Gespenstische Atmosphäre gruselt 1000 Frankfurter Kinder

Abenteuerspielplatz Colorado Park wird zum 25. Mal zur leuchtenden Anderswelt.
Michael Paris trägt an diesem Abend Feuerrot und hat eiskalte Hände. „Es ist schon ganz schön frisch“, sagt der Vorsitzende vom Verein Abenteuerspielplatz Riederwald lachend, bevor er Richtung Lagerfeuer geht, um sich aufzuwärmen. Vorbei an dem riesigen Baum, der mit goldblauen Lichterketten wie ein fröhlicher Alien aussieht, vorbei an den vielen von Kindern selbst gebauten Hütten, die schaurig beleuchtet sind und in denen Fledermäuse tanzen, Gespenster grinsen und Spinnen spinnen.
Das Fest ist älter als Halloween in Deutschland
„Lichterzauber-Anderswelt“ heißt das Spektakel, das am Freitagabend zum 25. Mal im Colorado Park gefeiert wurde und wieder einmal weit über 1000 Kinder auf das Gelände des 8000 Quadratmeter großen Abenteuerspielplatzes lockte. „Wir haben das Fest schon gemacht, als in Deutschland noch gar kein Halloween gefeiert wurde“, so Paris grinsend. Es sind auch weniger Kürbisse und Runkelrüben, die die gespenstisch-schöne Atmosphäre ausmachen, sondern kunstvolle Figuren, die aus Hütten grinsen, die Schiffschaukel besetzen und in eine Reise ins nächtliche Abenteuerland einladen.
Überall wuseln Leuchtstäbe, die in Regenbogenfarben blinken. Jedes Kind bekommt einen geschenkt, und ob aus Spaß oder vor Grusel, werden sie ununterbrochen geschwenkt und gewackelt. Nur dort, wo vor dem Spielplatz mehr Licht ist und es Kinderpunsch, Glühwein, Apfel-Glühwein, Kaffee, Tee, Brezeln, Würstchen und Crêpes gibt, werden die Stäbe zur Seite gepackt und mit Leckereien getauscht.
Hinter dem Eingang warten Teufel, Knollennasen-Figuren, merkwürdige Tiere und Schauerliches auf die kleinen Besucher. „Mama, schau mal, hier wohnen Einhörner“, ruft Luzie (7) an einer kleinen Hütte voller Gitterlichterketten, vor denen sich drei riesige Einhörner aneinander kuscheln. Pete (6) will gar nicht weg von den großen Vögeln, die lustig in grünem Licht schillern und gleich losfliegen scheinen zu wollen. Sehr voll ist es weiter hinten auf dem Spielplatz, wo die Shows stattfinden. Das Antagon Theater AKTion kommt mit riesigen Stelzentieren und einer Feuershow, die nicht nur die Kinder völlig in den Bann zieht. Auch die Eltern sind hin und weg vom Können der Schauspieler und Künstler.
Neben dem Lagerfeuer, an dem sich Michael Paris seine durchgefrorenen Hände wärmt, erzählt derweil Rudi Gerharz Märchen. Nicht nur eines, sondern gleich zwei in einer Erzählung. Auch er bekommt staunenden Applaus. Die Mischung aus dem Spektakel von Antagon und den leisen Märchen ist gelungen. Kleine Kinder probieren sich an der Schattenwand, an der sie wachsen und schrumpfen, kleine Ungeheuer tauchen leuchtend wie aus dem Nichts auf und sorgen für wohligen Gruselspaß.
Eine Woche dekoriert
Holger Wiegel ist als Zeitreisender „à la Orson Welles“ verkleidet und strahlt. Der Leiter des Abenteuerspielplatzes Riederwald ist froh, dass die vielen kleinen und großen Besucher so viel Spaß haben. „Wir haben eine ganze Woche lang dekoriert, gebaut, gestaltet und geschmückt. Es hat sich eindeutig wieder gelohnt“, sagt er, als immer wieder Kinder und Eltern zu ihm kommen, um die Lichterzauber-Anderswelt zu loben. „Nur eine Beschwerde hat es bisher gegeben“, verrät er. „Ein Neunjähriger findet es nicht gruselig genug“, meint Wiegel lachend. „Allen anderen ist es gruselig und spaßig genug.“
Vincent (4) zieht seine Eltern an der Hand zu ihm. „Das ist echt cool hier“, sagt der Kleine, der seit zwei Jahren regelmäßig herkommt, um zu spielen und Hütten zu bauen. „Wenn es nach ihm geht, kommt er jeden Tag hierher“, sagt seine Mutter, die begeistert ist vom Abenteuerspielplatz, auf dem Kinder so viel erleben können, wie sie möchten. Auf die Fliegerbrille von Wiegel hat Vincent keine Lust. „Die kannst du behalten“, sagt er und rennt zu kleinen und großen Geistern in einer der Hütten. „Du bist nicht sehr gruselig. Aber die hier, die machen Gänsehaut“, ruft er dem Leiter des Colorado Parks zu, der grinsend nickt und den Kindern zuguckt, wie sie sich im Lichterland verzaubern lassen.