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Hoher Hochwasserschutz ist schnell nicht zu haben

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Als der Eschbach im September über die Ufer trat, traf es auch viele Keller im Stadtteil.
Als der Eschbach im September über die Ufer trat, traf es auch viele Keller im Stadtteil. © privat

Für ökologisch vertretbare Maßnahmen fehlen Flächen und Personal.

Frankfurt -Zwölf Nieder-Eschbacher Keller hat der Eschbach im vergangenen September nach starken Regenfällen überschwemmt. Gut ein Jahr zuvor flutete der Urselbach Teile von Niederursel, ebenfalls nach Starkregen. Auch in Höchst und Unterliederbach hieß es im August 2020 „Land unter“, als dort der Liederbach über die Ufer trat.

Maßnahmen für mehr Schutz vor solchen Hochwasserereignissen sind allerdings nicht so einfach zu verwirklichen. Das geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Frankfurter Magistrats hervor. Denn das sei mit einem erheblichen Planungsaufwand verbunden, „welcher sich nur mittel- bis langfristig umsetzen lässt“, heißt es darin - als Antwort auf einen entsprechenden Antrag von Grünen, SPD, FDP und Volt in der Stadtverordnetenversammlung.

Ein Problem dabei: Für einen funktionierenden Hochwasserschutz nach ökologischen Gesichtspunkten braucht man viele Flächen - was wiederum mit jeder Menge Arbeit und erheblichen Kosten verbunden ist. Dafür reiche die bisherige Ausstattung der hauptsächlich dafür zuständigen Ämter - Branddirektion, Stadtentwässerung und Umweltamt - nicht aus, so die Stadtregierung.

Dabei sind die Ursachen dafür, dass die Flüsse und Bäche immer wieder über die Ufer treten, ziemlich klar: der Klimawandel, aber auch bauliche Eingriffe in der Vergangenheit. „Für fast alle Frankfurter Stadtgewässer gilt, dass sie in den letzten 100 bis 200 Jahren für die unterschiedlichen Nutzungen durch den Menschen ausgebaut, begradigt, verrohrt, aufgestaut, bis an die Ufer besiedelt oder in ihrem Lauf festgelegt worden sind“, schreibt der Magistrat. Deshalb könnten sie sich kaum mehr natürlich entwickeln. „Eine Laufverlagerung oder das Ausufern des Hochwassers in die Auenbereiche sind teilweise komplett unterbunden.“ Darüber hinaus führe die zunehmende Flächenversiegelung dazu, dass weniger Wasser versickern und verdunsten könne, was ebenfalls zu einer Verschlechterung beigetragen habe.

Gegen mittelschwere Ereignisse gibt’s Mittel

Zwar habe in den vergangenen Jahrzehnten ein Umdenken stattgefunden, heißt es in dem Bericht - hin zu einer ökologisch orientierten, nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung „sowie einer ganzheitlichen Betrachtung des Hochwasserrisikos und möglicher Maßnahmen“. In diesem Zusammenhang nennt die Stadtregierung unter anderem Gewässeraufweitungen beziehungsweise -renaturierungen und die Schaffung zusätzlicher Wasserrückhalteflächen. „Allerdings wirken sich diese Maßnahmen meist nur bei kleineren bis mittleren Hochwasserereignissen in eher kleinen Einzugsgebieten aus“, schränkt der Magistrat ein. Um größere Hochwasserspitzen zu kappen, reiche das nicht aus. Viele Siedlungen in den Flussauen ließen sich nur durch zusätzliche technische Maßnahmen schützen - etwa durch Hochwasserrückhaltebecken, Deiche, Schutzwände, Aufweitung von Engstellen sowie Flutmulden.

An vielen Nebengewässern der Nidda habe man solche Projekte bereits geplant. Aufgrund der teilweise erheblichen Eingriffe in Natur und Landschaft, die damit verbunden gewesen wären, sowie des Mangels an Flächen seien sie aber nicht umgesetzt worden, informiert die Stadtregierung.

Man habe jedoch weitere Maßnahmen umgesetzt, die das Hochwasserrisiko zumindest indirekt verringern sollen. Beispielsweise würden Brücken und Einläufe regelmäßig kontrolliert, um im Hochwasserfall das Risiko für Verstopfungen zu senken. Einige Engstellen habe man auch entschärft, etwa die Rechenanlage am Beginn des verrohrten Abschnitts des Steinbachs am Praunheimer Weg.

Das Konzept Abwasser 2035 der Stadtentwässerung verfolge außerdem das Ziel, bei Neubaugebieten den natürlichen Wasserkreislauf möglichst zu erhalten und diesen durch Abkopplung von Flächen vom Kanal zu stärken, erläutert die Stadtregierung. Erstellt worden sei zudem eine Starkregengefahrenkarte, darüber hinaus seien die Überschwemmungsgebiete an Liederbach, Sulzbach und Urselbach neu berechnet worden. An vielen Frankfurter Gewässern fehle es dafür jedoch an Daten, räumt der Magistrat ein. Diese müssten erst ermittelt werden, um dann weitere Planungen vorzunehmen.

Brigitte Degelmann

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