Fahrradfreundliche Umgestaltung: Im Oeder Weg gibt’s vorerst kein Zurück

Die Maßnahmen werden im Frankfurter Nordend nicht rückgängig gemacht, die Mehrheit im Ortsbeirat ist sogar für weitere Sperren.
Frankfurt - Die Diagonalsperre auf Höhe der Holzhausenstraße bleibt unverändert bestehen, weitere Durchfahrtsperren am Frauensteinplatz und am Eingang zur Humbrachtstraße werden errichtet, die von Bewohnern des Holzhausenviertels geforderte Bürgeranhörung wurde abgelehnt. Das hat der Ortsbeirat 3 (Nordend) in seiner Sitzung zum Schwerpunkt fahrradfreundliche Umgestaltung des Oeder Wegs mit den Stimmen von Grünen, Linken, Volt und Ökolinx jetzt beschlossen.
Die befürchteten hitzigen Wortgefechte zwischen Befürwortern und Gegnern der abgeschlossenen Maßnahmen im Oeder Weg blieben aus. Rund 150 Gäste waren gekommen, das Kräfteverhältnis der beiden Lager war nahezu gleich. Ortsvorsteherin Karin Guder (Grüne) lobte den fairen Ton. Abwechselnd waren Unterstützer und Gegner zu Wort gekommen, die Redezeit war auf zwei Minuten pro Beitrag begrenzt. Denn die Bürgerfragestunde sollte 60 Minuten nicht überschreiten, um den Ortsbeiräten Zeit für eine Generaldebatte zu geben und über zahlreiche Vorlagen abstimmen zu können.
Anwohner des Oeder Wegs bedankten sich, dass der Versuch gestartet wurde. Es sei ruhiger geworden, lebenswerter, sauberer und vor allem sicherer, seit Autos der direkte Weg vom Norden in die Innenstadt durch den Oeder Weg versperrt sei. „Ich kann endlich schlafen“, sagte ein älterer Herr. Menschenfreundlicher sei es geworden, erklärte eine Frau. Sie beobachte alte Leute, die sich auf Bänke setzen und miteinander sprechen, Kinder würden sogar Ball auf der Straße spielen. Und sie bat: „Führen Sie den Versuch bis 2024 weiter.“ So lange dauert die Testphase.
Frankfurt: Verlierer wohnen im Holzhausenviertel
Eine positive Seite konnte eine Gegnerin der Umgestaltung und der daraus resultierenden Debatte abgewinnen: „Es führt dazu, dass wir uns im Stadtteil besser kennenlernen.“ Grundsätzlich aber seien die Bewohner in den Nebenstraßen, vor allem im Holzhausenviertel, die Verlierer. Mehr Verkehr und Lärm müssten sie nämlich nun ertragen. Und kämen die zusätzlichen Sperren, müssten sie weite Umwege fahren, um zur Arbeit, zum Einkaufen und zurück zu gelangen. Ökologisch sinnvoll sei das nicht, so das Argument. Und Geschäftsleute würden in die Pleite gezwungen, weil Kunden ausblieben. Die Konsequenz: Weg mit der Diagonalsperre auf Höhe Holzhausenstraße und Verzicht auf weitere Sperren. 120 Bewohner des Holzhausenviertels haben diese Forderung bereits unterzeichnet.
Gabriele Trah (Grüne) versteht nicht, warum die Leute aus dem Holzhausenviertel in den nächsten anderthalb Jahren bis zum Abschluss der Testphase mehr Verkehr den Sperren vorziehen wollen. Sie betonte aber: Ein Zurück bei der Diagonalsperre in der Holzhausenstraße gebe es nicht. „Unternehmen wir jetzt nichts, gehen wir unter in Dreck und CO2.“ Dass es eine Verkehrswende brauche, sei Konsens, sagte Claudia Ehrhardt (CDU). Wie sie zu gestalten sei, dazu gebe es aber verschiedene Ansichten. Den Grünen-Vorschlag, den Pendlerverkehr ausschließlich über Eckenheimer, Eschersheimer und Friedberger Landstraße sowie Alleenring zu führen, lehnt sie ab. „Da wohnen ja auch Menschen.“ Vorrang sollte ihrer Ansicht nach der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs haben.
Oeder Weg in Frankfurt: CDU und FDP plädierten für eine Bürgeranhörung
CDU und FDP plädierten für eine Bürgeranhörung. Diesen Denkanstoß unterstützte die SPD, Rüdiger Koch warb zudem dafür, die Diagonalsperre zu versetzen, damit die Ost-West-Verbindung über die Holzhausenstraße wieder durchgängig befahrbar sei. Beides wurde abgelehnt. Marco Findeisen (FDP) bedauerte das, weil mit der Brechstange eine Ideologie durchgesetzt werde. Dem widersprach Martina van Holst (Linke), denn jahrzehntelang sei das Auto bevorzugt worden. Manfred Zieran (Ökolinx) erklärte, dass er alle Autos aus der Stadt verbannen würde, der Ansatz im Oeder Weg sei also schon mal richtig.
Jonathan Leßmann (Volt) äußerte abschließend einen Wunsch: „Hoffentlich geht der Austausch in dieser Art uns Weise weiter - auch nach der Abstimmung.“ Man darf gespannt sein. (Matthias Bittner)