Pizzeria "Da Cimino" in Niederrad: Wo der Holzofen legendär ist
Das Restaurant "Da Cimino" in Frankfurt-Niederrad eröffnete in den 1980er Jahren. Bis heute erfreut es sich großer Beliebtheit.
Frankfurt - Pizza aus dem Holzofen, die gab es in Frankfurt-Niederrad erstmals in den frühen 1980ern. Zur Pizzeria "Da Cimino" in der Schwarzwaldstraße 64 strömten damals Familien zum Abendessen, Jugendliche nach der Schule, Eintracht-Fans vor dem Spiel und nach dem Spiel, erinnert sich ein Niederräder, der damals Schüler war. "Auf Klassenfahrt an der Wegscheide haben wir uns schon tagelang auf die Pizza von ,Da Cimino' nach der Rückkehr gefreut. Die schmeckte immer klasse", schwärmt er im Rückblick. Wer die Pizza für zu Hause abholte, saß stets auf der langen Holzbank im Eingang des Lokals mit Blick auf den Holzofen und wartete, bis seine Pizza aus der Glut kam.
Den legendären Holzofen gibt es noch heute. Und auch der Pizzabäcker Ciro, ein Niederräder Urgestein, knetet schon seit fast drei Jahrzehnten täglich Pizzateig, belegt ihn mit den gewünschten Zutaten und schiebt ihn gekonnt auf der Pizzaschaufel in den gut 40 Jahre alten Ofen. "Ciro ist ein ganz toller, sehr zuverlässiger Mitarbeiter", sagt Besim Hoxhosaj stolz.
Pizzeria "Da Cimino" in Frankfurt-Niederrad: Betreiber ursprünglich aus dem Kosovo
Hoxhosaj, den alle kurz Kim nennen, ist Betreiber des Restaurants und ursprünglich Kosovare. Seit Jahrzehnten lebt und arbeitet der leidenschaftliche Gastronom in Deutschland, ist mittlerweile Pächter zweier italienischer Restaurants und eines Bistros.
Seit 2005 managt er das "Da Cimino". Mitten in der Pandemie kam vergangenes Jahr das Vereinsrestaurant des Tennis- und Hockeyvereins Safo an der Kennedyallee in Sachsenhausen hinzu. Und kurz darauf machte er das Bistro "Da Nicola" eine Straßenecke weiter an der Triftstraße 18/Ecke Schwarzwaldstraße auf. Dort war vorher die "Niederräder Brotecke", und auch zuvor waren hier Bäcker untergebracht.

Bei "Da Nicola" gibt es günstiges und üppiges Frühstück, mittags wird Pinsa serviert und nachmittags gibt es Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Die Terrasse an der Straße ist schon mittags gut besucht.
Pizzeria "Da Cimino" in Frankfurt-Niederrad: Den Charme bewahrt
Doch zurück ins Stammhaus: Dort bedient der echte Nicola die Gäste, Kims Sohn. Der 26-Jährige arbeitet fast täglich mit, wenn der Student nicht gerade an der Uni ist oder auf dem Fußballplatz als Spieler und Jugendtrainer. "Ich bin nie zu Hause", stellt er fest. Mittags ist das "Da Cimino" gut besucht, Stammgäste, Büroangestellte, Nachbarn nehmen draußen an der Straße Platz oder hinten im Hof auf der Terrasse. Sehr beliebt im Sommer sind die großen Salate und die kühlen Antipasti, die in der Glastheke im Gastraum zu sehen sind. Etwa der Meeresfrüchtesalat mit Tintenfisch, Scampi und knackigen Paprika. Kim legt großen Wert auf hohe Qualität. "Als ich die Pizzeria 2005 übernommen habe, war sie in einem schlechten Zustand. Wir haben die Karte erneuert. Ich habe das Parmesanrad eingeführt, darin werden Tagliatelle mit Trüffeln und Parmesan gewendet," erklärt er und zeigt auf den abgedeckten Käse neben der Antipasti-Vitrine.
Das "Da Cimino" hat mit Steinwänden, Holzboden und den gemütlichen Nischen, in denen die Tische stehen, seinen Charme bewahrt. Das Lokal wirkt wie ein typischer Italiener von früher, als Pizza noch eine italienische Besonderheit und kein Allerweltssnack war, der an jedem Eckimbiss - oft in zweifelhafter Qualität - angeboten wird.
Das Lokal an der Schwarzwaldstraße war übrigens der erste "Cimino" in Niederrad. Warum so viele andere Pizzerien im Stadtteil auch diesen Namen tragen, ist leicht erklärt. Der "Urknall" der Frankfurter "Da Ciminos" ereignete sich in den 70er Jahren in Bockenheim. Die dort beheimatete Kult-Pizzeria "Da Cimino" in der Adalbertstraße, vor allem bei Studenten seit Ewigkeiten beliebt und bekannt, begann damals, ein Imperium zu begründen. Besser gesagt; der Inhaber entwickelte ein Franchise-Konzept, das sich nach und nach über die ganze Stadt ausbreitete, wie bei "Da Cimino" in Bockenheim auf Anfrage zu erfahren ist. "Der Chef war sehr vorausschauend damals", erklärt ein Mitarbeiter am Telefon. "Es gab ,Cimino'-Pizzerien in nahezu allen Stadtteilen Frankfurts. Die hatten aber alle nichts miteinander zu tun, sondern hatten nur den selben Ursprung".
Doch diese Franchises wurden meist auch schnell wieder weiterverkauft. Auch das "Da Cimino" an der Niederräder Schwarzwaldstraße hatte häufige Besitzerwechsel, ebenso wie die anderen "Ciminos" und "Cono Ciminos" im Stadtteil. Lediglich den Namen haben die Nachfolger stets mit übernommen.
Pizzeria "Da Cimino" in Frankfurt-Niederrad: Große Fußstapfen
Kim weiß, dass er in große Fußstapfen getreten ist. Seine Kollegen in Bockenheim sind Vorbilder für ihn. Weil es Macher sind, mit Leidenschaft und einer Vision. Die hat der Kosovare, der lange in Italien gelebt hat und perfekt italienisch spricht, auch. Großen Spaß macht ihm das neue Lokal bei Safo. "Ich bin dort von früh bis spät, die Leute sind großartig." Bei drei Restaurants bleibt nicht viel Zeit für anderes - "ich hatte dieses Jahr noch keinen Tag frei." Um wach zu bleiben, gönnt er sich zwischendurch eine Espresso aus der italienischen Siebträgermaschine. "Ich mische zwei Sorten Kaffeebohnen zusammen, weil die Mischung exzellent ist", sagt Kim. In der Tat, einen solch guten Espresso muss man nicht nur in Niederrad, sondern in ganz Frankfurt lange suchen. (Stefanie Wehr)