Gretas feine Nase schnüffelt für den Artenschutz

Wer gegen das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verstößt, schadet der Natur und muss mit hohen Bußgeldern rechnen. Am Frankfurter Flughafen setzt der Zoll speziell ausgebildete Artenschutz-Spürhunde ein. So wie Greta.
Frankfurt -Schwanzwedeln, laufen, schnüffeln, noch mal schnüffeln, starr stehen bleiben und mit der braunen Nase an einen Koffer stupsen. Greta (6) bellt nicht, jault nicht und fiept nicht, wenn sie arbeitet. Sie steht still und stupst an den Reißverschluss des Koffers, wenn sie Alexandra W. (49) ihren Verdacht in der Gepäckhalle mitteilt. Ob sie Fell, Vogelfedern, Muscheln, Korallen, Kaviar, Elfenbein, präparierte Tiere oder lebende exotische Tiere wittert, weiß die Hundeführerin der schokoladenfarbenen Labradordame nicht. Da die 130 Koffer gerade aus Südamerika kommen, sind Löwenfell und Nashorn-Horn aber eher unwahrscheinlich.
W. klickert kurz. Greta entspannt sich, guckt W. an und scheint zu grinsen. „Feines Mädchen, toll gemacht“, sagt W. und gibt ihrer Kollegin auf vier Pfoten ein Leckerli. Die beiden angestupsten Koffer stellt sie zur Seite, um sie zu röntgen und zu durchsuchen. „Was genau Greta riecht, wissen wir nicht. Das Geruchs-Spektrum ist viel breiter als das von Menschen“, so W. Sie vergleicht es mit einer Currywurstbude oder einer Parfümerie. „Wir riechen Currywurst oder starke intensive Düfte. Die Hunde unterscheiden jedes Gewürz, Rind- oder Bratwurst, die Frittieröl-Art, die Parfümmarke und jeden einzelnen Duftstoff darin“, erzählt sie lachend.
Hier harte Ermittlerin, daheim Kuscheltier
Greta ist seit sie neun Monate alt ist an ihrer Seite und seit 1996 ihr dritter Artenschutz-Spürhund, der mit ihr Dienst am Frankfurter Flughafen leistet. Am Flughafen ist Greta eine konzentrierte Schnüfflerin, zu Hause ein kinderliebes verspieltes Kuscheltier.
Greta ist es egal, ob die Koffer neu oder alt sind, ob Hartschale oder Tasche, ob bunt oder Massenware. Für sie zählt nur, ob etwas Verbotenes drin ist. Zehn bis 20 Minuten am Stück kann sie verdächtige Koffer aufspüren, danach ist Pause. „Es ist sehr anstrengend, in kurzer Zeit so viele Gerüche aufzunehmen und zu identifizieren“, weiß W.
30 Spürhunde sind beim Hauptzollamt Frankfurt am Main im Dienst. Sie suchen Drogen, Bargeld und Tabak. Greta und zwei weitere Hunde sind für Artenschutz zuständig. Sprecherin Christine Straß zeigt ein Postpaket aus dem Kongo mit einer Holzente. „Die haben wir im März gefunden. Im Inneren der Ente sind 41 Reißzähne von Löwen versteckt, die in Bauschaum verklebt waren“, erzählt sie kopfschüttelnd. „Wir haben auch schon ganze Walrosshörner verziert mit Schlittenhunden und Elchen aus Walrosshorn oder Schildkrötenpanzer gefunden. Es gibt nichts, was es nicht gibt.“
Es entsetzt sie immer noch, wozu Menschen in der Lage sind. „Vor langer Zeit habe ich bei einer Kofferdurchsuchung eine Tüte voller Baby-Schimpansenhändchen gefunden. Der Mann war im Transit und wollte Schlüsselanhänger daraus machen. Er wurde verhaftet.“
Asservatenkammer als Gruselkabinett
Sie zeigt die Asservatenkammer, die wie ein Gruselkabinett wirkt. Das Ohr eines afrikanischen Elefanten, das mit einem Elefanten bemalt ist, ein Eisbär, der im Rollkoffer transportiert wurde, ausgestopfte Luchse, Servale, Schlangen, Krokodile, ein präparierter Affenkopf mit Eisenbeschlägen, Elfenbeinschnitzereien, 14-Kilo-Stoßzähne, die dreigeteilt in einem Rucksack waren, Schlangen in Flaschen.
Greta hat Pause und darf zum Wäldchen in der Nähe des Flughafens. Sie schnuffelt. Hier aber so wie jeder andere Hund. „Sie trennt Dienstliches und Privates. Bei einem Vogelnest in einem Baum stupst sie nicht“, sagt W. lachend. Sie und Straß beobachten die verspielte und verkuschelte Hündin, die sich ausgiebig im Gras wälzt und stolz ein dickes Stöckchen herumträgt.
Während Greta gerade nicht an Arbeit denkt, bleiben die Zollbeamtinnen im Thema. „Die meisten Leute machen sich keine Gedanken, was sie im Urlaub einkaufen und mitnehmen. Sie denken, sie unterstützen die Leute vor Ort, und dass das Tier ohnehin tot ist. Das stimmt nicht. Wenn ein Tier verkauft ist, wird das nächste getötet. Man kann den Leuten auch helfen, wenn man Stoffe oder Kunst kauft, und sollte einfach die Finger von Muscheln, Korallen und allen tierischen Produkten lassen. Das rettet die Artenvielfalt und die Menschen.“
Bis zu 50 000 Euro Bußgeld und fünf Jahre Gefängnis möglich
Bußgelder für die Einfuhr verbotener „Souvenirs“ können bis zu 50 000 Euro und fünf Jahre Gefängnis betragen. Die beiden Koffer, die Greta angestupst hatte, haben nichts Schlimmes gezeigt. Greta hat Salzwasser an feuchten Badeklamotten und an einer Taucherbrille gerochen. „Das sind unsere Lieblingsfunde“, sagt W. „Es ist schlimm genug, dass wir zwei- bis dreimal am Tag richtig Artenschutzrelevantes finden.“ Greta ist wieder im Dienst am Flughafen. Schwanzwedelnd, schnüffelnd, erstarrend, stupsend.
Diese Souvenirs sind verboten
Welche geschützten Tiere und Pflanzen in welchen Urlaubsländern weltweit angeboten, aber nicht eingeführt werden dürfen, gibt es auf www.zoll.de und www.artenschutz-online.de im Bereich „Reisen“.