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Hitze setzt Frankfurts Weihern und Teichen zu: Fische drohen zu ersticken

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Von: Holger Vonhof, Thomas J. Schmidt

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Der Teich im Martin-Luther-King-Park schrumpft, und das, obgleich er zu den Weihern gehört, die mit Brunnenwasser gespeist werden können. Die Nilgänse jedenfalls scheint es nicht zu stören. FOTO: simone wagenhaus
Der Teich im Martin-Luther-King-Park schrumpft, und das, obgleich er zu den Weihern gehört, die mit Brunnenwasser gespeist werden können. Die Nilgänse jedenfalls scheint es nicht zu stören. © Simone Wagenhaus

Der Wasserstand ist vielerorts niedrig, weshalb die Gewässer zu kippen drohen. Die Stadt Frankfurt und Freiwillige versuchen, gegenzusteuern.

Frankfurt – Trockene Sommer sind der reinste Stress für Gewässer: Wasser verdunstet, neues kommt kaum nach, der Wasserstand sinkt. Das hat Folgen: "Die Konzentration an Nährstoffen steigt", erläutert der Gewässerökologe Prof. Jörg Oehlmann von der Goethe-Uni. Ein Fest für Algen, weiß der Experte, denn: "Das Algenwachstum hängt vom Nahrungsangebot ab."

Hinzu kommt: Je weniger Regen fällt, umso größer wird der Anteil des verschmutzten Wassers. "Im hessischen Ried zum Beispiel gibt es Gewässer, die derzeit zu 90 Prozent aus Klarwasser bestehen, dem aus Kläranlagen kommenden gereinigtem Abwasser. Die Kläranlagen sind zwar gut, aber nicht perfekt", sagt Oehlmann. Und so vermehren sich Algen und Bakterien.

Laub des Frankfurter Stadtwalds begünstigt Algenbildung

Weiher und Teiche sind ebenfalls betroffen, auch ohne direkten Zufluss von nährstoffreichem Klarwasser. Die Weiher im Stadtwald und im Stadtgebiet haben oft ohnehin schon einen hohen Nährstoffgehalt, weil sich am Boden Laub absetzt, das sich unter Wasser nur schlecht abbaut. Sinkt im Sommer der Wasserstand, steigt die Nährstoffkonzentration weiter - es besteht die Gefahr, dass sich massenhaft Blaualgen bilden und das Gewässer "kippt".

Ein weiteres Problem: Die Gewässer überhitzen. "Warmes Wasser kann weniger Sauerstoff speichern, wodurch die Lebensbedingungen der Wassertiere erschwert werden und sich die Vegetation in den Wasserzonen verändern wird", sagt Lena Berneburg, Sprecherin des Grünflächenamts. Jede kühle Nacht sei deshalb für die Gewässer hilfreich.

Stadt Frankfurt füllt mancherorts mit Brunnenwasser auf

Dennoch verdunste im Sommer zu viel Wasser. Zudem sauge die angrenzende Vegetation Feuchtigkeit ab. Fehlt dann der Regen, sinkt der Pegel in den Teichen. Dem Grünflächenamt zufolge werden im Stadtgebiet einige Weiher mit Hilfe einer automatischen Steuerung mit Brunnenwasser nachgefüllt. Dies geschehe etwa im Ben-Gurion-Ring und im Martin-Luther-King-Park.

Andere Weiher wurden in der Vergangenheit auch schon mit Trinkwasser aufgefüllt, da dort keine alternative Wasserquelle zur Verfügung stand. "Ob dies in diesem Sommer noch erfolgen wird, ist bei der angespannten Trinkwassersituation derzeit nicht absehbar", sagt Berneburg. Eine dritte Gruppe von Teichen sei unproblematisch, weil ausreichend groß beziehungsweise tief. Im Stadtwald sei die Situation wieder anders. Dort seien noch nie Gewässer aufgefüllt worden und dies werde auch derzeit nicht überlegt.

Dem Frankfurter Gewässerökologen Oehlmann zufolge sind viele Tiere in den Teichen, etwa Muscheln oder Krebstiere, ohnehin in der Lage, eine nicht allzu lange Trockenheit zu überstehen: Sie graben sich im feuchten Schlamm ein. Anders sieht es mit Fischen aus. "In Fließgewässern schwimmen sie dorthin, wo noch Wasser ist", so der Biologe, etwa an die Unterläufe der Flüsse. Bei Teichen geht dies nicht.

Trockenheit in Frankfurt: Fische drohen zu ersticken

Das Leben der Fische aber ist vor allem durch Sauerstoffmangel bedroht. Mitarbeiter des Grünflächenamts belüften deswegen gegebenenfalls die Weiher im Stadtgebiet mit Sprudelanlagen. Dies geschehe, wenn Messungen zeigten, dass der Sauerstoffgehalt unter gewisse Grenzwerte falle, erklärt Berneburg. Die Mitarbeiter des Grünflächenamts hätten bei ihren täglichen Routinen "immer ein Auge auf die Weiher", zudem gingen stetig Hinweise aus der Bevölkerung ein.

Die Bürger aber können noch mehr tun. Das zeigt der Frankfurter Westen, wo Freiwillige Stadtteil-Feuerwehrleute schon mehrere Einsätze geleistet haben, um die Altarme der Nidda im Niedwald vor dem Kippen zu bewahren. Am rund 29 000 Quadratmeter großen Grill'schen Altarm - dem größten Nidda-Altarm in der Stadt - ist ein Teil des Algenteppichs abgesaugt und das Wasser in Zusammenarbeit mit den Angelvereinen mit Sauerstoff angereichert worden. Der Grill'sche Altarm ist bereits seit Anfang Juni stark "verkrautet", wie die Angler sagen. Das Gewässer ist äußerst fischreich; dort leben Aale, Bachforellen, Brassen, Hechte, Karpfen, Regenbogenforellen, Rotaugen, Schleien und Zander. Die haben dank der Helfer jetzt zumindest eine kleine Verschnaufpause. . . (Thomas J. Schmidt/Holger Vonhof)

Auch für Menschen, die auf der Straße in Frankfurt leben, sind die Hitzeperioden besonders hart. Das erleben die Streetworker der Caritas bei ihren Rundgängen.

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