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Gesucht: Neue Bleibe für die Tauben

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Von: Gernot Gottwals

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Unermüdliche Kämpferin für Stadttauben: Gudrun Stürmer.
Unermüdliche Kämpferin für Stadttauben: Gudrun Stürmer. © rüffer

Häuser an der Hauptwache und dem Gericht müssen schließen

Für das Stadttaubenprojekt wird es eng: Denn die letzten beiden innerstädtischen Taubenhäuser in den Parkhäusern an der Hauptwache und am Gericht wurden zum Monatsende durch die FAAG gekündigt, eine Tochterfirma der ABG-Holding. Alternative Standorte sind vorerst nur schwer in Sicht.

Viel Kot und Dreck

„Hinzu kommt, dass uns die Kapazitäten zum Abbau fehlen, der an den beiden Parkhäusern viel komplizierter als zuletzt am Westbahnhof ist“, sagt die Vorsitzende des Stadttaubenprojektes Gudrun Stürmer. Zu den Kündigungen selbst gebe es weiter nichts mehr zu sagen, bekräftigt ABG-Chef Frank Junker auf Anfrage. Als Grund für die Kündigung wurden nachlässige Pflege durch das Stadttaubenprojekt und unzumutbare Mengen an Taubenkot angegeben, weshalb sogar Wartungsfirmen dort nicht mehr arbeiten würden. Außerdem soll an der Hauptwache eine Photovoltaikanlage errichtet werden.

Stürmer hält diese Vorwürfe für völlig überzogen und versteht nicht, warum die FAAG nicht zunächst das Gespräch mit ihr gesucht habe, statt gleich eine Kündigung auszusprechen. Auch die Grünen im Ortsbeirat 1 springen dem Projekt bei und haben eine Magistratsvorlage verabschiedet: Darin fordern sie den Erhalt der Taubenhäuser „Hauptwache“ und „Am Gericht“. Sollte die Gebäudeeigentümerin ihre Kündigungen nicht zurücknehmen, soll der Magistrat sicherstellen, dass vor dem Rückbau der Taubenhäuser neue Standorte gefunden werden. Zudem sollen weitere Standorte an den einschlägigen Brennpunkten für Taubenhäuser ausgewiesen werden.

„In der Innenstadt gibt es bereits jetzt viel zu wenige Taubenhäuser“, stellen die Antragsteller Alex Mitsch, Andreas Laeuen und Anna Warnke in ihrer Begründung fest. Gewöhnlich könne ein Taubenhaus von circa 300 Tauben bewohnt werden, ohne dass sich Konflikte untereinander ergeben.

Die beiden genannten Taubenhäuser würden als einzige von etwa 2000 Stadttauben völlig überrannt, so dass sich Futterschwärme bildeten, die nur zum Futtern in die Häuser fliegen und wegen Platzmangel wieder hinaus müssten. Daher müssten mehr statt weniger Taubenhäuser aufgestellt werden, was zu mehr Sauberkeit für Mensch und Tier führen würde.

„Das Taubenhaus an der Hauptwache wurde 2010 erbaut und beheimatet momentan etwa 150 Tiere“, stellt Stürmer fest. Das Taubenhaus am Gericht folgte 2018, dort sind derzeit etwa 200 Tauben angesiedelt. An beiden Standorten, die von der Stabsstelle Sauberes Frankfurt errichtet und auch finanziert wurden, kontrolliert eine festangestellte Kraft des Stadttaubenprojektes die Population, indem sie gelegte Eier durch Gipseier austauscht und so eine unkontrollierte Vermehrung der Tauben verhindert.

Stürmer geht davon aus, dass ein Großteil der Verunreinigungen in den beiden Taubenhäusern auf menschlichen Abfall nach illegalem Aufenthalt zurückzuführen ist. Das wiederum stellt Junker in Abrede, anhand von Federn und Kot könnten die Verunreinigungen eindeutig den Tauben zugewiesen werden. Das Verhältnis zwischen dem Verein und der ABG gilt als angespannt, zumal heute ein Gerichtstermin ansteht, da der Verein eine Tür in einer Griesheimer Liegenschaft aufgebrochen hatte, um eingesperrte Tiere zu retten.

Gnadenhof in Oberrad

Das Stadttaubenprojekt, das zudem in Oberrad einen Gnadenhof betreibt, erhält vom Ordnungsamt einen monatlichen Zuschuss von 1600 Euro. „Doch das Geld brauchen wir für Futter und die hauptamtliche Kraft, die die Taubenhäuser betreut. Eine Fachfirma für den komplizierten Abbau, der im Parkhaus an der Hauptwache sogar auf dem Dach erfolgen muss, können wir davon nicht bezahlen“, erklärt Stürmer.

Sowohl die Stabsstelle Sauberes Frankfurt als auch das Umwelt- und Ordnungsdezernat bieten Unterstützung bei der Suche nach neuen Standorten an. „Doch die Bereitschaft, diese zur Verfügung zu stellen, ist generell gering“, bedauert Claudia Gabriel, Leiterin der Stabsstelle Sauberes Frankfurt. In Planung befindet sich derzeit noch ein Taubenhaus im Ostend an der Hanauer Landstraße. „Ein wünschenswerter Standort könnte das Untersuchungsgefängnis im Klapperfeld sein“, meint Stürmer. got

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