhof.
Die Toilette am Südbahnhof. © Stadt Frankfurt

Sauberkeit der neuen WC-Anlage im Südbahnhof lässt zu wünschen übrig - Ortsbeirat fordert Umbau.

Kaum waren die neuen Unisex-Toiletten am vergangenen Freitag zum ersten Mal geöffnet, wurden sie rege in Anspruch genommen: Am Nachmittag war schon das Klopapier aus, das meiste davon verteilte sich allerdings auf dem Boden der nigelnagelneuen WC-Kabinen im Südbahnhof.

Daran, dass die drei Toiletten und die barrierefreie WC-Kabine von allen Geschlechtern von weiblich über männlich bis divers genutzt werden können, mussten sich viele Besucher offenbar erst gewöhnen. Weniger die Frauen schienen darunter zu leiden. Beobachtungen zufolge waren es Männer, die sich offenbar schämten, nach links zu den Urinalen zu gehen. „Da kann doch jeder reingucken“, sagten sich männlichen Besucher des Wochenmarkts auf dem Diesterwegplatz. Tatsächlich sind die Urinale von vorne nicht zu sehen, der Bereich wirkt aber offen, da es keine Tür gibt.

Pilotprojekt der Stadt

All diese Beobachtungen schilderten die Seniorenbeauftragte Margit Grohmann und die fraktionslose Ortsbeirätin Angelika von der Schulenburg am Freitagabend im Ortsbeirat 5, wo die neuen Toiletten seit Monaten ein umstrittenes Thema sind. „In den Kabinen fehlen Mülleimer, das Waschbecken in einer der Kabinen, das versprochen wurde, fehlt auch.“ Von der Schulenburg resümierte: „Da muss nachgebessert werden.“

Verabschiedet wurde am selben Abend sogar ein Antrag der Grünen, der den kompletten Umbau der Anlage fordert: „Der Zugang zu den Unisextoilettenkabinen darf nicht im hinteren Bereich liegen, der von der Bahnhofshalle und für das dort anwesende Sicherheitspersonal nicht einsehbar ist. Die Unisextoiletten müssen im vorderen Bereich liegen, damit soziale Kontrolle sichergestellt und Wachpersonal erreichbar ist. Die nur für Männer nutzbaren Stehtoiletten können im hinteren Bereich liegen“. Grüne, SPD und Linke stimmten dafür, die BFF dagegen, CDU und FDP enthielten sich.

In der gestrigen Umfrage dieser Zeitung wollten Kritiker der Toiletten nicht mit Foto abgebildet werden. Am Dienstagnachmittag schimpfte eine Frau, dass die Toiletten von Stehpinklern vollgepinkelt und unbenutzbar seien. Ein junger Mann, der als Aufseher von der Stadt täglich sechs Stunden im Einsatz ist, schilderte seine Eindrücke: „Die meisten Leute sind unzufrieden. Es wird zu wenig sauber gemacht.“ Zwei Mal täglich werde geputzt. „Das reicht nicht.“

Die öffentlichen geschlechterübergreifenden Toiletten im Südbahnhof sind die ersten der Stadt. 448 000 Euro gab sie dafür aus, der Bau dauerte zehn Monate. Die alten WCs in dem Anfang der 1980er Jahre errichteten Gebäude waren sanierungsbedürftig gewesen. Die Toiletten sind täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Dem Pilotprojekt sollen weitere folgen. Die Römerkoalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt hat sich das Ziel gesetzt, dass öffentliche Toiletten in Frankfurt diskriminierungsfrei werden. Die Stadtverwaltung will in den nächsten Wochen prüfen, wie die geschlechtsneutralen Toiletten bei der Bevölkerung ankommen. Nutzer können an einer Umfrage des Amts für Bau und Immobilien im Internet unter umfrageservice.frankfurt.de/toilettenanlage0ffmsuedbahnhof teilnehmen und ihre Meinung zur Toilette mitteilen.

Stefanie Wehr

Auch interessant

Kommentare