Hoch die Krüge am Goetheturm

Nachdem das Goetheturmfest im vergangenen Jahr ausfallen musste, lud der Sachsenhäuser Vereinsring am Wochenende wieder mit zahlreichen Ständen am Fuße des Aussichtsturms zum gemütlichen Beisammensein bei Blasmusik, Bier und Bratwurst ein.
Von JELLA MEHRINGER
Während die Posaunen und Trompeten des Bad Sodener Blasorchesters durch den Stadtwald hallen und selbst noch weit oben auf dem Goetheturm zu hören sind, steht Markus Mannberger, bekleidet mit einer braunen Schürze, damit sein schicker Anzug nicht mit Bierspritzern besudelt wird, und einem großen Holzhammer in der Hand am Fuße des Aussichtsturms. Mit dem Fassanstich eröffnete der Vorsitzende des Sachsenhäuser Vereinsrings zum 33. Mal das Goetheturmfest offiziell. Zwei Tage lang feierten die Vereine des Stadtteils zu zünftiger Musik auf dem kleinen Platz vor dem Goetheturm, verkauften Bier, Bratwurst, Schmalzebrot und Mispelchen.
Beliebte Motiv-Krüge
Nachdem das Fest im letzten Jahr wetterbedingt ausfallen musste, zeigte sich der Wettergott in diesem Jahr aber gnädig, so dass Hunderte Besucher bei Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen die festliche Atmosphäre genießen konnten. Eine weitere Tradition wurde mit dem Verkauf der Bierkrüge gewahrt. Jedes Jahr wird ein anderes Motiv aufgedruckt, diesmal war es eine historische Zeichnung eines Pferdekarrens mit Bierfässern auf der Ladefläche. Das hatte sich die Binding-Brauerei gewünscht, da erst kürzlich der 500. Geburtstag des Reinheitsgebotes zelebriert wurde. Die Binding-Brauerei ist seit Beginn fester Bestandteil des Goetheturmfestes und legt großen Wert auf diese Zusammenarbeit. „Wir Sachenhäuser müssen doch zusammenhalten“, sagt Claudia Geisler von der Brauerei.
Brunnenkönigin im Einsatz
Fehlen bei diesem Fest darf natürlich auch nicht die Brunnenkönigin Jennifer II., ist sie doch die hoheitliche Repräsentantin von Sachsenhausen. Das Ehrenamt hat sie nun noch bis September inne. Ihr Terminkalender ist dementsprechend voll, nahezu jedes Wochenende laden sich die Hoheiten der verschiedenen Stadtteile gegenseitig ein oder treffen sich auf Vereinsveranstaltungen. „Dadurch habe ich bisher sehr viel erlebt und tolle Leute kennengelernt. Bianca I. zum Beispiel, die Brunnenkönigin aus dem vorletzten Jahr ist mittlerweile zu meiner besten Freundin geworden. Und auch unter den anderen Mädels habe ich viele neue Freundinnen gefunden, was ich nie gedacht hätte“, gesteht sie. Das Goetheturmfest ist für sie mehr Vergnügen als Verpflichtung, da macht es ihr auch nichts aus beim Fassanstich den ein oder anderen Spritzer Bier abzukriegen.
Während die 38 Vereine aus dem Vereinsring in der Regel wenige Berührungspunkte in ihrem jährlichen Programm haben, ist das Goetheturmfest für sie alle eine Gelegenheit zur Vernetzung und Zusammenarbeit. „Hier entstehen neue Bekanntschaften und sogar Freundschaften. Alle ziehen an einem Strang, wenn es um die Organisation des Festes geht“, sagte Markus Mannberger. Bereits am Freitag bauten alle gemeinsam die Feststände und Bierbänke auf und versuchen gemeinsam den Spagat zwischen alten Traditionen und neuen Gegebenheiten zu meistern.
Besondere Anerkennung für diese gemeinschaftliche Organisation findet auch Christian Becker (CDU), Ortsvorsteher der Stadtteile Sachsenhausen, Niederrad und Oberrad. Sein voller Terminkalender hindere ihn nicht daran, sich für das Goetheturmfest jedes Jahr dort einen Platz freizuhalten. „Die Vereine sind meiner Ansicht nach eine tragende Säule der Gesellschaft“, sagte er. „Ich finde es jedes Jahr wieder bemerkenswert, wie die Vereine miteinander dieses Fest auf die Beine stellen. Außerdem nutze er das Fest als Möglichkeit, mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen und etwas über ihre Ängste und Sorgen herauszufinden. „Hier erfährt man, wo der Schuh wirklich drückt“, sagte der Ortsvorsteher.
Flexibel planen
Allerdings ist der logistische Aufwand für das Fest nicht zu unterschätzen, wie Markus Mannberger betonte. Zumal die Organisatoren jedes Jahr aufs Neue mit anderen Bedingungen rechnen müssen. Eigentlich findet das Fest jedes Jahr am ersten Samstag im Mai statt, doch das sei aufgrund der vielen Feiertage im Mai und des wie im Vorjahr unberechenbaren Aprilwetters nicht immer umsetzbar. „Wir denken jetzt schon über das Fest im Jahr 2017 nach, aber wir müssen flexibel planen. Zum Glück habe ich ein schlagkräftiges Team hinter mir, das sich jedes Jahr mächtig ins Zeug legt, dass wir hier zusammen feiern können.“