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Musiker Kay Shanghai: "Ich bin der erste offen schwule Rapper"

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Von: Enrico Sauda

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Rapper Kay Shanghai spielte beim Schirn Sommerfest.
Rapper Kay Shanghai spielte beim Schirn Sommerfest. © Enrico Sauda

Der 38-jährige Rapper legt viel Wert auf Neugier und Offenheit und begeisterte jetzt auf der Bühne der Schirn-Kunsthalle in Frankfurt.

Frankfurt - Er trägt einen Hut, schrille Klamotten und eine noch auffälligere Sonnenbrille. Noch steht er abseits der Bühne. Ein letzter Zug an der Zigarette, dann geht's vors Publikum. Begleitet von einem Kameramann und von einer Tourmanagerin, die sich im Hintergrund hält. Kay Shanghai - "ich heiße so, so steht's in meinem Pass" - tritt bei der "Schirn Summer Party" auf, hat sein Album "Haram" dabei. Darauf: Deutsch-Rap mit queeren Texten.

"Ich bin der erste deutschsprachige offen schwule Rapper", sagt der 38-Jährige, der in Essen den Club "Hotel Shanghai" betreibt. "Ich bin froh über die Einladung, hier bei der Schirn-Kunsthalle auftreten zu können", sagt Shanghai. "Eigentlich kommen die Künstler erst nach ihrem Tod ins Museum", scherzt er. Es sei jedoch nicht sein erster Auftritt in einem solchen Rahmen - aber sein erstes Konzert in Frankfurt. "Ich mag es, Leute anzusprechen, die nicht vorher schon Fans waren."

Schwuler Rapper Kay Shanghai: 30 Konzerte mit Dagobert gespielt

Im vergangenen Jahr war er mit dem Schweizer Chanson-Sänger Dagobert in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tournee, erzählt der Rapper. Ungefähr 30 Konzerte hätten sie gemeinsam gegeben. "Dagobert macht sehr getragene Musik." Ihm sei nicht klar gewesen, ob diese Kombination passen würde. Das tat sie. "Da habe ich gelernt, die Leute mitzunehmen." Einen Bezug zu Frankfurt habe er, denn den Titel des Songs "Mein Herz in deinem Hirn", "den habe ich von Rosa von Praunheim, einem großen Sohn eurer Stadt, entliehen", sagt Shanghai, der sich vorstellen könnte mit dem Rapper Haftbefehl zusammenzuarbeiten.

"Das Wichtigste, das ich mir in 18 Jahren als Clubbetreiber bewahrt habe, sind Neugier und Offenheit", deshalb sei er für viele Musikrichtungen offen. Da kommt es nicht von ungefähr, dass er in Essen demnächst ein Queer- und Punk-Bar mit Namen "Der braune Salon" eröffnet. Er macht aber Rap und den bringt man eher mit Gangstern und harten Jungs in Verbindung.

Kay Shanghai: „Ich bin ein wirklich harter Junge“

Er habe "komische Nachrichten erhalten, auch schon vor dem Album", sagt Kay Shanghai. Morddrohungen aber eher nicht. "Das trauen sie sich bei mir nicht, weil ich wirklich ein harter Junge bin", sagt er und lächelt verschmitzt. "Letztendlich sind wir in der Szene so eng beieinander", meint er, da kenne man sich. "Dummheit macht mir gar keine Angst", so der Musiker.

Seitdem er „Haram“ veröffentlichte, seien es weniger „komische Nachrichten“ geworden. „Ehrlich gesagt, klären sich da viele Dinge auf. Und je selbstbewusster du mit etwas nach außen trittst, desto weniger kratzt das andere Leute“, findet Kay Shanghai.

Queere Musik: Aufklärung ohne den erhobenen Zeigefinger

„Das Album ist ein Querschnitt meines Lebens. Es ist wichtig für viele junge Leute, ihre schwule Identität zu finden. Und ‚Haram‘ erzählt viel über mich“, sagt er. „Ohne aufklärerisch zu sein oder mit erhobenem Zeigefinger. Es sind einfach Geschichten aus meinem Leben. Entweder die Leute mögen es, oder sie mögen es nicht.“ Kay Shanghai wird in diesem Sommer noch bei vielen Festivals zu sehen und zu hören sein. (Enrico Sauda)

In den vergangenen Wochen kam es in Frankfurt immer wieder zu Angriffen auf queere Menschen. Die Polizei will nun mit mehr Beamten für den Schutz der Frankfurter LSBT:IQ (queeren) Community sorgen.

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