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Neubau der Höchster Klinik wird später fertig

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Klinik-Fusion
Höchster Klinikum © dpa

Der Neubau des Höchster Klinikums – die teuerste Baustelle der Stadt Frankfurt – wird nicht, wie geplant, im Herbst 2019 fertig. Mit einem Bezug kann erst für das Jahr 2020 gerechnet werden. Das teilte das Klinikum gestern mit.

Neben der Klinikbaustelle, im Lokal „Höchst Relaxed“ in der Windthorststraße, ist die Nachricht keine Überraschung. Immer wieder haben in den vergangenen Monaten Handwerker beim Essen davon gesprochen, dass der Neubau nicht im Zeitplan ist, dass es Probleme geben wird, das Fertigstellungsdatum zu halten. Auf Nachfrage dieser Zeitung bei der Klinik hieß es immer: Nein, alles im Plan. Gestern dann die plötzliche Kehrtwende: Der Neubau kann nicht, wie geplant, im kommenden Jahr bezogen werden, sondern voraussichtlich erst 2020.

Der Generalunternehmer für den Neubau des Klinikums habe gegenüber dem Bauherrn „eine Bauzeitverlängerung angezeigt, die nach jetzigem Kenntnisstand eine Fertigstellung des Gebäudes erst in 2020 ermöglicht“, heißt es. Die Klinikgeschäftsführung und die Zentrale Errichtungsgesellschaft (ZEG) befänden sich dazu in einem engen Austausch mit dem Generalunternehmer. Erst nach abschließender Bewertung aller vom Generalunternehmer benannten Einzelheiten könne der Termin der Fertigstellung konkretisiert werden. Sprich: Derzeit kann man nichts Genaues sagen. „Ich bin gespannt auf die Gespräche mit dem Generalunternehmer“, sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne).

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Vertraglich vereinbart war die Fertigstellung und Übergabe des Gebäudes für Mitte Oktober 2019. Wegen der bislang guten Zusammenarbeit mit dem Unternehmer – der BAM Deutschland GmbH – müsse man in Gesprächen klären, was der Grund der Verzögerung sei und wie dem begegnet werden könne, so Majer. Ein offenes Geheimnis ist jedoch, dass die Konjunktur im Bausektor seit Monaten dazu führt, dass die Bauunternehmer der Nachfrage kaum mehr gerecht werden können: Baustellen sind oft chronisch unterbesetzt. „Aus diesem Grund bin ich froh, dass wir das Modell der Vergabe an einen Generalunternehmer gewählt haben“, sagt Majer. Ansonsten müsste sich die Stadt nun mit mehreren Firmen auseinandersetzen, so Majer.

Mehrkosten entstehen

Majer bedauert es „für Patienten wie Beschäftigte“, dass sich der Umzug verzögere: „Wir alle wissen, dass der Altbau in einem schlechten Zustand ist.“ Die Verzögerung kostet bares Geld: „Im Neubau haben wir niedrigere Energiekosten; die sind jetzt erst später realisierbar“, sagt Majer. Das Problem sei jedoch aufseiten des Generalunternehmers, der den geschlossenen Vertrag nicht einhalten könne. Dieser Vertrag sei „mit entsprechenden Strafen bewehrt ab dem ersten Tag, da die vereinbarte Leistung nicht erbracht wird“, stellt Majer klar.

Dr. Dorothea Dreizehnter, die Geschäftsführerin des Klinikums Höchst, hat eine klare Position: „Der Generalunternehmer schuldet uns ein bezugsfertiges Krankenhaus für Oktober 2019. Feststeht: Wir wollen so schnell wie möglich in den Neubau umziehen.“ Trotz der Verzögerung hält die Klinikleitung an ihrem Plan fest, vor der Betriebsaufnahme im Neubau eine Simulationsphase zu starten: „Das werden wir trotzdem machen“, sagt Dreizehnter.

Kommentar zum Höchster Klinikum: Hier ist Härte gefragt

Die Verzögerung bei der Fertigstellung ist denkbar ungünstig: Der Neubau des Höchster Klinikums, immerhin erste Passivhausklinik Europas, gilt als Vorzeigeprojekt; immer wieder wurden in den vergangenen Monaten internationale Besuchergruppen durch den Rohbau geführt (wir berichteten). Der Riegel mit 79 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche und einer Nutzfläche von rund 34 450 Quadratmetern soll unter anderem zehn OP-Säle und einen Hybrid-OP bieten, der mit Spezialgeräten ausgestattet ist und über bildgebende Modalitäten minimal-invasive Eingriffe erlaubt. Eine Besonderheit ist das „Höchster Zimmer“, ein mit 23 Quadratmetern etwas größeres Zweibettzimmer, das den Vorteil hat, dass das hintere Bett aus dem Zimmer geschoben werden kann, ohne das vordere zu verrücken.

Den Löwenanteil der Gesamt-Bausumme von 263,1 Millionen Euro trägt die Stadt: Ihren 208,4 Millionen Euro steht ein Zuschuss des Landes von 54,7 Millionen gegenüber. Der Neubau ist mit sechs Stockwerken viel niedriger als das bisherige Bettenhochhaus und hat vier Querriegel. Geplant sind 664 stationäre Betten und zusätzlich 40 tagesklinische Plätze. Stationär sollen jährlich über 33 500 Patienten versorgt werden können.

Spannendes Jahr

Bei der ZEG hatte man wohl schon mit Verzögerungen gerechnet. ZEG-Geschäftsführer Karsten Valentin sagte unserer Zeitung im August dieses Jahres: „Geplant ist Ende 2019, wir halten daran fest. Aber wir haben ein spannendes Jahr vor uns, und wenn es ein, zwei Monate länger dauert, war es immer noch superschnell.“

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