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Homage an den Nazi-Jäger: Raum erinnert an Fritz Bauer

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Ein Konferenztisch und eine klassische Tapete dominieren bei der Einweihung des Fritz-Bauer-Saals.
Ein Konferenztisch und eine klassische Tapete dominieren bei der Einweihung des Fritz-Bauer-Saals. © Boris Roessler (dpa)

Dem Einsatz von Fritz Bauer ist es zu verdanken, dass Nazi-Verbrecher sich vor Gericht verantworten mussten. Nach einer Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus, wurde dem Generalstaatsanwalt eine weitere Ehre posthum zuteil.

Das ehemalige Arbeitszimmer von Fritz Bauer (1903-1968) im Frankfurter Landgericht erinnert an den ersten hessischen Generalstaatsanwalt. „Aus Raum 253 wird der Fritz-Bauer-Saal des Landgerichts“, sagte Gerichtspräsident Wilhelm Wolf bei einer Feierstunde zur Eröffnung. Die Erinnerung an den Initiator des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses und seine Würdigung an zentraler Stelle in der hessischen Justiz seien notwendig und überfällig. Der Sitzungsraum „im Herzen des Landgerichts“ erinnere „mit eher abstrakt gestalteten Mitteln an Fritz Bauer“, sagte Wolf.

Überliefertes Zitat

Dazu gehören die Rekonstruktion einer Tapete aus Bauers Arbeitszimmer sowie zwei Vitrinen und Bilder. Von dem Raum im zweiten Stock des in Teilen denkmalgeschützten Gebäudes B sei vieles ausgegangen, was in den Auschwitz-Prozessen eine Rolle gespielt habe. Auch Bauers Zitat „Ich betrete Feindesland, wenn ich mein Büro verlasse“ sei aus diesem Raum überliefert. Dieser erinnere auch an Bauers Persönlichkeit und seine Fähigkeit – trotz Anfeindungen von außen – Kurs zu halten.

Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) erinnerte daran, dass es Streit darüber gegeben habe, welches Bauers Arbeitszimmer gewesen sei. Dies habe mit Hilfe von Zeitzeugen und Raumplänen aber geklärt werden können, sagte Wolf. Die neue Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts, Zeithistorikerin Sybille Steinbacher, appellierte an die Zuhörer, das kritische Geschichtsbewusstsein in der Gegenwart zu erhalten.

Fritz Bauer war in seiner Funktion als hessischer Generalstaatsanwalt, zu dem ihn Ministerpräsident Georg August Zinn im Jahr 1956 berufen hatte, maßgeblicher Initiator der Frankfurter Auschwitz-Prozesse im Haus Gallus. Mit diesem Verfahren gewann die Auseinandersetzung mit dem Holocaust erstmals eine öffentliche Dimension. Bauer verstand die NS-Verfahren als Selbstaufklärung der deutschen Gesellschaft in den Bahnen des Rechts.

Als Kind einer jüdischen Familie wurde er am 16. Juli 1903 in Stuttgart geboren. Nach dem Studium der Rechts- und Volkswirtschaftslehre trat er mit 26 Jahren als jüngster Amtsrichter Deutschlands den Dienst an. 1933 wurde der Sozialdemokrat entlassen und wegen antinazistischer Tätigkeiten für einige Monate im Konzentrationslager Heuberg inhaftiert. 1936 flüchtete Bauer zunächst nach Dänemark, dann nach Schweden, wo er den Krieg überlebte.

Humanistische Union

1949 kehrte er nach Deutschland zurück, um beim Aufbau eines demokratischen Justizwesens mitzuwirken und um die NS-Verbrechen vor Gericht zu bringen. Am 28. August 1961 war Bauer zudem Mitglied der Gründungsversammlung der Bürgerrechtsorganisation Humanistische Union. lhe/bki

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