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Marode Spielplätze in Frankfurt: „Ich sehe keine Lösung“

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Die Kinder haben vielerorts nichts zu lachen - „und wir haben kein Geld“, sagt die Frankfurter Dezernentin Rosemarie Heilig.

Frankfurt - Im Ausschuss für Klima- und Umweltschutz wurde am Donnerstag vom Grünflächenamt der aktuelle Bericht zur Situation der Spiel- und Freizeitanlagen in Frankfurt vorgestellt. Dabei kam heraus: Auf 201 der insgesamt 672 Anlagen sind Spielgeräte gesperrt oder demontiert. Das sorgt natürlich für Unmut bei den Frankfurtern. Unsere Redakteurin Julia Lorenz hat mit der zuständigen Dezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) über marode Spielplätze, mangelndes Geld und die Suche nach Lösungen gesprochen.

Frau Heilig, der Unmut über den Zustand der Frankfurter Spielplätze ist groß. Immer wieder beschweren sich Eltern, Ortsbeiräte und Kinderbeauftragte über abgebaute und nicht ersetzte Spielgeräte, über marode Schaukeln und Wippen oder monatelang gesperrte Anlagen. Was ist denn da los?

Das ist richtig. Wir bekommen immer wieder von allen 16 Ortsbeiräten Anträge, weil Spielgeräte marode oder kaputt sind, mit dem Wunsch, diese zu erneuern. Das ist ein Dauerbrenner. Ich bin sehr unzufrieden mit der Situation.

Aber woran liegt das?

Wir haben in Frankfurt insgesamt 672 Freizeitanlagen. Davon sind 440 Spielplätze, 27 Rollsportanlagen sowie 103 Bolzplätze. Für die Instandhaltung und die Pflege ist das Grünflächenamt zuständig, das dafür aber nur ein Budget von 880 000 Euro hat.

ür 1,5 Millionen Euro lässt die Stadt die Wasserspiele im Günthersburgpark sanieren, was dringend nötig ist. Solche Mehrkosten muss das Grünflächenamt beantragen. Der festgesetzte Jahresetat für Spielplätze beträgt nur etwas mehr als die Hälfte.
ür 1,5 Millionen Euro lässt die Stadt die Wasserspiele im Günthersburgpark sanieren, was dringend nötig ist. Solche Mehrkosten muss das Grünflächenamt beantragen. Der festgesetzte Jahresetat für Spielplätze beträgt nur etwas mehr als die Hälfte. © Oeser

Was muss davon denn bezahlt werden?

Davon müssen Sandreinigung, Sandwechsel und die externen Spielplatzkontrollen bezahlt werden. Das sind pro Jahr etwa 500 000 Euro. Für die Instandsetzungsmaßnahmen sowie die Ersatzbeschaffung von Spielgeräten bleiben dann noch 380 000 Euro, was rein rechnerisch 565 Euro pro Jahr und Spielplatz bedeutet. Zum Vergleich: Eine Parkbank kostet etwa 300 Euro, eine Rutsche inklusive Fallschutz fast 10 000 Euro.

Frankfurt: „Spielplätze sind richtig teuer“

Sie haben im Haushalt aber zusätzlich auch noch 850 000 Euro für den Neubau und die Wiederherstellung von Spielanlagen bekommen.

Das ist richtig. Aber Spielplätze sind richtig teuer und müssen nach gut zwölf Jahren wieder grunderneuert werden. Im Schnitt rechnen wir mit 300 000 Euro. Es gibt aber auch Ausreißer.

Können Sie Beispiele nennen?

Für den großen Spielplatz in der Brückenstraße in Sachsenhausen, der gerade saniert wird, haben wir 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Zudem müssen wir dringend den Wasserspielplatz im Günthersburgpark erneuern. Das wird uns ebenfalls 1,5 Millionen Euro kosten. Damit wollen wir im Sommer beginnen.

Jetzt wurde im Ausschuss für Klima und Umwelt der Bericht zur Situation der Spiel- und Freizeitanlagen in Frankfurt vorgestellt. Fazit: Auf 201 der Anlagen sind Geräte defekt oder demontiert. Gibt es denn eine Lösung für das Problem mit den maroden Spielplätzen?

Nicht wirklich. Wir sind chronisch unterfinanziert. Nichtsdestotrotz arbeite ich an einer Mehrkostenvorlage, das mache ich jedes Jahr. Das Problem ist allerdings, dass die Gewerbesteuereinnahmen durch die Corona-Pandemie eingebrochen sind. Wir haben kein Geld. Der gesamte Magistrat muss sparen. Das geht uns allen so. Deshalb sehe ich auch keine Lösung für das Problem mit den maroden Spielplätzen.

Aber was passiert denn, wenn ein Spielgerät defekt ist. Wann können die Eltern auf ein neues hoffen?

Je nachdem, wann der betroffene Spielplatz auf unserer Prioritätenliste an der Reihe ist. Manchmal ist Geduld gefragt.

Es gibt also eine Übersicht über die notwendigen Spielplatzreparaturen?

Ja, wir haben eine Prioritätenliste. Hier werden nicht nur die von uns festgestellten Reparaturen oder Instandsetzungen eingepflegt, sondern auch die Wünsche aus den Ortsbeiräten, die uns zahlreich erreichen. So geschieht es häufig, dass wir dem Ortsbeirat vor mehreren Jahren eine Zusage für ein neues Spielgerät gemacht haben, der Ortsbeirat aber immer noch auf die Umsetzung warten muss. Dankenswerterweise helfen die Stadtteilgremien auch oft mit den eigenen Mitteln aus, um einzelne Wünsche hinsichtlich der Ausstattung finanzieren zu können. Für die personellen Ressourcen ist das aber leider keine Entlastung.

Frankfurt: „Wir brauchen 15 neue Stellen für die Spielplatzunterhaltung“

Sie brauchen nicht nur Geld, sondern auch Personal?

Wir brauchen 15 neue Stellen für die Spielplatzunterhaltung. Aufgrund der aktuellen Rückstandsmeldung aus allen Ortsbezirken brauchen wir die personelle Unterstützung schnell, neun Stellen sind als Sofortmaßnahme unumgänglich, da die jetzigen Mitarbeiter unter der jetzigen Belastungssituation psychisch und physisch leiden.

880 000 Euro pro Jahr hat sie für Spielplätze. 2,6 Millionen bräuchte sie, sagt Stadträtin Rosemarie Heilig (Grüne).
880 000 Euro pro Jahr hat sie für Spielplätze. 2,6 Millionen bräuchte sie, sagt Stadträtin Rosemarie Heilig (Grüne). © Sauda

Wofür benötigen Sie das Personal denn?

Sie werden für die Spielplatzinstandhaltung und die Spielplatzkontrollen benötigt. Die Mitarbeiter machen beispielsweise jede Woche auf jeder Anlage eine Sichtkontrolle, ob noch alle Geräte in Ordnung ist.

Wie viel Geld bräuchten Sie denn für die Instandhaltung und Pflege der Spielplätze?

Wir bräuchten einen richtigen Geldsegen, nämlich 2,615 Millionen Euro pro Jahr. Sehr viel mehr als wir jetzt haben.

Was würden Sie sich denn wünschen, um die Situation zu verbessern?

Die Gewerbesteuereinnahmen müssten sprudeln, damit wir alle Spielplätze sanieren können. Vielleicht findet sich ja aber auch ein Mäzen oder eine Bank, die uns finanziell unterstützen will? Aus dem städtischen Haushalt heraus sehe ich aber keine Finanzierungsmöglichkeit.

Nur ein Spielplatz für 900 Kinder: Es gibt zu wenig Flächen im Frankfurter Stadtteil Bonames - die Anlage Im Storchenhain soll größer werden.

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