Immobilienbesitzer Heinrich Gaumer hinterlässt ein Imperium
Der Frankfurter Heinrich Gaumer hat im Laufe seines Lebens ein beachtliches Immobilienimperium aufgebaut. Nun ist er gestorben.
Keine Anzeige kündete von seinem Ende: So abgeschieden wie Heinrich Gaumer gelebt hat, so allein ist er vor einigen Wochen gestorben. Das einsame Ende eines Mannes, den manche als Phantom bezeichneten, viele sogar hassten und nicht wenige beneideten: Gaumer besaß in Frankfurt viele Immobilien. Über 70 Objekte sollen es sein, vorrangig Mietshäuser mit Etagenwohnungen und Gewerbe im Erdgeschoss, ausnahmslos in besten Lagen: Häuser an und nahe der Zeil, mehrere in der Münchner Straße, etliche an der Berger, noch mehr an der Leipziger Straße, dazu Westend, Sachsenhausen, Nordend . . .
Ursprung des Reichtums sei für den 1943 geborenen Gaumer das Erbe eines Onkels gewesen, so erzählt der Immobilienhändler Nowak Petrovic, der Gaumer Geschäftspartner und Freund war. Des Onkels wegen sei der in den schlimmsten Jahren des Holocausts geborene Sohn jüdischer Eltern Anfang der 1970er Jahren aus Polen nach Frankfurt gekommen. Er machte eine Kaufmannslehre und habe dann das geerbte Vermögen als Startkapital genutzt, um daraus ein Immobilienvermögen zu machen. Gaumer spekulierte und kaufte ein Haus nach dem anderen, verkauft habe er so gut wie nie ein Objekt.
Er selbst hat nie öffentlich über sich geredet, es gibt keine Fotos von ihm, nur selten reagierte er auf telefonische Anfragen. Kritik wiegelte er ab, bestand auf seine Freiheit als Eigentümer und Unternehmer.
Wie er diese nutzte, daran stießen sich viele. Zuletzt geriet Gaumer in die Negativ-Schlagzeilen, weil an einigen seiner Adressen Wohnungen an Osteuropäer zimmerweise zu überzogenen Preisen vermietet worden waren. Auch ein Brand in einem seiner Häuser an der Leipziger Straße Anfang 2014 schlug Wellen, denn nicht nur der Brandschutz im Haus war in gefährlich schlechtem Zustand – 14 Bewohner wurden damals verletzt, zwei schwer.
In den 1990er Jahren war Gaumer noch als Bauherr aufgetreten, der der Stadt beim Kampf gegen die Wohnungsknappheit helfen wollte. Doch die städtische Bauaufsicht lehnte seine Pläne mehrmals ab, weil sie sich nicht an Mindeststandards und Bauvorschriften hielten. Von da an führte Gaumer einen jahrelangen Rechtskrieg gegen die Behörde. Weil er sich mit ihr nicht einigen konnte, ließ er sogar prominente Adressen wie den früheren Kaufhof an der Leipziger Straße jahrelang leerstehen. Den zeitweisen Niedergang der Bockenheimer Einkaufsmeile lasteten viele dem Immobilienspekulanten an. Ähnliches in Bornheim: Dort kochte die Wut hoch, als 2002 baufällige Mauerreste eines Wohnhauses an der Berger Straße 224 auf die Straße stürzten und zwei Kinder verletzt wurden. Viele hatten ein solches Unglück kommen sehen, die Ecke lag ewig brach, aber Gaumers Pläne für Wohnungen, Geschäfte und ein Parkhaus kamen über eine Baugenehmigung nie hinaus. So weit bislang zu erfahren ist, hinterlässt Gaumer sein Immobilienimperium seinen zwei Töchtern. Was sie damit anfangen werden, ist noch völlig unklar. Interessenten, die Gaumers Erbe kaufen wollen, gibt es längst.
(ing)