Bahn will in Frankfurt zweite Deutschherrnbrücke bauen - und für die alte gibt’s eine besondere Idee

Die Deutschherrnbrücke über den Main in Frankfurt ist marode und muss ersetzt werden. Weil aber so viele Züge dort fahren, ist das schwierig.
Frankfurt -Die Deutschherrnbrücke nahe des Osthafens muss ersetzt werden. Deshalb will die Deutsche Bahn eine zweite Brücke direkt östlich neben der 110 Jahre alten, maroden Eisenbahnbrücke errichten. Das Vorhaben gehört zum milliardenschweren Bündel von Ausbauprojekten, mit denen der Bund den Bahnknoten Frankfurt leistungsfähiger machen will. Eines der Vorhaben ist der Fernbahntunnel unter der Stadt.
Bahn: Brücke für große Lasten nicht mehr geeignet
Seit 1. April 1913 queren Züge den Main zwischen Sachsenhausen und Ostend über die Deutschherrnbrücke. Nach dem Krieg wurde der zerstörte Bau wieder aufgebaut, nun muss er ganz ersetzt werden. „Das Bauwerk ist nicht mehr für schwere Lasten geeignet“, sagt Gerd-Dietrich Bolte, Leiter Infrastrukturprojekte Region Mitte bei der Infrastruktursparte der Bahn, DB Netz AG.
Die Brücke wird jedoch stark genutzt. Mehrere ICE- und Regionalbahnlinien verkehren hier und viele Güterzüge. Nördlich liegen neben dem Ostbahnhof auch der Güterbahnhof Ost, einer der wichtigsten Umschlagbahnhöfe zwischen Schiene, Straße und Schiff in ganz Deutschland.
Strecke wichtig - auch wenn der Fernbahntunnel gebaut ist
Die Brücke an gleicher Stelle neu zu bauen, kommt daher nicht in Frage. „Das hätte eine langjährige Sperrung der Strecke bedeutet“, erklärt Bolte. Auch später bauen klappt nicht: Wenn in den Vierzigerjahren der Fernbahntunnel die meisten ICE-Fahrten aufnehmen wird, wird die Brücke weiter für Güter- und Regionalzüge sowie neue S-Bahnen gebraucht, die der Rhein-Main-Verkehrsverbund haben möchte. Ein Neubau wäre auch mit dem Denkmalschutz in Konflikt geraten. Bolte: „Die Brücke wieder so aufzubauen, wäre heute nicht mehr möglich.“
Deshalb hat sich die Bahn entschieden: Östlich neben der bestehenden wird eine zweite Deutschherrnbrücke gebaut. Während sie entsteht, könne der Zugverkehr ungestört rollen, sagt Bolte. Nur wenn die neue Brücke an die alte Strecke angeschlossen wird, seien „kürzere Sperrzeiten“ nötig. Für das Großprojekt seien die Planungen angelaufen, erläutert der Infrastruktur-Chef. Die neue Brücke solle Anfang der Dreißigerjahren in Betrieb gehen.
Auch Vorlandbrücken an der EZB und in Sachsenhausen müssen neu gebaut werden
Das Vorhaben hat es durchaus in sich: Auch die Vorlandbrücken im Ostend und Sachsenhausen müssen ersetzt werden. Diese reichen auf der Nordseite an der Europäischen Zentralbank und am Hafenpark vorbei bis über die Hanauer Landstraße. Im Süden soll der gesamte Anschluss an die Bahnstrecke Frankfurt-Offenbach neu gebaut werden. Über zusätzliche Brücken sollen die Züge kreuzungsfrei ein- und ausfädeln können, was die Kapazität erhöht.
Alte Brücke könnte genutzt werden wie die „High Line“ in New Yor
Und die alte Deutschherrnbrücke? Die Bahn wolle sie gern „in eine sinnvolle Nachnutzung überführen“ und habe sie der Stadt zur Übernahme angeboten, erklärt Bolte. Da der Bau keine schweren Lasten mehr tragen könne, sei darauf aber nur beispielsweise ein Fuß- und Fahrradweg möglich. So etwas habe zuletzt New York realisiert, erinnert der Bahn-Manager. Dort wurde mit der „High Line“ eine mehr als zwei Kilometer lange innerstädtische Güterzugtrasse zu einem Park umgestaltet.
Seit vorigem Jahr laufen Verhandlungen mit den Dezernaten von Planungsstadtrat Mike Josef (SPD) und Mobilitätsstadtrat Stefan Majer (Grüne). Dem Vernehmen nach möchte die Stadt die Brücke gut saniert übernehmen, die Bahn aber wenig investieren. Zum aktuellen Stand der Gespräche mag Gerd-Dietrich Bolte nichts sagen. Anders Manuela Rottmann, Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen. Sie machte am Dienstag bei einem Wahlkampftermin genau diese Vision der Umnutzung der Brücke als „ihre stadtplanerische Idee für eine neue Grünverbindung“ öffentlich. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)