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Großrazzia im Frankfurter Bahnhofsviertel: „Es könnte alles viel besser hier sein“

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Razzia im Bahnhofsviertel.
Razzia im Bahnhofsviertel. © rainer rüffer

Stundenlang durchkämmen Polizisten Bordelle, Spielotheken und Lokale im Bahnhofsviertel in Frankfurt. Zahlreiche Personen werden kontrolliert.

Frankfurt - Mit einem Großaufgebot hat die Polizei am späten Freitagnachmittag und Abend das Bahnhofsviertel durchkämmt. Am Kaisersack riegeln Beamte blitzschnell den Platz entlang des Holzzauns am gesperrten U-Bahn-Abgang ab: Personenkontrolle. Sie sind auf der Suche nach illegale Arzneimitteln, Drogen, Hehlerware, falschen Papieren. Manche der überprüften Personen dürfen schnell wieder gehen, andere werden zum Abgleich der Papiere in einen Einsatzwagen geführt.

Zeitgleich betreten Beamte in Uniform und in zivil ein Laufhaus in der Taunusstraße, kontrollieren Mitarbeiter und Kunden. Keine 100 Meter weiter rauchen Drogenkranke auf offener Straße ihre Crackpfeifen.

Großrazzia im Frankfurter Bahnhofsviertel

Auch in der Moselstraße überprüfen Polizisten Papiere, kontrollieren eine Personengruppe vor einer geschlossenen Rotlichtbar stehen. „Wir wollen Kriminalität aus der Anonymität holen und das Sicherheitsempfinden der Bürger stärken“, erläutert Polizeisprecher Thomas Hollerbach.

Auch Steuerfahnder sind an diesem Nachmittag im Bahnhofsviertel dabei, immer dann, wenn die Beamten Gastronomiebetriebe, Spielotheken und Bordelle kontrollieren.

„Das ist ja erschreckend“, sagt ein Mann, der Soldat ist und aus dem Bahnhof auf den Kaisersack kommt. „So viel Polizei, das muss ja echt schlimm sein“, sagt er und spricht mit Beamten, die ihm geduldig den Einsatz erklären. „Vor einem halben Jahr war ich das letzte Mal hier, da ist mir nichts Schlimmes hier aufgefallen“, sagt der Soldat, während ihm andere Passanten von offenem Drogenhandel berichten.

„Klar, in sechs Wochen sind Wahlen“

Eine Frau ruft sichtlich genervt: „Ist ja klar, in sechs Wochen sind Wahlen. Da gibt es mal wieder eine Großkontrolle.“ Sie schimpft darüber, dass „immer die gleichen Typen Handtaschen klauen. Die rennen immer noch rum“. Ob sie Anzeige erstattet habe oder ihre Beobachtungen der Polizei mitgeteilt habe, fragt ein Polizist? „Nein, warum? Das muss die Polizei schon selber rausfinden“, antwortet sie patzig. Ein Mann mit dicker Uhr am Handgelenk erzählt, dass erst vor zwei Wochen „zwei Typen versucht haben, sie mir vom Handgelenk zu reißen“.

Kunden, die aus dem Laufhaus in der Taunusstraße kommen, halten sich die Arme vor das Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Über eine Stunde lang ist die Polizei dort beschäftig, findet nichts. „Von der Steuer wird noch in Papieren geguckt, aber hier ist wohl alles ok“, sagt ein Beamter. Die Betreiberin des Laufhauses, Nadine Maletzki, findet die Kontrollen völlig in Ordnung, auch wenn es „freitags natürlich nicht gerade gut ist fürs Geschäft“. Sie selbst stört sich an den Missständen im Bahnhofsviertel.

„Es könnte alles viel besser hier sein. Feste Mülltonnen, die nicht umgeworfen werden können, mehr Licht auf unserer Seite der Taunusstraße, das würde schon helfen“, sagt sie und zeigt Bilder von Verwüstung, Angriffen und Polizeieinsätzen. „Sogar einem richtig großen und starken Mitarbeiter hier sind schon zehn Euro direkt aus der Hand geklaut worden“, berichtet Maletzki. „Überall wird offen gedealt. Man kann rund um die Uhr dabei zuschauen und absolut nichts passiert, um dem Einhalt zu bieten“, moniert sie.

Razzia im Bahnhofsviertel: „Es muss mal wieder sein“

Die Geschäftsführerin der Bar My Way, Claudia Kleck, sieht Kontrollen ebenfalls gelassen. „Es muss mal wieder sein. Dass aber 120 Mann wegen Steuern ausgerechnet am Wochenende in Betrieben auftauchen, die ohnehin zu kämpfen haben, ist nicht in Ordnung.“

Rusbeh Tussi, der am Karlsplatz den Karlson Club betreibt, findet Kontrollen wichtig. „Was mich irritiert, ist, dass die Mieter und Unternehmer im Fokus liegen. Die Drogenhändler, die rund um die Uhr offen unterwegs sind, die lachen jetzt. Dabei sind sie der Grund, dass immer mehr Mieter verschwinden und Leute Angst auf der Straße haben. Das Viertel kann nur sicherer werden, wenn mehr kontrolliert wird. Am besten jeden Tag.“ Am Freitag dauerten sie bis spät in den Abend.

Bis 21 Uhr hat die Polizei 16 Personen festgenommen. Darunter einen Crack-Dealer und zwei Abnehmer. Bei einem von ihnen wurde auch ein offener Haftbefehl festgestellt. Ein Dieb, der kurz vor der Razzia in einem Geschäft eine Jacke gestohen hat und Pfefferspray und ein Messer dabei hatte, geriet in die Kontrolle. Der Ladenbesitzer erkannte ihn und auch die gestohlene Jacke. Der Täter muss sich jetzt wegen bewaffneten Diebstahls verantworten. In einem der kontrollierten Gebäude hat die Steuerfahndung Steuerschulden in einem niedrigen fünfstelligen Betrag einkassiert. (Sabine Schramek)

Die Polizei durchsucht bei einer Razzia mehrere Objekte in Frankfurt – und wird fündig. Eine Gaststätte und eine Bar in Rödelheim werden geschlossen.

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