Hängepartie um den Paradieshof in Alt-Sachsenhausen

Zwei Jahre ist es nun schon her, dass die Stadt ein Konzept für den Umbau des Paradieshofs in Alt-Sachsenhausen verkündete. Die „European School of Design“ sollte künftig die Immobilie nutzen. Doch passiert ist seither nichts. Es geht ums Geld.
Der Paradieshof in Alt-Sachsenhausen verfällt zusehends. Der Putz blättert von der Fassade, Schmierereien zieren die Wände, Sperrmüll wird davor gelagert. Dies ist vielen Sachsenhäusern ein Dorn im Auge, steht das Gebäude doch bereits seit 2008 leer. Mit dem Umbau der Immobilie und einer neuerlichen Nutzung geht die Hoffnung einher, das Image Alt-Sachsenhausens aufzupolieren. Doch es passiert nichts.
Zwei Jahre ist es nun schon her, dass der damalige Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) kurz vor Ende seiner Amtszeit ein Konzept für den Umbau des 1600 Quadratmeter großen Paradieshofes präsentierte. Die „European School of Design“ sollte dort einziehen. Die Privathochschule wollte den auf 3,5 Millionen Euro veranschlagten Umbau komplett selbst finanzieren. Städtische Mittel seien nicht nötig, hieß es damals noch. Das Gebäude sollte allerdings weiterhin im Eigentum der Stadt bleiben und für 30 Jahre an die private Einrichtung verpachtet werden.
Kosten steigen
Doch offenbar hat sich die Situation geändert. Dem Vernehmen nach kann die Hochschule die Kosten für den Umbau gar nicht aufbringen. Mittlerweile sollen sie sich zudem erhöht haben. Man spricht von mindestens 5 Millionen Euro. Alle Gespräche mit der Stadt sollen bisher an der Finanzierung gescheitert sein. Beide Parteien haben nämlich andere Ansichten. Die „European School of Design“ ist von ihren anfänglichen Plänen abgekommen und würde nun doch lieber die Stadt die Immobilie umbauen lassen, um sie anschließend nur zu mieten. Doch schon bei den Vorstellungen über einen monatlichen Mietpreis kommt man offenbar nicht überein.
Die Stadt hält aber auch lieber an den anfänglichen Plänen fest, will das Gebäude verpachten. Alles andere würde zu hohen Risiken bergen. Ein Beispiel: Die Stadt baut den Paradieshof nach den Wünschen der Hochschule um, und dann geht die private Einrichtung nach drei Jahren insolvent. Und so dreht man sich im Kreis. Im Januar hatte der Magistrat allerdings noch auf eine Anfrage des zuständigen Ortsbeirats geantwortet: „Der Studienbetrieb wird voraussichtlich 2018 aufgenommen, von einer positiven Strahlkraft des neuen Ortes im Paradieshof wird ausgegangen.“ Das klingt eher unrealistisch.
Langsam wird man auch an der Hochschule etwas ungeduldig. „Wir warten auf die Stadt“, sagt Schulleiter Detlef Wildermuth. Das letzte Gespräch mit Liegenschaftsdezernent Jan Schneider (CDU) habe Ende Februar stattgefunden. Seither warte man auf eine Nachricht, wie hoch die Miete ausfallen würde, wenn die Stadt umbaut. „Wir können die Immobilie auch selbst umbauen. Aber dann müssen wir wissen, in welcher Höhe die Stadt sich daran finanziell beteiligen würde“, so Wildermuth. Je nachdem müsse man sich nämlich nach einem privaten Investor Ausschau halten, der der Hochschule finanziell unter die Arme greift.
Investor ins Boot?
Derweil hatte die Stadt aber offenbar die Idee, den Paradieshof an einen von ihr auserkorenen Investor zu übergeben, der die Immobilie umbauen und dann an die Designschule vermieten sollte. Damit hoffte man, die Hängepartie endlich beenden zu können. Der Investor soll nicht abgeneigt gewesen sein – Detlef Wildermuth aber schon. „Wir wollen nicht einfach ein Mieter bei einem Investor sein und in eine Abhängigkeit geraten“, so der Schulleiter. „Wir wollen autark bleiben.“ Mieter bei der Stadt zu sein, sei hingegen kein Problem. „Sie wollen, so wie wir, Alt-Sachsenhausen beleben und sie haben nicht nur die Rendite im Blick.“
Doch dafür muss man auf einen Nenner kommen. Denn während die Hochschule auf eine Antwort von der Stadt wartet, wartet das Baudezernat auf eine Antwort von der Hochschule. Und so sagt Jan Schneider: „Wir müssen zügig die Gespräche fortsetzen.“ Die schwarz-rot-grüne Koalition wolle an dem Projekt festhalten. „Ich sehe politisch nicht, dass etwas anderes gewünscht ist.“
Die Fraktion „Die Fraktion“ hat in einem aktuellen Antrag an den Magistrat gefordert, Gespräche mit den Zweit- und Drittplatzierten des Wettbewerbs aufzunehmen, „um endlich eine Lösung für diese offene Wunde in Alt-Sachsenhausen zu finden“. Auf Platz zwei war damals die „Wohnrauminitiative Frankfurt“ gekommen, die im Paradieshof Studentenwohnungen einrichten wollte. Die Idee des Vereins „Basis“, das Gebäude für Künstler-Ateliers zu nutzen, kam auf Platz drei. Beide Konzepte hätten den Umbau jedoch nicht alleine stemmen können, hätten städtische Zuschüsse aus dem Fördertopf für Alt-Sachsenhausen gebraucht. Deshalb hatte man sich gegen sie entschieden.
Auch ein halbes Jahr später ist nicht klar, wie es mit dem Paradieshof in Frankfurt weitergehen wird.