Samuel Koch: Vom „Wetten, dass ...?“-Drama zur eigenen Show in Frankfurt
Es ist eine unglaubliche zweite Chance in Frankfurt: Samuel Koch, der so schwer in „Wetten, dass ...?“ verunglückte, hat nun eine eigene Show.
Frankfurt – Schwerelos - so lautet der Titel der Show, mit der Schauspieler Samuel Koch in der Jahrhunderthalle in Frankfurt gastiert. „Wie kann man auf die schwere Zeit reagieren“, das habe sich Koch, der durch „Wetten, dass ...???“ im Dezember 2010 bekannt wurde, als er sich beim Versuch, mit speziellen Sprungstiefeln über ein fahrendes Auto zu springen, schwer verletzte.
Seither ist er vom Hals abwärts querschnittgelähmt. „Gerade in letzter Zeit haben wir doch gemerkt, dass alles anders kommen kann. Das kenne ich natürlich auch aus meinem Leben“, so der 35-Jährige, der seit fünf Jahren festes Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim ist.

Frankfurt: Idee zur Show entstand in der Corona-Zeit
Die Idee zur Show kam ihm in der Corona-Zeit. „Ist es systemrelevant, was Schauspieler auf der Bühne treiben?“, habe er sich gefragt und sei zu dem Schluss gekommen: Ja, das sei es. Darum machte er sich an die Arbeit. „Am Anfang jedes Prozesses steckt das Umdenken“, weiß er. Er wollte ein „Valuetable“-Format schaffen, das mehr sei als stumpfe Unterhaltung. „Ich wollte gute Unterhaltung und gute Werte zusammenführen. Das war der Ansatz“, berichtet er.
Aber eigentlich ist der Einfall noch älter. Einst, etwa 2018, lud ihn Kabarettist Dieter Hallervorden in sein Schlosstheater ein und sagte, er solle machen, was er wolle. Entstanden sei damals ein Varieté an Dingen, und seitdem sei er oft unterwegs gewesen mit Impulsvorträgen, Theater, Gesang, Lesungen. Die Essenz daraus sei jetzt im neuen Programm enthalten. Es gehe um die Abwehrkräfte, die ihm geholfen haben, mit den schweren Zeiten zurechtzukommen.
„Ich kann viel darüber erzählen aus meinen Erfahrungen, was ich auch tue, aber mir ist wichtig deutlich zu machen, dass meine Lösungsansätze nicht für andere gelten müssen“, sagt er. „Mein Ziel ist es, nicht nur 120 Minuten Leichtigkeit zu schenken, sondern im Optimalfall auch darüber hinaus“, schildert er die Intention hinter der Show, die mit vollem Titel „Schwerelos - Wie das Leben leichter wird. Ein Abend über die Kraft des Umdenkens“ heißt und mit der er am Mittwoch, 17. Mai, in der Jahrhunderthalle Station machen wird.
Frankfurt: Barrierefreiheit in Auftrittsorten? Etwas Anderes ist Samuel Koch wichtiger
Er habe die Auftrittsorte seiner Tournee bewusst nicht nach Kriterien der Barrierefreiheit ausgesucht. „Entscheidender sind die Barrieren in den Köpfen“, obwohl das nach einer Floskel klinge, sei auch da ein Umdenken nötig. Auch bei seiner Arbeit habe er öfter neue Wege gehen müssen. „Es ist immer wieder ein neues Ringen, fast in jeder Produktion“, weiß er aus Erfahrung. Aber Probleme zu meistern, sei für ihn nichts Neues.
„Ich bin selbst überrascht, dass so viele Lösungen gefunden werden“, so Koch. „Mittlerweile denke ich, dass, weil ich im Schauspielstudium vor so vielen Schwierigkeiten stand, das Theater das Beste war, was ich machen konnte. In welchem Beruf kannst du sonst mit der Kraft der Gedanken, mit der Stimme arbeiten und mit Fantasie und Kreativität Lösungen finden. Schwerelosigkeit ist rein physisch ein Zustand nach dem ich trachte, seitdem ich denken kann“, sagt Koch, der übrigens der erste Rollstuhl fahrende staatlich geprüfte Schauspieler ist.
Er kenne Momente, in denen er unter „Platzangst im eigenen Körper“ leide. „Aber dann habe ich auch das Gegenteil. Dass ich einfach nur da liege und aus dem Grinsen nicht rauskomme und nicht sagen kann, warum“, erklärt er. „Ich bin ein Typ, der lieber lacht als weint“, sagt er über sich. „Man kann es bedingt trainieren, dass man seine Gedankenwelt beeinflusst“, berichtet er. „Auch in einem dämlichen Moment zu wissen, es geht wieder bergauf, das ist essenziell“, so Koch. Wenn er zu euphorisch sei, denke er sich: „Keine Sorge, es geht auch wieder bergab.“
Überraschungsgast kommt in Frankfurt auf die Bühne
Zurück zum Programm. „Es wird eine Reise von außen nach innen, von der sichtbaren zur unsichtbaren Schwere“, erzählt er über die Show bei der kein Auftritt dem vorhergehenden gleichen wird. Denn die Zuschauer können über einen QR-Code entscheiden, wie es im zweiten Teil weitergeht. „Es wird zu einem Abend der Begegnungen“, kündigt er an. Was er nicht ankündigt, ist, wer der Überraschungsgast in Frankfurt sein wird.
Nur so viel: „Sie hat ein komisches Talent, ist sehr begeistert von dem Programm und will etwas dazu schreiben.“ Sie komme aus der Stadt, „weil es schön ist, wenn die Menschen aus der Stadt was mit dem Gast anfangen können“.FrMit von der Partie ist auch sein Bruder Jonathan. „Er ist ein begnadeter Musiker“, so Koch, der auch Teile des Phoenix-Kostüms tragen wird, die er bei der Sendung „The Masked Singer“ getragen hat. (Enrico Sauda)
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