Bahn-Chaos in Hessen: Fahrgäste verlassen liegengebliebenen Zug bei Fulda - „lebensgefährlich“

An den Bahnhöfen und Zugstrecken in Hessen geht es am Freitag chaotisch zu. Passagiere verlassen bei Fulda einen liegengebliebenen Zug. Am Hauptbahnhof Frankfurt kommt es zu langen Schlangen.
+++ 19.50 Uhr: Noch immer warten Fahrgäste am Hauptbahnhof Frankfurt auf die Abfahrt ihrer Züge, oder darauf, dass sie ihre angekommenen Bahnen in der Mainmetropole verlassen können. In vielen Zügen ist auch das Zugpersonal ratlos, wie aus etlichen Nachrichten auf Twitter hervorgeht.
Wie man mit langen Wartezeiten nicht umgehen sollte, hat heute eine Reihe Passagiere zwischen Fulda und Kassel gezeigt. Eine mit rund 100 Fahrgästen besetzte Regionalbahn blieb am Freitagnachmittag auf der Strecke wegen eines Oberleitungsschadens liegen. Rund zehn Menschen verließen daraufhin unerlaubt die Bahn, ohne auf die Evakuierung durch die Feuerwehr zu warten, wie ein Sprecher der Bundespolizei in Koblenz mitteilte.
„Das ist wegen möglicher Spannungsüberschläge und entgegenkommender Züge lebensgefährlich“, warnte Sprecher Maximilian Irmen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Beim Eintreffen der Polizei seien die Personen nicht mehr auffindbar gewesen. Die Polizei wertet das unbefugte Betreten der Gleise als Ordnungswidrigkeit. Der unfreiwillige Stopp ereignete sich kurz nach der Abfahrt der Bahn aus dem Fuldaer Hauptbahnhof im Stadtteil Lehnerz.
Verspätungen und lange Schlangen am Hauptbahnhof Frankfurt
Update vom Freitag, 28. Juli, 18.35 Uhr: Die Schlange vor dem Reisezentrum am Hauptbahnhof Frankfurt quillt aktuell geradezu über, wie Fahrgäste übereinstimmen berichten. Viele haben ihre Anschlusszüge verpasst und wollen sich nun über weitere Verbindungen informieren. Die Bahn ist mit dem Ansturm offensichtlich etwas überfordert. „Also wenn nicht bald irgendein Zug vom #Frankfurt‘er Hauptbahnhof Richtung #Stuttgart fährt muss die Halle geräumt werden. Es stauen sich immer mehr Menschen ohne Information und die Stimmung wird nicht besser“, schreibt eine Nutzerin beim Kurznachrichtendienst Twitter.
Chaos am Hauptbahnhof Frankfurt
Erstmeldung vom Freitag, 17.43 Uhr: Frankfurt - Aufgrund der Reparatur einer Oberleitung zwischen Fulda und Bad Hersfeld kommt es derzeit auch im Rhein-Main-Gebiet zu Verspätungen und Teilausfällen im Bahnverkehr. Inzwischen sei der Schaden an der Oberleitung bei Götzenhof zwar behoben, wie die Deutsche Bahn auf Twitter mitteilte, der Hauptbahnhof Frankfurt ist aktuell allerdings für einfahrende Züge gesperrt. Die Passagiere wurden laut Vor-Ort-Berichten um 20 bis 25 Minuten Geduld gebeten. Schilderungen von Fahrgästen zufolge dauerte die Fahrt vom Südbahnhof bis zum Hauptbahnhof am Freitagnachmittag etwa eine Stunde.

Neben dem Oberleitungsschaden in Nordhessen sorgt im RMV-Gebiet derzeit auch ein Fahrstromausfall ab „Oberursel Bahnhof“ und ein gestörtes Signal zwischen Wiesbaden und Mainz für Probleme. Vergangene Woche hatte zudem ein Lkw eine Eisenbahnbrücke in Frankfurt beschädigt. Seitdem ist die Strecke zwischen Frankfurt Stadion und Frankfurt Süd gesperrt. Die Bahn erwartet nach eigenen Angaben Anfang kommender Woche eine Experteneinschätzung zum komplizierten Schadensbild auf der Mörfelder Landstraße. Die Sperrung sorgt am Freitag neben der defekten Oberleitung, insbesondere im Fernverkehr für Schwierigkeiten.
Lange Wartezeiten am Hauptbahnhof Frankfurt - Wut entlädt sich auf Social Media
Auf Social Media entlädt sich derzeit die Wut der Passagiere auf die langen Wartezeiten. Viereinhalb Stunden Verspätung habe ihre Fahrt nun schon, twitterte beispielsweise Ex-Grünen-Chefin Simone Peter. Die Fahrgäste seien weiterhin ohne Informationen. „Volle Solidarität mit dem Personal, das jetzt seit Berlin auch schon seit 9 Uhr an Bord ist“, schrieb die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie auf dem Kurznachrichtendienst weiter.
Die offensichtlich fehlende Kommunikation trifft insbesondere nichtdeutschsprachige Fahrgäste. Sie hätten jetzt bereits 45 Minuten Verspätung, aber die beiden Durchsagen auf Deutsch habe er nicht verstanden, schrieb ein französischer Passagier bei Twitter. „What‘s happening?“
Ein Twitter-User bringt das Bahn-Dilemma in Hessen am heutigen Freitag auf den Punkt: „Verspätungen wegen einer kaputten Brücke in Frankfurt, kein Zugverkehr in die andere Richtung wegen gerissener Oberleitung, und immer wieder Züge, die repariert werden müssen.“ Inzwischen habe sein Zug Bad Hersfeld mit 45-minütiger Verspätung allerdings verlassen. „Die Zugfahrenden quittieren die Abfahrt mit frenetischem Applaus“, schreibt er zum Abschluss. (nhe/dpa)