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Gewalt im Bahnhofsviertel steigt - Polizei bringt Waffenverbotszone in Frankfurt erneut ins Gespräch

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Von: Christoph Sahler

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Die Polizei Frankfurt stellt ihre Kriminalitätsstatistik 2022 vor. Ein Hauptproblem bleibt das Bahnhofsviertel. Aber es gibt auch erfreuliches.

Frankfurt - Die Polizei Frankfurt hat am Freitag (31. März) auf einer Pressekonferenz die Kriminalstatistik 2022 vorgestellt. Polizeipräsident Stefan Müller präsentierte gemeinsam mit Leitern des Abteilungsstabes und der Kriminaldirektion die neusten Erkenntnisse zur Kriminalitätsentwicklung und -schwerpunkten in der Mainmetropole.

Müller schickte eingangs vorweg, dass die Zahlen vor dem Hintergrund der geringeren Kriminalitätsbelastung während der Corona-Jahre 2020 und 2021 in Relation zu setzen sind. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr wurde ein Anstieg der Fallzahlen um 13,1% Prozent registriert. Gemessen am vorpandemischen Straftataufkommen ist die Fallzahl aber gesunken“, erklärte Müller. 2019 lag die Zahl um 4,7 Prozent höher als 2022.

Gewalt im Bahnhofsviertel steigt - Polizei Frankfurt vermutet Folge der Corona-Pandemie

Einen großen Teil der Ausführungen nahm die weiterhin problematische Situation im Frankfurter Bahnhofsviertel ein. Hier sind die Fallzahlen um mehr als ein Fünftel gestiegen. Die Anzahl der Körperverletzungen stieg um 30,2 Prozent, Fälle von Taschendiebstählen haben sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Und auch der Straßenraub im Bahnhofsviertel stieg um 65,2 Prozent.

Im Frankfurter Bahnhofsviertel ist die Polizei besonders gefordert.
Im Frankfurter Bahnhofsviertel ist die Polizei besonders gefordert. © Boris Roessler/dpa

Aber warum ist das so? Bereits seit 2015 sei eine steigende Tendenz der Fallzahlen im Bahnhofsviertel zu erkennen. Der Leiter des Abteilungsstabs, Marco Weller, erklärte sich den Zuwachs des vergangenen Jahres als eine Folge der Corona-Pandemie: „Die Zündschnur scheint bei vielen kürzer geworden zu sein. Wir beobachten gerade in der Öffentlichkeit, dass die letzten beiden Jahre mit eingeschränkten Sozialkontakten mutmaßlich negativ auf die Fähigkeit gewirkt haben, Konflikte verbal und gewaltfrei zu lösen. Das Bedürfnis, die Pandemiejahre nachzuholen, scheint zudem zu einer Enthemmung und zu einem intensiveren Ausleben geführt zu haben.“

Polizei Frankfurt für Waffenverbotszone im Bahnhofsviertel - Blick auf EM 2024

Die Corona-Pandemie habe im Bahnhofsviertel außerdem zu einer stärkeren Verelendung und in Kombination mit dem hohen Straftataufkommen, auch unter Verwendung von Waffen, zu einer besonderen Problemlage geführt. Um dem entgegenzuwirken, sprach sich Polizeipräsident Müller erneut für die Einrichtung einer Waffenverbotszone rund um den Hauptbahnhof Frankfurt aus.

Außerdem fordert er die Modernisierung, beziehungsweise Installation, von Videoschutzanlagen. Beide Maßnahmen stellten sinnvolle Ergänzungen der polizeilichen Konzepte dar und seien mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr wichtige Sicherheitsbausteine. Die EM findet im Juni und Juli 2024 in Deutschland statt. Im Deutsche-Bank-Park in Frankfurt werden vier Partien der Gruppenphase sowie ein Achtelfinalspiel ausgetragen.

Mehr Angriffe auf LGBT-Mitglieder - Einbrüche in Frankfurt auf historischem Tiefstand

Ein weiteres Thema, auf das die Polizei Frankfurt mit ernster Miene blickt, ist der Anstieg von verbalen und körperlichen Angriffen auf Angehörige der LGBT-Community. 2022 wurden 38 Fälle erfasst. Das entspricht einer Steigerung von 22 Vorkommnissen im Vergleich zum Vorjahr. Müller führte hierzu aus: „Wir haben Maßnahmen zum Schutz der Szene initiiert und stehen im engen Austausch mit den jeweiligen Interessensvertretern der Community, um die gemeinsame Vertrauensbasis weiter zu stärken. Es ist unsere Aufgabe, die Rechte aller Bürgerinnen und Bürger zu schützen - egal welcher Herkunft, Religionszugehörigkeit, sexuellen Orientierung oder sexuellen Identität sie angehören.“

Abschließend hatten die Frankfurter Beamten auch noch eine positive Nachricht zu verkünden: Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat in der Mainmetropole seit Beginn der bundeseinheitlichen Erfassung im Jahr 1971 einen historischen Tiefstand erreicht. Entgegen dem allgemeinen Hessentrend sanken die Fallzahlen in Frankfurt auch 2022 weiter. „Dieses Ergebnis ist besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden Stadtbevölkerung erwähnenswert. Während 1971 noch jede 166. Wohnung Gegenstand eines Einbruchs war, ist es heutzutage nur noch jede 584.“, erklärte Kriminaldirektor Lekic. (csa)

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