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Schauriger Fund bei Bauarbeiten: Dutzende Skelette unter Frankfurter Schule entdeckt

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Von: Judith Dietermann

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Beim Bau von Containern an der Michael-Ende-Schule im Frankfurter Stadtteil Rödelheim ist ein alter Friedhof gefunden worden.

Frankfurt – Große Aufregung auf dem Hof der Michael-Ende-Schule in der Assenheimer Straße: Bei den Arbeiten für die neue temporäre Containeranlage, die zwölf zusätzliche Räume für Unterricht und Betreuung schaffen soll, wurden im Erdboden menschliche Knochen entdeckt. Ungefähr 95 bis 155 Zentimeter unter der Oberfläche. Sowohl das Denkmalamt als auch die Mordkommission rückten an - ein üblicher Vorgang, wenn menschliche Skelette unter dubiosen Umständen im Stadtgebiet gefunden werden. Wie eben jetzt in Rödelheim.

Schnell war jedoch klar, dass es sich nicht etwa um einen oder mehrere Mordfälle sowie die anschließende Verscharrung im Erdreich handelt. Im Gegenteil: In sorgsam angelegten Gräbern, 59 an der Zahl auf einer Fläche von 180 Quadratmetern, wurden die Toten unter dem heutigen Schulhof beigesetzt. „Sie wurden also regulär bestattet“, heißt es aus dem Denkmalamt. Und zwar auf dem einstigen Rödelheimer Friedhof, wie ein Blick in alte Karten zeigte.

Eine der freigelegten Bestattungen. Typisch für Christen liegt das Skelett auf dem Rücken, die Hände im Becken. Foto: Denkmalamt
Eine der freigelegten Bestattungen. Typisch für Christen liegt das Skelett auf dem Rücken, die Hände im Becken. © Elke Sichert

Skelette in Frankfurt-Rödelheim entdeckt: Funde aus dem 19. Jahrhundert

Auf dem Rücken liegend, wurden die Verstorbenen zur letzten Ruhe gebettet, gemäß dem christlichen Ritus mit gefalteten Händen. Beigaben wurden jedoch nicht gefunden. Stattdessen aber zahlreiche Stecknadeln, die wohl von Leichentüchern stammen und dokumentiert wurden. Zudem wurden einigen der Verstorbenen persönliche Dinge mit ins Grab gelegt - wie etwa eine beinerne Haarspange.

Datiert werden die Gräber nach diesen Funden ins 19. Jahrhundert, also in die Endphase des alten Rödelheimer Gottesackers. Bestattet werden sollen die Toten nun auf dem Friedhof in Westhausen. Auf einer Karte von 1850 ist das alte Friedhofs-Areal noch verzeichnet. Die Gräber auf dem neuen Rödelheimer Friedhof an der Westerbachstraße, ehemals Sossenheimer Weg, entstanden in den Jahren 1878 und 1879.

Trotz Gräberfund in Frankfurt: Keine Hinweise auf die Lukaskirche

Neben oder nahe des Friedhofs in der Assenheimer Straße erbaut wurde einst auch die Lukaskirche, ihr Standort konnte bei den aktuellen Ausgrabungen aber nicht nachgewiesen werden. Auch auf einer 1961 von Hans Kunz gezeichneten Karte ist die Kapelle eingetragen - allerdings mit einem Fragezeichen. Das mittelalterliche Baudatum des Gotteshauses ist ebenfalls unbekannt. Ab 1372 ist es urkundlich belegt und wurde 1808 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Weil aber zumindest die Lage des alten Friedhofes durch den Fund der Gräber eindrucksvoll dokumentiert werden konnte, werde die Archäologie sicher auch bei der nächsten Baumaßnahme an der Schule wieder vor Ort sein, heißt es dazu vonseiten des Denkmalamts.

Polizeiabsperrung: Auf der Baustelle an der Michael-Ende-Schule in Rödelheim arbeiteten Mordkommission und das Frankfurter Denkmalamt zusammen. FOTOs: E. Sichert, Denkmalamt
Polizeiabsperrung: Auf der Baustelle an der Michael-Ende-Schule in Rödelheim arbeiteten Mordkommission und das Frankfurter Denkmalamt zusammen. © E. Sichert, Denkmalamt.

Dass das Areal nach der Aufgabe des alten Friedhofes neu bebaut wurde, ist übrigens nicht unüblich. Denn auch im 19. Jahrhundert währte die Grabruhe nicht ewig. In der heutigen Zeit liegt die Ruhefrist übrigens bei 20 bis 35 Jahren nach Bestattung.

Die Rödelheimer Fläche stand jedenfalls nach Auflassung des alten Friedhofes schon bald für eine neue Nutzung zur Verfügung. Errichtet wurde dort die Rödelheimer Knabenschule, die 1914 in Körnerschule umbenannt wurde und mittlerweile als Michael-Ende-Schule firmiert. (Judith Dietermann)

Bei Bodenuntersuchungen wurde im letzten Jahr nahe Frankfurt bereits ein Skelett gefunden. Für Archäologen war es ein „besonderer Fund“.

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