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Hier bringt man sich preiswert in Form: Im Second-Hand-Markt gibt’s nämlich auch eine Näh-Ecke

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Dieser Tage wurde der symbolische Schlüssel für den früheren Elektroladen Ohm übergeben: Gwendolin Schwab vom Quartiersmanagement Sossenheim, DRK-Teamleiterin Heidrun Schminke, Vermieter Günter Pötzl und Paola Wechs von der Leerstandsagentur „Radar“.
Dieser Tage wurde der symbolische Schlüssel für den früheren Elektroladen Ohm übergeben: Gwendolin Schwab vom Quartiersmanagement Sossenheim, DRK-Teamleiterin Heidrun Schminke, Vermieter Günter Pötzl und Paola Wechs von der Leerstandsagentur „Radar“. © Maik Reuß

Kunden mit handwerklichem Geschick können neu erworbene Kleidung gleich ändern

Billig kaufen, viel kaufen, die Sachen kurz oder doch vielleicht nie tragen - in Sachen Kleidung hat sich längst bei vielen eine regelrechte Wegwerf-Mentalität eingestellt. Befeuert wird diese Tendenz zu „Fast Fashion“ von Ketten, die in immer kürzeren Abständen neue Billigkollektionen auf den Markt werfen. Das alte Zeug muss dann weg, landet in der Altkleidersammlung oder auch nicht selten säckeweise neben den Sammelcontainern. Manchmal haben die Klamotten eine kürzere Lebensdauer als die Plastiktüten, in denen sie nach Hause getragen werden.

Dem will das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Frankfurt entgegenwirken. „Wir wollen den Nachhaltigkeitsprozess unterstützen, wollen das Bewusstsein, Kleider länger zu nutzen, wieder stärken“, sagt Heidrun Schminke, Leiterin Soziale Dienste bei DRK Frankfurt, zu der Idee, die jetzt im neuen „Kleider-Atelier“ in Alt-Sossenheim umgesetzt werden soll. Dort, in der Hausnummer 42, in der früher „Elektro-Ohm“ seinen Sitz hatte, eröffnet das Rote Kreuz im August einen Kleiderladen mit Nähatelier.

Sachen ändern oder „upcyceln“

Nähatelier? „Wir stellen zwei Nähmaschinen zur Verfügung. Dort können Leute, die bei uns Second-Hand-Kleider kaufen, die Sachen gleich ändern - sofern sie das beherrschen“, sagt Schminke. Die Benutzung der Nähmaschinen sei kostenfrei, Hilfe gebe es aber keine - die Beschäftigten im DRK-Kleiderladen sind Ehrenamtliche und kümmern sich ausschließlich ums Annehmen, Sortieren und Auspreisen von Kleidern sowie um den Verkauf. An den Nähmaschinen-Arbeitsplätzen könnten Kunden die Sachen ändern, aber auch etwas völlig Neues daraus machen, vielleicht einen Beutel aus einem Jeanshemd oder ein Kräuterkissen aus einer Bluse. „Upcycling“ heißt das auf Neudeutsch. „Es geht darum, den Wert des Rohstoffs zu erkennen“, sagt Heidrun Schminke. Wer an den Nähmaschinen arbeiten möchte, bringt alles Nötige - auch Garn - selbst mit.

Lange nach einem Laden gesucht

„Wir haben lange händeringend nach geeigneten Räumlichkeiten in Sossenheim gesucht“, sagt Heidrun Schminke. Gesucht wurde für das karitative Projekt ein Objekt, an dem sich der Vermieter keine goldene Nase verdienen möchte. Über unsere Zeitung sei sie dann auf den früheren Elektro-Laden aufmerksam geworden, der während seines Leerstands von der städtischen Agentur „Radar“ in Zusammenarbeit mit dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“ und dem Quartiersbüro im Auftrag des Stadtplanungsamts mit Leben gefüllt wurde: Die Ladenfläche war Interessenten für kreative Projekte temporär zur Verfügung gestellt worden - mit dem Ziel, eine neue dauerhafte Geschäftsansiedelung zu erreichen. Das ist nun im ehemaligen Elektroladen Ohm geglückt, der vom Eigentümer ursprünglich in Wohnraum umgewandelt werden sollte: Nach einer sechsmonatigen Zwischennutzung mit vielfältigem Kulturprogramm übernimmt nun das DRK Frankfurt. Die Schlüssel sind gestern Nachmittag offiziell übergeben worden. Im neuen DRK-Kleider-Atelier werden wie im Griesheimer DRK-Kleiderladen Second-Hand-Kleidung, -Schuhe und -Haushaltsgegenstände zu günstigen Preisen verkauft. Das Angebot richtet sich an Menschen mit kleinem Geldbeutel sowie an all diejenigen, die etwas mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter stadtplanungsamt-frankfurt.de und zur Leerstandsagentur „Radar“ unter quartiermachen.de und radar-frankfurt.de.

Ehrenamtliche gesucht:

Wer in seiner Freizeit mithelfen möchte, kann sich melden unter ehrenamt@drkfrankfurt.de.

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