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Ein Festival der vielen Eindrücke

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Auf dem Flohmarkt auf dem Gustavsburgplatz wurde fleißig gestöbert.
Auf dem Flohmarkt auf dem Gustavsburgplatz wurde fleißig gestöbert. © Rainer Rueffer

Nachbarn feierten zwei Tage lang auf dem Gustavsburgplatz

Der „Horst“ in den Adlerwerken war Kult. Betrieben von Lolek und Carolin Lorey avancierte es zum Stadtteiltreff. Dann war Schluss. Jetzt gab es ein Wiedersehen. Am Samstag beim Stadtteilfestival auf dem Gustavsburgplatz. „Denn das Gallus ist unser Lieblingsstadtteil“, betont das Paar. Da habe man nicht lange überlegen müssen, wo man ein neues „horstiges Projekt“ ansiedele. Das dauerte zwei Tage und brachte rund 800 Menschen auf die Straße.

Nomen est omen: Die katholische Gemeinde Maria Hilf im Gallus unterstützte das Festival gerne und stellt einige Biertischgarnituren zur Verfügung. Auch das Gallus Zentrum und das Mehrgenerationenhaus stellten entsprechendes Equipment bereit. Am Ende kamen zwei große Wagenladungen zusammen, die auch kurzen Regenschauern standhielten, wie Wetterexperte Rüdiger Lang von SIKS berechnet hatte. Ein feuchtfröhliches Vergnügen, auch für die Security bei der Nachtwache.

Julie Kuhl: Der Name hat freilich nichts mit einem kühlen Juli zu tun, passt aber doch irgendwie eher zu ihren leicht melancholischen Liedern als zu heißen Sommerhits. Die 18-jährige Sängerin, die bereits eigene Alben produziert hat, spielte lieber gefühlsbetonte, fragile Songs in einer Mischung aus Indie Pop und Folk Soul. Mit von der Partie war Cellist Emil Riedel, der dem Auftritt des Duos einen Hauch von Klassik verlieh.

Bei feuchtkühlen Temperaturen stieg auch die Lust auf warmes Essen: Szenekoch Jonas Matejtschek, der früher im Restaurrant Lohninger kochte und bald mit seinem Team in „Orfeos Erben“ anfangen will, kredenzte Burritos mit veganer Hackfleischsoße ebenso wie Kartoffelstampf mit grüner Joghurt-Kräutersoße. Und zeigte dabei einmal mehr, dass es bei coolen Stadtteilfesten auch ohne Fleisch um die Wurst geht.

Die Demokratiewerkstatt der VHS Frankfurt sammelte Anregungen, was sich die Menschen im Gallus wünschen und wie diese in politischen Gremien und Behörden umgesetzt werden können. Mehr Bäume und weniger Straßen standen ganz oben auf dem Wunschzettel, einige Kinder wollen auch gerne ein Schwimmbad. Und viele forderten, dass das „Kayo am Rebstock“ wieder öffnet. Das Horst-Team hat seinen Hut in den Ring geworfen und würde den Kiosk gerne betreiben.

Auf dem Flohmarkt gab es neben Kleidung auch so manche Kuriosität wie eine Mini-Autorennbahn mit Loopings zu erstehen. Nevin Suna verkaufte selbstgefertigten Modeschmuck, darunter Anhänger, Ohrringe und Halsketten aus selbstgefädelten Perlen und Lederarmbänder. Der Erlös kommt der Stiftung krebskranker Kinder zugute. Dafür schmückte sich auch so mancher Mann gerne mit feschen Lederarmbändern.

Auch Kunst und Akrobatik fanden ihre Freunde: Etwa Purple Rabbitz, die die Welt mit Porträts in Pop Art bunter machen. Und die Artistin Annette Will verblüffte ihre Zuschauer mit geschmeidigen Balance-Acts, jonglierte mit Keulen, fuhr auf dem Einrad und ließ sich alles mögliche Gepäck reichen. Trotzdem: Die Künstlerin blieb auf Draht, schlapp wirkt dabei nur das Seil, auf dem sie tanzte – und am Ende vielleicht das Publikum vor lauter Klatschen.

Eine echte Wiederbelebung feierten auch die Horst-Sessions: Gitarrist Fabian Habicht und Schlagzeuger Frederich Helbing improvisierten mit weiteren Szenemusiker im Stil von Hiatus Koyote, Hipp Hopp frei nach Robert Glasper und UK-Jazz wie Youssef Dayes. Weitere Highlights waren die Rapperin Janina Jackson, die zum Jagen der Träume aufforderte und die Band Vig John mit ihrer Mischung aus Rock and Roll und Electronic. „Seid froh, dass ihr Lolek und Caro im Viertel habt!“, rief Johannes Höller seinen Fans zu. „Sonst nehme ich sie mit nach Bornheim.“ Gernot Gottwals

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