Eine halbe Stunde Polen in Frankfurt: Der Promo-Supermarkt verkauft polnische Waren
Der polnische Supermarkt „Promo“ bietet manchen Kunden und Kundinnen ein Stück Heimat. Er hat mitten in der Pandemie eröffnet.
Frankfurt – Wieso sie so gerne hier einkaufe? „Es ist eben einfach mal was Neues“, antwortet Sarah Santos, die gerade im polnischen Supermarkt „Promo“ in der Ginnheimer Landstraße 110 in Frankfurt ist. Der Halbportugiesin gefällt, dass die polnische Küche Ähnlichkeiten mit dem Essen aus ihrer Heimat aufweise. „Mein Mann und ich kommen immer abwechselnd hierher und probieren uns durch die Regale“, berichtet die Heddernheimerin. Sie ergänzt scherzend: „Ab und zu gibt es zwar an der Kasse Verständigungsschwierigkeiten, mit Hand und Fuß kommen wir aber immer weiter.“
Polnischer Supermarkt „Promo“ in Frankfurt öffnete 2020
„Promo“ hat im Dezember 2020 eröffnet – und damit mitten in der Pandemie. Neben der Filiale in Ginnheim gibt es noch eine Filiale in Hanau und vier weitere Standorte in Nordrhein-Westfalen. Monika Podkowa, Filialleiterin in Ginnheim, erzählt, dass gerade die Pandemie ihrem Laden paradoxerweise zu einem erfolgreichen Start verholfen hatte. „Viele Polen und Polinnen konnten in dieser Zeit nicht nach Hause fahren, wollten aber trotzdem etwas Traditionelles und ein Stückchen Heimat an Weihnachten auf dem Tisch haben.“ Teilweise bildete sich eine meterlange Schlange vor dem Laden.

Podkowa kommt ursprünglich aus der Nähe von Posen, kam 2013 nach Deutschland und lebt seitdem in Ginnheim. Eine Freundin hatte sie damals auf die Eröffnung der Filiale aufmerksam gemacht, woraufhin sie sich sofort als Leiterin bewarb. „Ich habe mich so gefreut. Ich habe das durch meine Gedanken zu mir gebracht“, erzählt die gebürtige Polin und lächelt.
Polnischer Laden in Frankfurt-Ginnheim
Das Besondere an den polnischen Produkten sei, dass sie anders als deutsche Lebensmittel gewürzt sind, erzählt Podkowa. Das gefalle auch vielen deutschen Leuten. Gleichzeitig gebe es viele Polen und Polinnen in Ginnheim, die „den Geschmack ihrer Kindheit wieder schmecken möchten“. Die Filialleiterin ergänzt stolz, dass auch viele Kunden und Kundinnen größere Entfernungen auf sich nähmen: „Viele fahren 60 bis 80 Kilometer, um bei uns einzukaufen.“
Weitere Läden
Neben dem „Promo“ gibt es noch andere Geschäfte in Frankfurt für polnische Lebensmittel.
Dazu zählen unter anderem der Feinkostladen „Polnische Spezialitäten WiKa“ in der Leipziger Straße 66 in Bockenheim. Außerdem gibt es „Pol-Kost Lebensmittel“ in der Pfingstweidstraße 9a im Stadtteil Ostend und „Wiejska Chata – Polnische Spezialitäten“ in der Starkenburger Straße 56 in Fechenheim.
Welche polnischen Produkte sich besonders gut verkaufen und warum, möchte Podkowa nicht so genau sagen: „Das ist unser Geheimnis“, sagt sie und lächelt etwas verschwörerisch. Beliebt seien in jedem Fall die bekannten polnischen Teigtaschen Piroggen, polnische Grütze und ein Getränk namens „Helena Oranzada“. Die Ginnheimerin schätze persönlich am meisten Piroggen mit Kraut und Pilzen, Toffee sowie polnischen Käsekuchen. Die Produkte im „Promo“, darunter auch polnisches Saisongemüse, werden alle importiert und nur in Ausnahmefällen aus deutschen Lagern geliefert.
Im Promo-Supermarkt in Ginnheim arbeiten zehn Menschen
Das Team des „Promo“ besteht neben Podkowa und einem zweiten Filialleiter aus acht Leuten. „Wir verstehen uns gut und arbeiten alle gerne zusammen, das ist mein größter Stolz“, erzählt die Filialleiterin und fügt hinzu: „Unsere Kunden sagen, es fühlt sich bei uns an wie in Polen. Wir haben polnisches Radio, sprechen polnisch, verkaufen polnische Lebensmittel. Wenn die Leute bei uns einkaufen, können sie eine halbe Stunde in Polen verbringen.“
Andrzej Tkaczyk kommt ein Mal die Woche aus Rödelheim in den „Promo“. Der 64-Jährige kommt aus der Nähe von Lublin und lebt seit 13 Jahren in Deutschland. Zuletzt arbeitete er als Gärtner auf dem Bockenheimer Friedhof und verbrachte seine Mittagspause immer im „Promo“. Der Supermarkt helfe ihm, sich in Frankfurt zu Hause zu fühlen: „Seitdem ich hier bin, bin ich wie neugeboren. Heute ist Frankfurt meine Stadt“, sagt Tkaczyk. (Sonja Ruf)
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