Hausmeister mit Herz nimmt Abschied

Schulhausverwalter verlässt nach 29 Jahren die Ebelfeldschule in Frankfurt-Praunheim
Entspannt sitzt Manfred Baasner auf der Lehne der kleinen, etwas verwitterten Holzbank auf dem Schulhof der Ebelfeldschule. Am Rande des Wäldchens - sein Lieblingsort auf dem Areal. In dem es eine kleine Bühne gibt, Holzstämme als Sitzmöglichkeiten liegen davor. Ein Ort, an dem die Grundschüler Aufführungen präsentieren können. „Das hier ist wirklich mein Lieblingsfleckchen - zu jeder Jahreszeit“, sagt der 63-Jährige. Von dem er nun Abschied nehmen muss, wie von der ganzen Schule. Denn Manfred Baasner, der Schulhausverwalter, das Gesicht der Ebelfeldschule geht in den Ruhestand. Nach 29 Jahren. „Wenn ich das letzte Mal abschließe, werde ich flennen“, sagt er.
Und nicht nur er. Auch die restliche Schulgemeinde wird trauern. Ist „der Manni“ doch längst so etwas wie eine Institution an der fast 100 Jahre alten Grundschule. Wo er schon viele Kinder kommen und gehen sah. In jedem Sommer eine Jahrgangsstufe. Manche von ihnen kamen auch wieder. „Einige sind Lehrer bei uns, andere schulen wiederum ihre Kinder ein. Daran merke ich erst, wie lange ich schon hier bin“, sagt Baasner, der keinerlei Problem damit hat, sich als Hausmeister zu bezeichnen. Aber mit Herz - darauf legt er Wert.
Frisch verheiratet
Das hat er wirklich. Für die Kinder und Lehrer, wie auch für seine Hunde und natürlich seine Frau. Sieben Jahre sind sie zusammen, dieses Jahr haben sie geheiratet. Am Valentinstag. „Ich wollte lieber am Frühlingsanfang heiraten, habe aber nachgegeben. Was macht man nicht alles aus Liebe“, sagt er.
Mit der er nun ein neues Kapitel aufschlagen wird. Denn bereits Mitte November wird er seine Dienstwohnung auf dem Schulgelände verlassen und mit seiner Frau nach Gambach ziehen. Eine tolle Erdgeschosswohnung haben sie dort gefunden, direkt am Feld, wunderbar für die drei Labradore des Paares. Sechs Wochen wird er dann nach Praunheim pendeln, ehe er am 21. Dezember letztmalig den Schlüssel im Schloss der Ebelfeldschule umdrehen wird. „Ich heule schon jetzt, wenn ich daran denke“, sagt er wieder.
Dass er irgendwann wieder einmal in einer Schule landet, daran hätte der 14-jährige Manni wohl nicht gedacht, als er nach der neunten Klasse die Schule abschloss. Und eine Ausbildung als Tankwart begann. „Ich war froh, dass ich es hinter mir hatte“, sagt er.
Kohle geschaufelt
Viel probierte er in den Folgejahren aus: Nach der Ausbildung landete er bei einem Autohaus an der Galluswarte, lieferte Möbel aus und absolvierte seinen Zivildienst an der Orthopädischen Klinik Friedrichsheim. „Dort habe ich Erfahrungen fürs Leben gesammelt“, erinnert er sich. Dann ging es für ihn in den Dreck, wie er sagt. Bei den Stadtwerken hat er Kohle geschaufelt und Schlacke gefahren.
Es war schließlich ein Kumpel, der ihm erzählte, dass die Stadt Schulhausverwalter sucht. Er bewarb sich, bekam sieben Schulen zur Auswahl. Zunächst schaute er sich die Liebigschule an. Dort war die Stelle mit zwei Personen besetzt. „Das war aber nix“, sagt Baasener nur.
Nummer zwei auf der Liste war die Ebelfeldschule. „Ich sah die Gärtchen und die Terrassen vor den Klassenräumen und das Wäldchen. Ich wollte bleiben“, sagt er. Die Chemie mir Schulleiter Henke stimmte, Baasner durfte anfangen. Das war am 1. Dezember 1994. 280 Schüler waren es damals, 408 sind es heute. Dementsprechend gewachsen ist die Schule, Container stehen als Erweiterung auf dem Schulhof. Der Neubau ist zwar geplant, aber noch nicht realisiert. Aber „zwingend nötig“, wie Baasener sagt. Wann er kommt? Man weiß es nicht.
Ob eine kaputte oder nicht funktionierende Heizung, quietschende Fenster oder ein undichtes Dach - für all das ist er zuständig. Ein Mädchen für alles eben, meint er. Immer in der Hand hält er seinen Schlüsselbund mit dem blauen Karabinerhaken. Den hat er in den vergangenen 29 Jahren nie verloren, aber verlegt. Und jedes Mal „fast einen Herzinfarkt“ bekommen. Mit seiner Brille war das anders, die hat er einmal eineinhalb Wochen gesucht. In der Tiefkühltruhe fand er sie schließlich wieder. Wäre das mit dem Generalschlüssel passiert, wäre das eine Katastrophe gewesen. Damit wird auch die Turnhalle abgeschlossen, wenn der Schulsport abends beendet wird. Aber nur noch bis Mitte November. Dann gibt es eine neue Schließanlage, die Vereine erhalten einen Schlüssel.
Bislang war das anders möglich, lebt Baasner doch auf dem Schulgelände. „Keiner hat so einen kurzen Weg zur Arbeit wie ich.“ Was Segen und Fluch zugleich ist - denn auch am Wochenende wird bei ihm geklingelt. Eltern, die Sachen ihrer Kinder vermissen. „Der Paketbote findet meine Wohnung nicht, die Eltern schon“, hat er diese Tatsache aber stets mit Humor genommen. Trotzdem freut er sich darauf, wenigsten die letzten Wochen im Dienst einmal nicht am Arbeitsplatz zu wohnen. Um nach der Arbeit auch wirklich abschalten zu können. Ob er etwas vermissen wird? Das Wäldchen und die Natur, sagt er. Was ihm jedoch nicht fehlen wird, das ist der Krach. Da ist er ganz ehrlich, der Manni.