Grüneburgpark bleibt Sorgenkind

Bürgerinitiative klagt über Kahlschlag und fordert Rundgang mit Baum-Experten.
Gisela Becker und ihre Mitstreiter von der Bürgerinitiative Grüneburgpark sind besorgt: In immer kürzeren Abständen wird das Grünflächenamt aktiv und fällt in der 29 Hektar großen Grünanlage kranke oder abgestorbene Bäume. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß, mit der das passiert, bezeichnet Becker als erschreckend. „Dabei haben die Bäume hier eigentlich relativ gute Bedingungen, sehr viel bessere jedenfalls als es Straßenbäume haben“, sagt sie.
Baum-Gipfel der Fachleute
Grundsätzlich hofft die BI auf eine „Art Baumgipfel“- einen Rundgang mit Sachverständigen des Grünflächenamtes und Vertretern des Ortsbeirates 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald), um an Ort und Stelle den Ist-Zustand anzuschauen und zu besprechen, welche Maßnahmen erforderlich sind, damit der Bestand nicht noch weiter ausgedünnt werden muss. Schlechter dürften die Bedingungen nämlich nicht werden, sagt Becker auch mit Blick auf den geplanten Tunnelbau für den Lückenschluss der U 4 zwischen Bockenheim und Ginnheim. Die BI lehnt den Tunnel ab, auch weil Wurzeln geschädigt werden könnten.
Aktuell sind 2687 Bäume im Grüneburgpark gelistet. Laut Grünflächenamt wurden von 2020 bis 2022 exakt 179 Bäume gefällt, in diesem Jahr waren es bereits 38. Nachgepflanzt wurden während dieser Zeit 84 beziehungsweise in 2023 werden im Herbst noch etwa 20 Exemplare gesetzt. Unter dem Strich ist der Bestand in den vergangenen dreieinhalb Jahren also geschrumpft.
Ein Sorgenkind im Park sind auch die Altbuchen von 1888 im Nordosten nahe dem Autobahnzubringer. Sie hätten schon längst eingezäunt werden sollen. Die Vitalität der Bäume ist sehr eingeschränkt und Äste drohen herabzustürzen. Mangels Zaun um die Rotbuchen-Gruppe legen sich laut Becker Kinder- und Jugendgruppen unter oder in unmittelbare Umgebung der Bäume. „Das ist sehr gefährlich“, sagt Becker. Das Material für den Zaun ist laut Lena Berneburg vom Grünflächenamt schon vor Längerem bestellt worden, sei aber noch nicht geliefert worden. Sie geht davon aus, dass der Zaun im Herbst errichtet wird. Aktuell gebe es dafür ohnehin keine Kapazitäten, weil das Wässern der Jungbäume höchste Priorität habe.
Grundsätzlich werde versucht, den gesamten Baumbestand zu erhalten. Klimawandel und immer länger anhaltende Hitzeperioden setzten den Bäumen aber immens zu, so dass es immer häufiger Ausfälle gebe. „Selbst große und prägende Altbaumbestände kommen an ihre Grenzen und die Wurzeln gelangen nicht mehr problemlos an das Grundwasser“, sagt Berneburg. Wasser- und Nährstoffmangel schwächten die Bäume zusätzlich, beides forciere Pilzbefall. Im Verhältnis zur Größe des Grüneburgparks und der Anzahl der dort stehenden Bäume sei die Anzahl der Baumfällungen aber nicht außergewöhnlich.
Angesichts des Klimawandels mit extremer Hitze und Trockenheit fordert Becker zum Umdenken auf. Widerstandsfähigere und an die klimatischen Verhältnisse angepasstere Baumsorten müssten gepflanzt werden. Das werde bereits praktiziert, betont Berneburg. So habe das Grünflächenamt bereits auf die Schwarzbirke umgestellt, die generell hitzeverträglicher und frosthärter sei. Grundsätzlich werde auf Arten geschaut, die sich aktuell im Stadtgebiet mit den veränderten Klimaansprüchen durchsetzen könnten. „Diese werden dann auch an anderen Stellen ausprobiert“, sagt sie und verweist auch auf die Frankfurter Baumliste mit klimarelevanten Bäumen.
Auch Pflanzen unter Denkmalschutz
Tim Hoppe von der SPD-Fraktion im Ortsbeirat stellt sich die Frage, ob die Vorgaben der Denkmalschutzpflege anzupassen seien. Der Grüneburgpark stehe unter Denkmalschutz. Er werde quasi behandelt wie ein Gebäude, sei mit all seinen Pflanzen aber doch ein lebendes Gebilde und habe auch ein Eigenleben, sagt er. Gefällte Bäume würden bislang eins-zu-eins durch dieselbe Art ersetzt und zudem noch an der gleichen Stelle. „Birken sind aber längst schon keine Klimabäume mehr“, kritisiert er.
Hoppe hat Becker jetzt auf einem Rundgang durch den Park begleitet. Darum hatte sie vor einiger Zeit schon den Ortsbeirat gebeten. Er will in der September-Sitzung des Stadtteilparlaments einen Antrag zum Thema vorlegen. Darin will er auch fordern, dass Totholz an ausgewählten Stellen im Park verbleiben und nicht abtransportiert werden soll. Matthias Bittner