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Gustav-Adolf-Kirche wird saniert

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Von: Gernot Gottwals

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1928 wurde die Kirche nach Plänen von Martin Elsaesser gebaut, 1957 im Inneren renoviert.
1928 wurde die Kirche nach Plänen von Martin Elsaesser gebaut, 1957 im Inneren renoviert. © Rainer Rueffer-- FRANKFURT AM MA

Die Gustav-Adolf-Kirche wird samt Orgel für rund 1,55 Millionen Euro renoviert. Die Bauarbeiten haben diese Woche begonnen und sollen im November abgeschlossen sein.

Die neue Balustrade vor der Altarnische sieht täuschend echt aus. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass sie nur aus Sperrholz zu Testzwecken gebaut wurde. „Zunächst mussten wir uns erst mal an die neue Raumsituation gewöhnen“, sagt Dorothee Schöcking, Vorsitzende des Kirchenvorstands. Pfarrer Michael Stichling habe sich bei den Predigten „etwas eingezwängt“ gefühlt. Doch nun, da bald die richtige Balustrade aus Beton gebaut wird, habe man die raumgliedernde Wirkung sehr wohl erkannt.

Vor fünf Jahren begannen die ersten Planungen und Voruntersuchungen für die zehnmonatige Innenrenovierung der denkmalgeschützten Gustav-Adolf-Kirche. Damals wurden bereits die Füße eines aufgemalten etwa 1,20 Meter hohen Wandkreuzes auf geschliffenen Beton freigelegt, das die Altarnische ebenso zieren wird wie zwei biblische Spruchbänder, die von den Seitenwänden des achteckigen Innenraums in die Nische zurückverlegt werden. Zu den Renovierungskosten von 1,45 Millionen Euro durch die Firma Hamm Architektur + Denkmalpflege kommen noch mal rund 100 000 Euro für die Erneuerung der Walkerorgel, die noch aus der Bauzeit der im Krieg unzerstörten Kirche von 1928 stammt.

Originalgetreu

Doch an anderen Stellen werden im Kirchenraum gewohnte Elemente verschwinden, um die ursprüngliche Innensituation aus der Zeit des Baumeisters Martin Elsaesssers möglichst originalgetreu wiederherzustellen. Das betrifft vor allem die farbig-abstrakten Kirchenfenster der Künstlerin Marianne Schwerer-Neufarth, die bei der Innenrenovierung 1957 eingesetzt wurden. „Dafür werden wie ursprünglich farblose Holzfenster mit roter kreuzförmiger Sprossenteilung eingesetzt“, erklärt der zuständige Restaurator Thorsten Moser. Hinter den Emporenfenstern werden die hinterleuchteten blinden Wände entfernt, so dass wieder ein umlaufendes Lichtband entsteht.

Auch der sonstige Innenraum bekommt seine ursprüngliche Farbfassung zurück: Die Wände werden cremefarben angelegt, die Decke in leuchtendem Rot gestrichen, die Deckennischen über der Empore in einem dunkleren farbintensiven Lilaton. So wird das alte Farbkonzept in Rot-Weiß-Blau mit verschiedenen Abstufungen wieder hergestellt. Der Fußboden erhält einen dunkelbraunen Linoleumbelag, unter der mit braunbeiger Dispersionsfarbe überstrichenen Emporenbrüstung wird der Sichtbeton mit Muschelkalk wieder freigelegt. Die später hinzugekommenen Pendelleuchten werden durch Soffitenlampen mit LEDs ersetzt, in der Taufkapelle erhält eine noch original erhaltene Lampe von Elsaesser ihre Messingfarbe zurück.

Als die Kirche vor einigen Tagen ausgeräumt wurde, gab es zunächst eine unschöne Überraschung: „Hinter der Orgel mussten wir erst mal eine Arsen- und Asbestsanierung vornehmen“, berichtet Schöcking. „Schließlich wird die Orgel schon seit 20 Jahren immer wieder repariert und war auch mit ein Anstoß, jetzt endlich eine große Kirchenrenovierung vorzunehmen.“ Auch die Haustechnik wird in Angriff genommen, die Elektrik und Heizungsanlage im Kirchenraum und der Unterkirche erneuert.

Dialog mit Kritikern

Schöcking räumt ein, dass es wegen Fenstern, Farben und der Balustrade auch Diskussionen gegeben habe. „Wir haben in Gemeindeversammlungen und einem Kolloquium den Dialog mit den Kritikern aufgenommen und sind nun auf einem guten Weg, die Besonderheiten der Kirchenarchitektur von Martin Elsaesser wieder in vollem Umfang herzustellen“, sagt Gemeindepfarrer Michael Stichling.

Zur Renovierung steuert der Evangelische Regionalverband 930 000 Euro bei, 350 000 Euro kommen von der Frankfurter Kirchenstiftung und 100 000 Euro vom Landesamt für Denkmalschutz. Schließlich müssen die Evangelische Gemeinde Niederursel und ihr Förderverein 75 000 Euro selbst aufbringen. Zu diesem Zweck bieten sie die Buntglasfenster für eine Spende von 350 Euro an, nur die Fenster über der Altarnische werden eingelagert.

„Die Renovierung soll im November abgeschlossen sein. Wir sind zuversichtlich, dass wir Weihnachten dann in unserer neuen Kirche feiern können“, ist Schöcking überzeugt. Dann erleben Pfarrer und Gemeinde auch die Wirkung der neuen Balustrade, die die Altarnische zentriert.

Spenden bitte an das Konto des Fördervereins Gustav-Adolf-Kirche, IBAN: DE41 5005 0201 02004551 41, BIC: HELADEF1822.

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