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Immer bereit für den Notfall im reißenden Fluss

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Strömungsretter der DLRG trainieren am Praunheimer Wehr, hier Philipp Hericks und Armin Entezami. Sie müssen sehr gute Schwimmer sein und Rettungstechniken beherrschen - und das alles in den schweren Klamotten.
Strömungsretter der DLRG trainieren am Praunheimer Wehr, hier Philipp Hericks und Armin Entezami. Sie müssen sehr gute Schwimmer sein und Rettungstechniken beherrschen - und das alles in den schweren Klamotten. © Hamerski

Der neue Sonderdienst der Frankfurter DLRG ist am Main und an der Nidda im Einsatz.

Frankfurt. Ein paar Radfahrer sind stehen geblieben. Neugierig schauen sie dem Geschehen im Wasser zu. Was sie hier, am Praunheimer Wehr, erleben, ist gerade zu dieser Jahreszeit, bei Temperaturen im einstelligen Plusbereich, ein erstaunlicher Anblick. Zwei Männer, in leuchtender, sich bauschender Schutzkleidung, mit Helmen und Stirnlampen auf den Köpfen, lassen sich in Rückenlage, leicht aufgerichtet, durchs Wasser treiben. Sieht gemütlich aus, dient jedoch der Vorbereitung eines Ernstfalls. Auf diese Art und Weise, erklärt am Ufer Alexander Bartholomé, würden sich seine Kollegen Philipp Hericks und Armin Entezami von den Strömungsrettern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) auf jemanden zu bewegen, der ihrer Hilfe bedarf.

Seit 1. Dezember ist der neue Sonderdienst der Frankfurter DLRG außer am Main auch an der Nidda in Einsatzbereitschaft. 20 000 Euro Anschubfinanzierung standen zur Verfügung. Dafür wurden ein ausrangierter Polizeiwagen erworben und umgebaut sowie sechs Ausrüstungen für je etwa 1000 Euro angeschafft. Eine Basis, auf der man aufbauen kann, die aber nicht genügt, wie Bartholomé erklärt.

Motivation, eine derartige Einheit einzurichten, war neben dem Bedarf an Spezialisten für entsprechende Situationen das außerordentliche ehrenamtliche Engagement einiger Mitglieder, die Spaß daran fanden, sich weiterzubilden. Von Strömungsrettern wird mehr verlangt als von anderen Lebensrettern, ein überdurchschnittlicher Fitnesszustand etwa. So müssen sie 400 Meter in acht Minuten kraulen und 2,5 Kilometer in zwölf Minuten laufen können. Die Ausbildung beinhaltet einen Basislehrgang mit Materialkunde und Seiltechnik, gefolgt von zwei weiteren Modulen für das Bewegen in wilderem Wasser und mit größeren Seilbauten zum Herunterlassen. Im Ganzen sei man mindestens zwei Jahre beschäftigt, sagt Bartholomé.

"Man muss das Wasser lesen können"

"Es ist cool, mal was anderes zu machen", sagt der 21-jährige Philipp Hericks. Ein ganz anderes Einsatzspektrum bedeute das als das normale. Man sei körperlich aktiv und nie allein unterwegs. Der Teamgeist schweiße zusammen.

Mit den Lehrgängen allein sei es nicht getan. Alle ein bis zwei Monate treffen sich die Strömungsretter irgendwo draußen zum Üben. "Das Schwimmen darf man sich nicht wie im Schwimmbad vorstellen", sagt Bartholomé. "Man muss das Wasser lesen können." Häufig sehe es nach weniger Strömung aus, als wirklich vorhanden sei.

Die Wasserkraft und ihre Richtung werden bei allem berücksichtigt, was nötig ist, um Menschen zu bergen. Geschwommen wird diagonal, da man sonst - etwa bei einer direkten Überquerung des Flusses - nicht dort ankommen würde, wo man hin will. Ein kraftraubender Akt, vor allem in voller, immerhin wärmender Ausrüstung. Dennoch muss bei längeren Strecken und stärkeren Strömungen darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Energie verbraucht wird. Schließlich wäre einem, der zu ertrinken droht, nicht damit geholfen, wenn seine Retter schwächeln.

Nahe genug herangekommen, wirft in der Simulation der beiden DLRG-Mitglieder ein Partner dem anderen einen Rettungssack am Seil zu, den dieser greift. So kann er ans Ufer gezogen werden. "Wenn die Strömung besonders stark ist, passiert das im Halbkreis", erklärt Bartholomé. Man darf sich das wie bei einer Reitlonge vorstellen.

Hericks war in diesem Jahr schon bei einem aufregenden Vorfall dabei. Im März wurde aus der Nidda in Hausen ein Auto gezogen. Eine ziemliche Herausforderung, wie der Social-Media-Beauftragte der DLRG erklärt. Um überhaupt hin zu kommen, musste erst mal der Wasserstand gesenkt werden. Dann wurde der Wagen von den Strömungsrettern befestigt, bevor er schließlich geborgen wurde. "Es bestand Ungewissheit, ob sich jemand in dem Wagen befindet." Das war nicht der Fall.

Auf Spenden angewiesen

Auf sich selbst müssen die Strömungsretter in solchen Situationen am besten hören. Einschätzen, was machbar und was zu riskant sein, das eigene Leben gefährden könnte. Angst verspüren die drei Frankfurter nicht. "Man hat Respekt", sagt Bartholomé.

Sie selbst würden viel öfter die Situationen üben, die andere frösteln lassen. Doch die DLRG ist nur ein Teil ihres Lebens, das Trio studiert. Die neue Spezialtruppe ist auch deshalb auf Spenden angewiesen. Katja Sturm

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