Im Römer sind die Narren los

Wenn die Flaggen am Römer rot, weiß, blau und gelb quergestreift sind und Autos voller Konfetti davor parken, sind die Narren los. Nach zwei langen Jahren Corona-Pause gab es am Sonntag großen Jubel im Römer, als 40 Goldene Adler, 25 Römerschilder und vier Jokus-Wappenschilder an wohl verdiente Karnevalisten von Stadtrat Stephan Siegler verliehen wurden.
Auch wenn Ihre Tollitäten Prinz Larry I. und Nadin I. und das Kinderprinzenpaar Mark I. und Laura II. statt um 13.11 Uhr erst um 13.31 Uhr die lange Treppe Richtung Kaisersaal emporschreiten, weil der Fastnachtgottesdienst mit dem Narhallamarsch an der Orgel „etwas länger gedauert hat“, ist der Jubel groß.
Und wegen der langen Corona-Pause gibt es an diesem Sonntagmittag einiges nachzuholen. „Als ich die Nachricht per Brief bekommen habe, hatte ich vor Freude Tränen in den Augen“, sagt Heike Stoner . Gemeinsam mit ihrem Mann Peter , dem 1. Vorsitzenden des 1. Nieder Carneval Clubs 1969 bekommt sie den „Goldenen Adler“. „Den gibt es erst, wenn man mindestens 15 Jahre lang aktiv bei einem Karnevalsverein ist“, so der Mann, der bereits 16 Pins und zwei Fastnachtsorden-Ketten am Jackett trägt.
Normalerweise verleiht der Oberbürgermeister die Orden für besonderen, närrischen Einsatz. „Dass ich das heute mache, ist Ihre Schuld“, so Stadtrat Stephan Siegle r (CDU). „Wir haben zurzeit keinen Oberbürgermeister.“ Die Menge der Narren quittiert den Spruch mit fröhlichem „oh je, oh je, oh je, aua, aua, aua“. Gerne lassen sich die Fastnachter davon überzeugen, ihre Motivwagen und Büttenreden an die „sensationelle Performance im Römer“ anzupassen. „Vorlagen gibt es ja genügend“, scherzt Siegler, dessen Rede viel Applaus auch von den Mitgliedern des Großen Rats bekommt. t
Axel Heilmann , Präsident des Großen Rats, stellt fest, dass Siegler eine durchaus passable Rede gehalten hat und konzentriert sich auf „die freudige Erwartung aller“, die mit Lachen quittiert wird. Auch er ruft zu einer guten Kampagne auf und vor allem zu gutem Umgang miteinander. „Wir brauchen uns alle auch unter- und miteinander. Besucht die anderen Vereine und genießt die närrische Zeit wie vor der Pause“, appelliert er an die närrische Schar im Römer.
Bezüglich des Umzugs am Fastnachtssonntag fordert er Respekt gegenüber den Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräften, die dann im Dienst sein werden: „Lasst uns einen fröhlichen und friedlichen Umzug machen.“ Noch ist es natürlich nicht so weit, erst steht der Neujahrsempfang an.
Vor dem obligatorischen Anstoßen aber steht zunächst noch die Ordensverleihung an. Beim Ordensausschuss seien 75 Anträge eingegangen und 69 davon seien auch genehmigt worden.
Weil es so viele sind, gehen die Übergaben der Urkunden und das Umhängen der Orden vergleichsweise schnell. Die Namen der Vereine werden aufgerufen und die Namen der Mitglieder, die geehrt werden. Lachend, fröhlich und sichtlich gerührt nehmen die Karnevalisten ihre Ehrungen entgegen. Mit Jubel, Applaus, Küsschen, Schulterklopfen und Umarmungen. Wer schnell ist, bekommt sogar noch ein Handyfoto hin. Die Ehre und der Stolz stehen jedem ins Gesicht geschrieben. Kein Neid, sondern Bewunderung von den Kollegen der eigenen und anderen Vereine sind den Ordensträgern sicher.
Den Jokus gibt es nur vier Mal. Für diese Würdigung muss man mindestens 25 Jahre in einem Karnevalverein aktiv sein und gleichzeitig selber seine Reden schreiben und vortragen. Auch die Träger dieses Ordens werden vorgeschlagen. In diesem Jahr sind es Hans Jürgen Müller von den Stutzern, ein ehemaliger Prinz. Holger Dyhr von den Eschbäjer Zuckererbsen ist dabei, Niklas Pauli von den Stutzern und Klaus Bieringer von den Seckbacher Meckerern. In der Menschenmenge gehen die einzelnen Verleihungen fast unter, aber die Freude ist riesig.
Die dreifachen Helaus hallen sicherlich bis auf den Römerberg, der Applaus ebenfalls. Fast vergessen scheint die Zeit, in der zwei Jahre lang keine Fastnacht möglich war. Die Vorfreude auf das Jetzt und hier ist größer. Auch Peter und Heike Stoner freuen sich auf die närrische Zeit. „Wir werden richtig Gas geben und sind einfach nur glücklich, dass wir in diesem Jahr wieder richtig feiern können.“ Sabine Schramek