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Es grünt so grün im Gallus Garten

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Haben Spaß am Gärtnern: Ines und Artur mit ihren Eltern Anne-Sophie und Matthias Morelle.
Haben Spaß am Gärtnern: Ines und Artur mit ihren Eltern Anne-Sophie und Matthias Morelle. © L.Hamerski

Paprika, Radieschen und Kohlrabi gedeihen seit kurzem in der Schneidhainer Straße. Das Gartenprojekt mitten in der Stadt jedenfalls ist sehr beliebt.

Von der Wohnung der Familie Morelle sind es nur wenige Meter bis zur grünen Oase in der Schneidhainer Straße. Dort hegen und pflegen Anne-Sophie und Matthias Morelle ihre selbst gepflanzten Kohlrabi, Radieschen und Paprika, auch Artur (3) und Ines (2) üben sich schon mal mit der Schippe. „Greifen Sie zu!“, fordert er die Passanten auf, räumt augenzwinkernd ein, dass die Tomaten derzeit noch von einem befreundeten Gärtner kommen. Doch bald wird er hier ernten, so wie nebenan Stefania Laventure die ersten Radieschen.

„Hier wird die Natur in die Stadt zurückgeholt“, lobt Oliver Strank, neuer Ortsvorsteher des Ortsbezirks 1 (Innenstadt, Bahnhofsviertel, Gallus, Gutleut) zur Einweihung der Grünfläche, die die Gärtner des Projekts „Inklusiver Sozialraum Gallus“ mit demokratischer Mehrheit auf den Namen „Gallus Garten“ getauft haben. Eingeweiht wird das erste rund 400 Quadratmeter große Teilstück einer Gesamtfläche aus vier Parzellen, die entlang der Schneidhainer Straße einmal bis zu 1200 Quadratmeter umfassen soll.

Während die Naturschule Hessen und die Hauswirtschaftsleiterin Sabine Borowski, verkleidet als Kräuterhexe, einige Tipps zum Wachstum und Gedeihen der Nutz- und Zierpflanzen geben, lockt einige Meter weiter vor dem Eingang ins Mehrgenerationenhaus der Duft von frischer Paella: Hier bieten mehrere Gruppen aus Spanien, Indien und Afrika ihre Spezialitäten zu einem internationalen Tanz- und Bühnenprogramm an: „Wir haben das Sommerfest vergangenes Jahr zum 40-jährigen Geburtstags unseres Trägervereins KiZ im Gallus eingeführt und dieses Jahr bewusst auf die Einweihung des Gallus Gartens gelegt“, erklärt die Einrichtungsleiterin Ursula Werder.

Auch im Gallus Garten geht es international zu: „Hier kommen Menschen jeglicher Herkunft und Generation aus dem Gallus und Europaviertel zusammen und praktizieren Inklusion“, betont Strank. Und mit dieser Einschätzung liegt er durchaus richtig: „Wir sind als deutsch-französisch-koreanische Familie aus dem Europaviertel sehr multikulturell, unsere Partner sind ein deutsch-kirgisisches Paar“, sagt Matthias Morelle. Da der Balkon nur begrenzt Platz zur Begrünung biete und der Kleingarten rund zwei Kilometer entfernt liege, sei das Hochbeet im Gallus Garten ideal.

Begonnen hat das Urban Gardening Projekt im März, inzwischen haben sich Paten für 15 der ersten 17 Hochbeete gefunden. Die Gärtner organisierten sich in einer Garten AG, Paletten zum Anlegen der Hochbeete wurden an einem Social Day der Deutschen Bank gebaut, das Grünflächenamt stellte Erde und Kompost zur Verfügung. Auch die Naturschule Hessen hat eine Grüntöne-Paletteninstallation mit mehreren Schaubeeten aufgebaut, um zu zeigen, wie Salat, Gemüse und Kräuter gepflanzt und geerntet werden und welche Verbindung die Pflanzen durch Form, Farbe und Geruch mit ihrer Umwelt eingehen.

Doch das ist erst der Anfang. Zug um Zug wird die Erde für die nächsten Parzellen ausgetauscht. Mit dem Auskoffern für den zweiten Abschnitt soll möglichst schon im kommenden Herbst begonnen werden. Das Stadtplanungsamt stellt für die Maßnahme 130 000 Euro bereit. Und an Ideen mangelt es nicht: Neben den Beeten soll es unter anderem einen Spielplatz und ein Insektenhotel geben.

Auch wenn vorwiegend Nutzpflanzen angebaut werden, ist der Ertrag doch zweitrangig, da der Spaß am Gärtnern und die Begegnung mit Gleichgesinnten im Vordergrund stehen. Allerdings sind zuletzt auch vereinzelt Bäume entwendet worden. „Wie bei vergleichbaren Gartenaktionen gibt es auch hier leider keinen hundertprozentigen Schutz“, weiß Jessica Wiegand, Leiterin des Projekts „Inklusiver Sozialraum Gallus“. „Aber wir haben ein Auge auf den Garten.“

(got)

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