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Sachsenhausen
Hoch das Bein, um fit zu sein
- VonKatja Sturmschließen
Ein Test für Frankfurter ab 60 zeigt diesen, wie fit sie bei ihrem jetzigen Lebensstil mit 90 sein werden.
Frankfurt -Mit 90 noch fit und selbstständig sein - wer würde sich das nicht wünschen? Am Mittwoch konnten Männer und Frauen der Generation 60plus nachprüfen lassen, wie gut ihre Chancen darauf stehen. Beim Alltags-Fitness-Test des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wurde im Begegnungszentrum Mittlerer Hasenpfad für Alten- und Behindertenhilfe an sechs Stationen der individuelle Leistungsstand in Sachen Kraft oder Beweglichkeit gemessen. Am Ende gab’s Hinweise darauf, wo Stärken und Schwächen bestehen und in welchen Vereinsgruppen sich Defizite bei gemeinsamem Spaß beheben lassen.
Drei weitere Tests in Frankfurt geplant
Mehr als 100 Teilnehmer wollten sich das nicht entgehen lassen. „Bei 70 mussten wir einen Schlussstrich ziehen“, erzählt Margit Grohmann, die Seniorenbeauftragte im Ortsbeirat 5, die die Idee zu der Aktion hatte. Wer diesmal nicht dabei sein durfte, muss nicht traurig sein: Es soll demnächst drei weitere Möglichkeiten zum Knie- oder Hantelheben auf Zeit geben: am 4. April im Saalbau Ronneburg, an bislang noch nicht bestimmten Terminen in Sankt Bonifatius sowie im Haus der Volksarbeit an der Eschenheimer Anlage.
Grohmann hatte den Test bei einem Online-Seminar kennengelernt, „ich fand diese Idee ganz toll“, sagt sie. Beim Landessportbund konnte ihr Evi Lindner weiterhelfen, Referentin für Sport und Gesundheit, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Veranstaltungstag in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen den Ablauf des Nachmittags vorstellte und mit jedem am Ende ein kurzes Abschlussgespräch führte.
Sportwissenschaftler Professor Lutz Vogt von der Goethe-Uni hatte vorher ausgeführt, dass man mit regelmäßiger Bewegung sein Risiko für Krankheiten wie Depression, Arthrose, Osteoporose, Demenz und auch für mehrere Krebsvarianten senken und auch im höheren Alter noch Fortschritte erzielen könne. Dabei reichten 150 Minuten pro Woche, verteilt auf mehrere Tage, aus, und es sei nie zu spät, damit anzufangen.
Radfahren oder schwimmen hilft
Welche Bewegungsart man bevorzuge, ändere nichts an den positiven Effekten. Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen komme genauso infrage wie andere Sportarten. Wer intensiver übe, dem reichten vielleicht 75 Minuten. Aber es sei nicht so, dass man, wenn man deutlich mehr mache, das auch eine deutlich größere Wirkung erziele. Ab einem bestimmten Umfang ändere sich nur noch marginal etwas am Risiko, so der Fachmann.
Viele der Best Ager, die zur Überprüfung gekommen waren, haben sowieso schon regelmäßige Bewegungseinheiten auf dem Wochenprogramm stehen. Die 67-jährige Edith beispielsweise besucht im Verein Yoga- und Pilatesstunden. Dass sie beim Beinkrafttest mächtig ins Schwitzen kam, bei dem es galt, so oft wie möglich innerhalb von 30 Sekunden ohne Einsatz der Arme von einem Stuhl aufzustehen, lag zu einem größeren Teil daran, dass sie „viel zu warm“ angezogen war. Die meisten Ergebnisse waren mehr als zufriedenstellend. Allein was die Hüftbeweglichkeit angehe, so die Rödelheimerin, habe sie im Resultat nach Nachholbedarf.
150 Minuten pro Woche sind genug
Birgit und Karl waren als Paar gekommen. „Er ist fitter als ich“, weiß die 78-Jährige bereits über ihren sechs Jahre älteren Partner zu berichten, bevor die beiden mit ihrem Rundgang durch die Räume fertig sind.
Täglich laufe sie eineinhalb Stunden durch Park oder Wald, erzählte die Seniorin, und sie fühle sich auch sehr wohl. Dennoch habe sie mal wissen wollen, was sie noch tun könnte, um gesund und aktiv zu bleiben.
In einem Fitnessstudio, in dem sie auch schon mal trainiert habe, seien fast nur junge Leute gewesen. Jetzt überlege sie, von dem Test motiviert, eine Gruppe im Verein zu besuchen.
Die Turngemeinde Sachsenhausen beispielsweise, so erzählte Übungsleiterin Nina Lipphardt, bietet zweimal in der Woche Fitnessstunden für Senioren an, einmal davon extra für Neu- oder Wiedereinsteiger. Lipphardt versorgte am Mittwoch diejenigen, die länger an der nächsten Station anstehen mussten, mit ein paar „Bewegungssnacks“, ließ mit ihnen beispielsweise zusammen die Schultern kreisen. Die Lockerung kam gut an. Wer weiß, ob der eine und die andere nicht bald in den TG-Stunden hereinschneien.