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Große Sorge um die ärztliche Versorgung

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Das Fachärztezentrum am Riedbergplatz wurde 2011 eröffnet. foto: oscar unger
Das Fachärztezentrum am Riedbergplatz wurde 2011 eröffnet. foto: oscar unger © Oscar Unger

In einer Serie blicken wir zurück auf das Jahr in den 16 Ortsbeiräten - aus Sicht unserer Redakteure. Was war das Thema, das den Ortsbezirk in den vergangenen Monaten bewegt und beschäftigt hat? Heute: der Ortsbeirat 12 (Kalbach, Riedberg)

Der Kommentar im sozialen Netzwerk Facebook lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Unfassbar, dass ein ganzer Stadtteil und natürlich die Angestellten vom Fachärztezentrum (FÄZ) im Stich gelassen werden", heißt es darin. Gemeint ist damit die Schließung des Fachärztezentrums (FÄZ) am Riedberg Ende September, die den Ortsbeirat 12 (Kalbach, Riedberg) in diesem Jahr mächtig auf Trab gehalten hat.

Gerade einmal fünf Monate zuvor hatte der Betreiber der Einrichtung, die Fachärztezentrum Frankfurt GmbH, in einer Online-Meldung bekanntgegeben, dass er das FÄZ nur noch bis Ende September führen wolle. Der Grund dafür: Man plane eine "strategische Neuausrichtung". Im Quartier sorgte diese Nachricht für große Aufregung und Unruhe. Kein Wunder, schließlich weist der Riedberg laut Statistik den höchsten Anteil an Kindern und jungen Familien in Frankfurt auf. Entsprechend wichtig war das FÄZ, das es seit 2011 gab, für viele Bewohner des Stadtteils: vor allem wegen der Kinder- und Jugendmedizin und der Gynäkologie, aber auch wegen der Neurologie und der Psychotherapie.

"Eine Katastrophe für den Riedberg"

Vor diesem Hintergrund war im Ortsbeirat 12 (Kalbach, Riedberg) die Unruhe groß, als das Gremium Anfang Mai von den Absichten des Betreibers erfuhr. "Eine Katastrophe für den Riedberg" sei das, sagte beispielsweise Sascha Vogel, CDU-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat. Obwohl die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, zu der die FÄZ Frankfurt gehört, damals noch eiligst betonte, dass man an einer Übergangsregelung arbeite, damit das Ärztezentrum auch nach dem 30. September weiterbestehen könne. Und obwohl die damalige Stiftungs-Geschäftsführerin Rafaela Korte, die mittlerweile abgelöst wurde, Mitte Juni bei einem Besuch im Ortsbeirat die Wogen glätten wollte: Man sei in intensiven Gesprächen und wolle einen nahtlosen Übergang zu einem neuen Betreiber schaffen. Eine konkrete Aussage, wie es weitergehe, blieb jedoch aus.

Deswegen blieben sowohl Stadtteilpolitiker als auch Bürger skeptisch. Klagen über die schlechte Erreichbarkeit häuften sich, von personellen Engpässen wegen Kündigungen und Krankmeldungen war die Rede. Auch Ortsvorsteherin Carolin Friedrich (CDU) sprach im September von einem "Chaos" im Hinblick auf die Zukunft der Einrichtung. Viele Patienten seien enttäuscht und verunsichert. Als drei Wochen vor dem Auslaufen der Trägerschaft des FÄZ Frankfurt immer noch nicht klar war, wie es mit dem Zentrum am Riedbergplatz weitergehen solle, schaltete sich Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) ein.

Gynäkologin bleibt im Stadtteil

Das Ende des Ärztezentrums am Riedberg konnte er allerdings nicht mehr verhindern. Stattdessen begann ein Gezerre um die Vergabe der Arztsitze. Bis Mitte Oktober hieß es, dass Gynäkologin Ulrike Embaye eine Praxis in der Merton-Passage eröffnen könne. Dann aber entschied die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH), dass die Medizinerin den entsprechenden Kassensitz doch nicht erhält. Stattdessen kommt Embayes frühere Kollegin Caroline Gatzka zum Zuge, die voraussichtlich ab Mitte Januar in den Räumen des früheren FÄZ am Riedbergplatz praktizieren will. Auch die Psychotherapeutin Christina Kengne-Meuschel ist hier noch zu finden.

Kinderarzt Dominik Dunsch dagegen, der ebenfalls im früheren FÄZ am Riedberg tätig war, hat zwei Tage vor Heiligabend eine neue Praxis in der Merton-Passage eröffnet, nur etwa 250 Meter von der Ortsbezirksgrenze von Kalbach-Riedberg entfernt, wie er auf seiner Website mitteilt. Ortsvorsteherin Carolin Friedrich hofft nun, dass all die Querelen vielleicht doch nicht ganz vergebens waren. Da die KVH den Kinderarztsitz ausgeschrieben hat, könnte sich möglicherweise ein weiterer Mediziner für dieses Fachgebiet am Riedberg ansiedeln. Genügend Patienten würde er dort in jedem Falle finden.

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