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Hier wird gedengelt und gemäht

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Von: Gernot Gottwals

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Übung macht den Meister: Kursleiter Markus Kunkel zeigt den Teilnehmern auf der Streuobstwiese, wie sie die Sense richtig schwingen müssen, um das Gras richtig kurz zu mähen - ganz ohne Motorenkraft.
Übung macht den Meister: Kursleiter Markus Kunkel zeigt den Teilnehmern auf der Streuobstwiese, wie sie die Sense richtig schwingen müssen, um das Gras richtig kurz zu mähen - ganz ohne Motorenkraft. © Rainer Rüffer

Bei einem Kurs im Main-Äppel-Haus lernen Teilnehmer den Umgang mit der Sense.

Das Dengeln und Mähen hat viele Gesichter und Klänge. Am Lohrberg hört man sowohl die moderne Version mit knatternden Rasenmähern, als auch die metallischen, weithin hallenden Schläge mit dem Dengelhammer: „Im Unterschied zum Rasenmäher ist das bei der Sense nur zwei Mal pro Saison nötig. Dafür mäht sie die Wiese wesentlich schonender für die Insekten“, betont Kursleiter Markus Kunkel.

Acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich vor dem Main-Äppel-Haus versammelt, um im Kurs „Dengeln und Sensen, Theorie und Praxis - die alte Technik des Mähens mit der Sense“ ein ebenso traditionelles wie nachhaltiges Handwerk zu lernen, um das Gras auf den Wiesen kurz zu halten. Der Kurs ist jeweils auf zwei Teile angelegt: Im ersten Teil geht es vor allem um das Vorbereiten, Montieren und Einstellen der Sense, im zweiten Teil dann hauptsächlich um den richtigen Schwung bei der Mahd.

Mähen ohne Motor

„Schon als Kind habe ich auf einem Bauernhof gearbeitet und habe seither den Traum, in der Natur mit alten Geräten wie der Sense zu arbeiten“, sagt René de Ridder. Mähen ohne Motor oder Strom, das gehört auch für Laura Gerlach zur Hauptmotivation, um den richtigen Umgang mit der Sense zu erlernen. Doch vor das Mähen hat die Vorsehung das Dengeln mit Hammer und Amboss gesetzt: „Eine wahre Geduldsprobe, denn hier kommt es sehr auf Genauigkeit und die richtigen Schlagbewegungen an“, stellt Gerlach fest. Rund 40 Minuten kann das durchaus dauern, wobei bei jedem Schlag mit dem Dengelhammer auch das richtige Augenmaß gefragt ist.

Warum, führt Kunkel mit seiner Sense vor: „Beim Dengeln wird das Sensenblatt mit der Schneide durch das Hämmern in einem schmalen Streifen entlang der Schneidkante ausgezogen, verdünnt und somit geschärft“, erklärt er. Diese dünne Schneide wird durch das Mähen im Lauf der Zeit wieder abgetragen, wobei durch das schärfende Wetzen der Grat wieder aufgerichtet wird.

Für den Kurs werden meist Leihsensen verwendet, zum Kauf an den Fachhandel verwiesen, da einfache Sensen aus Baumärkten oft über wenig geeignete Blätter zum Dengeln verfügen. Bekannt ist die Sense in Mitteleuropa seit der Eisenzeit (etwa 750 v. Chr.), sie taucht auch auf einigen Wappen und als Attribut des personifizierten Todes (Sensemann) auf, der das Leben der Menschen dahinmäht. Neben der Sense gibt es noch die Sichte zur Mahd von Getreide und die Sichel zum Schneiden kleinerer Mengen von Getreide und Gras. Nach dem Dengeln heißt es, die Schneide richtig am Holzstil zu montieren, genannt Sensenbaum. Hierbei werden sämtliche Einstellungen der Geräteteile an die Körperhaltung der jeweiligen Person angepasst, mit einem Sensenschlüssel kann nachjustiert werden. Dann geht es zur Mahd auf die Streuobstwiese, wo Kunkel die richtige Technik zeigt: Es kommt auf den Schwung und die Drehbewegung aus dem Rumpf und den Armen in Richtung und dicht über der Mähbahn an.

„Wenn man mit dem Rasenmäher in einem Zug eine große Fläche bis auf die Stoppeln abmäht, bleibt den Insekten kaum eine Chance, ihr Lebensraum wird mitvernichtet“, erläutert Kunkel. Das schonende Mähen mit der Sense in mehreren Abschnitten ermöglicht hingegen ein Ausweichen auf benachbarte Abschnitte. Und die Steuobstwiese am Main-Äppel-Haus, auf der Glatthafer und Knaulgras wachsen, bietet immerhin Raum für Heupferde und Heuschrecken, Wildbienen, verschiedene Schmetterlinge und sogar Zauneidechsen.

Nachschärfen mit dem Wetzstein

Beim Probemähen zeigt sich nun, wer seine Sense vorher erfolgreich gedengelt hat. „Denn wer beim Dengeln schläft, wird beim Mähen wach“, zitiert Kunkel eine alte Weisheit und führt vor, wie das Sensenblatt durch das Wetzen mit dem Wetzstein wieder nachgeschärft wird. Recht erfolgreich bei der Mahd ist Klaus Helbig. Aus gutem Grund, wie er erklärt: „Wir haben im Taunus ein 1500 Meter großes Gartengrundstück, da konnte ich schon mal etwas üben.“

Schließlich kommt de Ridder an die Reihe: „Wenn man den Bogen raus hat, kann das Sensen mit der richtigen Körperhaltung sicher auch etwas Meditatives haben“, meint er.

Was Kunkel durchaus bejaht. Bis dahin heißt es: Übung macht den Meister. Wobei man mit der Hauptarbeit etwa ab Mitte Juni beginnen soll, wenn die Brutzeit der Vögel abgeschlossen ist. got

Weitere Kurse und Infos

Der nächste Kurs findet am 8. Juli von 9 bis 13 Uhr statt. Die Kosten betragen 40 Euro. Weitere Infos gibt’s unter mainaeppelhauslohrberg.de.

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