Gut für Vögel, toll für Kinder

In St. Stephanus haben gefiederte Freuden jetzt eine besondere Tränke
Man nehme einen hohen glasierten Untertopf aus Ton oder Terrakotta und dicke Kordeln mit einer Öse und einem Haken, die ihn halten, fertig ist die ideale Vogeltränke. Wenn sie dann noch an einen jungen Apfelbaum gehängt wird, haben nicht nur Spatzen, Stare und Amseln, sondern auch Drosseln, Meisen und Eichelhäher einen Ort zum Trinken und Baden, sondern Kinder können ihnen sogar dabei beobachten. In der katholischen Kindertagesstätte St. Stephanus haben ab sofort 130 Kinder zwischen drei und zehn Jahren die Möglichkeit, kleine Ornithologen zu werden.
Heißer Sommer kann kommen
„Die werden viel Spaß dabei haben“, freut sich Kita-Leiter Nicolas Recker (29), als seine Stellvertreterin Katrin Kaleta (32) den nagelneuen Vogelspielplatz mit Wasser füllt. Gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) spendet die Supermarktkette Nahkauf bundesweit 480 Vogeltränken. Markus Doehler leitet seit Anfang März die Filiale in Nieder-Eschbach und hat es sich nicht nehmen lassen, die schaukelnde Vogeltränke selbst mit der Bastelanleitung des NABU zu bauen und in den üppigen Apfelbaum zu hängen.
„Die Sommer sind heiß und trocken. Das schadet Insekten und Vögeln. Dabei sind sie alle so wichtig für die Natur und unser Essen“, sagt er. Der Garten der Kita ist ein kleines Paradies für Kinder. Riesige weiße und rote Kastanienbäume, deren Blüten nach dem starken Regen dicke Teppiche bilden, Klettergerüste, ein großer Sandkasten mit Sonnensegel und jede Menge Beete, die die 80 Kita- und 50 Hortkinder selbst bepflanzen, pflegen und ernten, bringen sie nah an die Natur.
In einem Insektenhotel krabbeln, schwirren und brummen Ameisen, Käfer und Wespen. Ortsvorsteher Ernst Peter Müller (CDU) gefällt die Idee mit dem Erlebnisgarten. Er betrachtet die zarten Tomaten-, Gurken-, Salat-, und Erdbeer-Pflänzchen, die Kräuter und Mini-Gewächshäuser. „Schöner kann man Kindern kaum Essen und Natur näherbringen“, sagt er lobend. Wenn das Gemüse reif ist, gibt es davon auch beim Mittagessen an den kleinen Tischen mit kunstvoll gefalteten Servietten und Blümchen zu naschen. „Die Kinder machen alles selbst und sie lieben es, die Beete zu beackern und Insekten zu beobachten“, so Kaleta, die mit Azubis die Hortkinder betreut. „Dass sie jetzt noch mehr Vögel sehen können, ist toll“, freut sich Recker, der hier seit zwei Jahren arbeitet und im März die Leitung der Kita übernommen hat. „Wenn wir mehr Mitarbeiter hätten, könnten wir doppelt so viele Kinder hier aufnehmen“, erzählen die beiden.
Warteliste ist lang
Die Warteliste sei lang. Auf einen Hortplatz kommen zwei Kinder. Betreuungsplätze gibt es viel zu wenige. Auch Müller kennt das Leid der Eltern. „Mütter mit kleinen Kindern kommen zu mir und weinen, weil sie keinen Hortplatz kriegen. Sie haben richtige Existenzangst, dass sie ihre Arbeit verlieren, weil sie ihre Kinder zu Hause betreuen müssen“, erzählt er. Im Kindergarten bei St. Stephanus sind zwei Fachkräfte für 20 bis 25 Kinder zuständig. Ob der generelle Mangel an Pädagogen in ganz Frankfurt an falscher Herangehensweise, mangelnder Attraktivität des Jobs oder an nicht zeitgemäßen Anforderungen liegt, weiß niemand so genau. Recker und Kaleta lieben ihre Arbeit mit den Kindern. „Es wäre schön, wenn alle Kinder, die einen Platz brauchen, auch einen bekommen könnten. Kindergarten und Hort sind wichtig für das spätere Sozialverhalten, für den Zusammenhalt und den Spaß beim gemeinsamen Spielen, Entdecken und Lernen.“ Die Kleinen werden früh zur Selbständigkeit erzogen, mit Regeln. Vom Tisch decken bis zum Aufziehen von Pflanzen. Auch um die Vogeltränke werden sich die Knirpse kümmern und sie jeden Tag mit frischem Wasser füllen. Das hilft den Piepmätzen, nicht unter Wassermangel im Sommer zu leiden und gibt den Kindern die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Vogelarten beim Saufen und Baden ganz aus der Nähe kennenzulernen und dabei zu lernen, wie sie singen, sich verhalten und vielleicht sogar Nester in den Kastanienbäumen oder im Apfelbaum bauen. SABINE SCHRAMEK