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„Trauriger Holzkasten“: Nicht genehmigter Umbau von Frankfurter Kult-Imbiss gestoppt

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Wo der beliebte Marktstand auf dem Grundstück Alt-Schwanheim 38 war, umschließt nun ein Holzbau die zwei alten Kastanien.
Wo der beliebte Marktstand auf dem Grundstück Alt-Schwanheim 38 war, umschließt nun ein Holzbau die zwei alten Kastanien. © Maik Reuß

Ein Holzkonstrukt ummantelt die Stämme zweier Kastanienbäume in Frankfurt-Schwanheim komplett - das Umweltamt ist eingeschaltet.

Frankfurt - Vier Jahrzehnte lang war der Wurststand in Alt-Schwanheim 38 Kult, geschützt von einem Holzdach und mit einer Terrasse mit Stehtischen davor versehen. Bis zu seiner Schließung im Juli 2022 gehörte er zum Ortskern wie das Wilhelm-Kobelt-Haus und das Traditionslokal „Seppche“. Heute bietet derselbe Ort einen bizarren Anblick: Komplett mit Holzbrettern eingehaust ist das Eckgrundstück nun - und das Dach umschließt die zwei mächtigen, mehr als 100 Jahre alten Kastanien.

Die Sorge darüber, ob und wie die Bäume nun gewässert werden können, beschäftigt die Schwanheimer ebenso wie die Frage nach Sinn und Zweck des „traurigen Holzkastens“, wie ihn eine Bewohnerin in der lokalen Facebook-Gruppe nennt. Katharina Euler, Sprecherin im städtischen Dezernat Planen und Wohnen, weiß mehr: „Es handelt sich um die ungenehmigte Errichtung eines Imbissgebäudes mit eingehaustem Wintergarten“, erklärt sie. Bei einem Ortstermin habe sich die Bauaufsicht ein Bild von der Situation gemacht und einen Baustopp verhängt.

Mittlerweile seien der Bauherr und sein Architekt im Gespräch mit der Bauaufsicht und möchten einen Legalisierungsantrag für ihr Vorhaben stellen. Der dürfte aber nach Katharina Eulers Worten ohne weiteres wohl nicht genehmigt werden.

Rückbau von Wurstbude in Schwanheim ist wahrscheinlich

„Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass die Überdachung in Teilen zurückgebaut werden muss, so dass die Bäume erhalten bleiben und keinen Schaden nehmen“, präzisiert sie. Dafür bedürfe es noch der Prüfung durch die Kollegen des Umweltamts.

Der Schwanheimer SPD-Ortsbeirat Jürgen Storjohann weiß, dass der Anblick des Holzkasten und der Einschluss der alten Kastanien bei vielen Nachbarn auf Unverständnis gestoßen ist. Wenn dahinter jedoch tatsächlich Pläne für ein neues gastronomisches Angebot steckten, klinge das wiederum ermutigend: „Das heißt ja, dass es jemanden gibt, der sich für das Fleckchen dort interessiert und es wieder attraktiver machen will“, meint Storjohann.

Attraktiv in den Augen vieler Stammgäste war der frühere Schwanheimer Wurststand im Schatten der Kastanien allemal. Lange hatten ihn zwei Brüder betrieben; im September 2005 hatte dann zunächst Rainer Schleich dort angefangen, als einer der beiden Brüder in Rente ging. Vor rund 14 Jahren hörte auch der zweite der Brüder aus Altersgründen auf; Rainer Schleichs Frau Brigitte stieg mit ein.

Betroffenheit war nach Schließung von Frankfurter Kult-Imbiss groß

Im Juli vergangenen Jahres machte das Ehepaar dann seinen Kult-Imbiss schweren Herzens dicht. Zwei Ereignisse waren nach ihren Angaben wohl die Sargnägel für den Wurststand: Erst schmiss eine langjährige Mitarbeiterin hin, dann ging Schleichs Lieblingslieferant, ein Metzger aus dem Vogelsberg, in Rente. Geschrumpfte Gewinnmargen und steigenden Lebensmittelpreise zwangen das allseits beliebte Ehepaar dann endgültig zur Schließung ihres Marktstandes; die Betroffenheit war groß.

Im Oktober eröffnete zwar ein österreichischer Gastronom die Bude in Alt-Schwanheim neu, erweiterte das altbekannte Sortiment um Spezialitäten wie Kärntner Kasnudeln. Offenbar traf er damit aber nicht so ganz den Nerv seiner Kundschaft - viele Schwanheimer, so ist zu hören, beklagten zudem die in ihren Augen überhöhten Preise. Nach nur wenigen Monaten musste der neue Besitzer die Segel wieder streichen. (Michael Forst)

Das Restaurant „Da Cimino“ in Frankfurt-Niederrad eröffnete in den 1980er Jahren. Bis heute erfreut es sich großer Beliebtheit.

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