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Im Frankfurter Kult-Keller geht wieder der Punk ab

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Von: Sabine Schramek

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Genießt die Ruhe vor dem Sturm. Niko Collischon, der den Dreikönigskeller betreibt. FOTO: enrico sauda
Genießt die Ruhe vor dem Sturm. Niko Collischon, der den Dreikönigskeller betreibt. © sauda

Ins 400 Jahre alte Gewölbe in Sachsenhausen kommen Musiker aus aller Welt

Niko Collischon ist glücklich. "Es hat lange genug gedauert", sagt er und meint Corona. Flink geht er die vielen Stufen tief nach unten in den Keller, der aus Bruchsteinen gebaut ist und wie eine gemütliche Grotte wirkt. Lampen strahlen rote Sterne an die historischen Wände des Kellers, der "vermutlich damals als Kühllager von Mainfischern genutzt wurde. Niemand weiß es so genau", sagt Collischon.

An der düsteren Decke zeigen sich je nach Blickwinkel Zeichnungen, am langen Tresen vor der bläulich beleuchteten Bar links von der Bühne leuchten aufgemalte Diamanten, vor dem DJ-Pult baumeln lange Schnüre mit silbrig blitzenden 50er-Jahre Anhänger. "In den letzten beiden Sommern gab es den Hofkeller draußen. Und der ist in Coronazeiten ein absoluter Glücksumstand, wenn es nicht gerade regnet", sagt der freundliche Sachsenhäusener, der "den Laden von Anfang an kennt". Er lacht, als er erzählt, wie er den Kühlschrank hochgeschleppt hat und auch mal ein Zelt aufgebaut hat. "Ich mache halt alles alleine", erzählt er mit einem Putzlappen in der Hand.

Sein Dreikönigskeller ist ein Geheimtipp und Kult. Collischon kennt ihn "seit Anfang an". Seit 1986 gibt es hier Musik, vor "15 oder 16 Jahren hat mich der frühere Betreiber angesprochen, ob ich Vertretung für die Konzerttechnik machen könne. Die Bar musst Du aber auch machen", hatte er gesagt und ich habe 'ja' gesagt." 2016 wurde das Haus verkauft. Es gingen Gerüchte, dass dass das Ende des Dreikönigskellers sei.

Zum Glück kam es anders. Der neue Eigentümer hat Collischon gefragt, ob er nicht den Betrieb weiter laufenlassen wolle und der Musikfan wollte. "Wenn Du mit Musik zu tun hast und mit beiden Füßen auf dem Boden stehst und ebenfalls Unternehmer bist, ist das okay", sagt er froh. Die Musik nennt er "sehr speziell". "Das ist kein Mainstream und der Keller kein Laden für Coverbands". Aus aller Welt kämen die Musiker, 90 Prozent der Musik seien eigene Werke. Punks, Psychadelic, Jazz und DJs kämen gerne in den technisch gut ausgestatteten Keller, der wie ein halber Zylinder gebaut ist.

"Der Sound ist richtig gut, wir haben ein 16-kanaliges Mischpult und separat einstellbare Soundboxen." Die Musiker kommen aus den USA, aus Afrika und Asien. "Manche sind auf Europatour und machen hier einen Zwischenstopp. Sie mögen das kleine Gewölbe, in dem alles unkompliziert ist", sagt Collischon stolz. "Da sind richtige Hammerbands mit dabei, die sonst nur große Bühnen bespielen." Sie kämen gern am ersten oder letzten Tag ihrer Touren und er freut sich, dass "halbwegs normales Reisen bald wieder überall möglich ist. Vor allem für die Musiker."

Collins mag Kunst und Kultur. "Musik ist Kultur und Kultur hat einen hohen Wert." Wertschätzung ist ihm wichtig. "Das gilt für Musiker ebenso wie für die Gäste und Nachbarn." Die Eintrittspreise sind nicht teuer. Zwischen 5 und 15 Euro liegen sie je nach Gig. Meistens liegen sie bei 7 oder 8 Euro. 70 Gäste passen in den Keller. Die vergangenen beiden Jahre war alles anders. 2020 hat Collischon "etwa 25 Hofkeller-Konzerte" gemacht. 2021 "erheblich weniger, weil das Wetter nicht mitgespielt hat". Das sei zwar "kein Vergleich zum Keller" gewesen, "aber trotzdem schön". Abstandsregeln und deutlich gedämpfte Lautstärke hätten eine völlig andere Atmosphäre geschaffen, dennoch seien die Veranstaltungen "recht gut besucht gewesen".

Maximal 30 Leute waren auf dem Hof mit Blick über den Main, auf den Dom und den Eisernen Steg. Weitere haben auf dem erhöhten kleinen Grünstreifen gegenüber zugehört. Eintritt konnte er bei den Open Air Konzerten keinen nehmen für die Bands aus der Region, "aber die Stimmung war gut in dieser harten Zeit. Es hat irgendwie gepasst". Auch mit den Nachbarn versteht er sich gut. "Wir kennen und uns und reden viel miteinander. Das ist angenehm."

Collischon liebt seinen Laden, die Musiker und seine Gäste. "Es ist schön, dass es wieder weitergeht und dass es wieder möglich ist, den Keller aufzumachen. Es tut allen gut, zusammen zu sein und Musik zu hören."

SABINE SCHRAMEK

Die Veranstaltungen

Informationen, wer wann spielt oder auflegt, gibt es im Internet unter www.dreikoenigskeller.eu.

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