Männer denken ständig ans Römische Reich? – So viel Rom steckt in Frankfurt und Rhein-Main
Auf TikTok geht eine Frage an die Männerwelt viral. „Wie oft denkst du ans Römische Reich?“ Die Antworten verblüffen die Frauen. Auch in Hessen steckt noch immer viel Rom.
Frankfurt – Alles begann mit dem Post eines römischen Feldherrn. Zumindest wäre er das wohl gerne. Der schwedische Cosplayer „Gaius Flavius“ postete vergangene Woche auf TikTok und Instagram einen Aufruf, der sich an alle Frauen richtete. Sie sollten die Männer in ihrem Leben fragen, wie oft diese ans Römische Reich denken. „You will be surprised by their answers“, schreibt er auf Englisch: Ihre Antworten werden euch überraschen.
„Gaius Flavius“ schmeißt sich gerne ins Römer-Gewand, das man aus Filmen oder den Asterix-Comics nur zu gut kennt – als Mann, scheinbar. Für Frauen scheint das alte Rom im Alltag keine Rolle zu spielen, doch eine muss den Anfang gemacht haben und ihren Partner, Vater, Sohn oder sonst wen gefragt haben, wie oft er denn ans Römische Reich denkt. Nach wenigen Tagen existieren zahlreiche Videos auf TikTok, ob auf Englisch, Deutsch, oder anderen Sprachen, in dem Männer eben jene Frage gestellt bekommen. „Ich dachte, die ganzen Videos seien gestellt“, schreiben Nutzerin immer wieder unter eine eigene Aufnahme, wie sie einen Mann nach dem Römischen Reich fragen. Die Verwirrung ist jedes Mal groß, wenn er kurz überlegt und dann sagt: „Nicht so oft – nur ein paar Mal in der Woche.“

„Wie oft denkst du ans Römische Reich?“: Frage geht auf TikTok viral – Männer-Antworten verblüffen Frauen
In den Kommentaren unter den Videos unterhält sich die Damenwelt, scheinbar über den halben Erdball verteilt. Das Ergebnis ist in den USA, in England, in Deutschland überall dasselbe. „Jetzt weißt du, woran er denkt, wenn du ihn fragst und er sagt: ,Nix‘!“, schreibt eine Nutzerin. „Ich bin immer noch so verwirrt“, antwortet eine andere unter einem Video. Die meisten Frauen geben an, seit der Schule nicht mehr Julius Caesar und Co. gedacht zu haben und konfrontieren ihre Männer auch oft damit, woran man denn da nur so oft denken kann.
Die Frage hat es sogar schon in Talkshows in den USA geschafft. Dort erklärt einer der Moderatoren, die Begeisterung für das „Roman Empire“ käme bei vielen Männern von Filmen wie „Gladiator“ oder „300“. Andere Männer nennen das politische System Roms oder den Straßenbau als Aufhänger.
So viel Römisches Reich steckt in Frankfurt und Rhein-Main – „Metropole“ Nida
Doch was steckt noch hinter dieser historischen Obsession? Gerade in Deutschland findet man 2000 Jahre später noch viele Relikte der Römer, die weit über den vermeintlich tief sitzenden archaischen Wunsch vieler Männer, einmal Gladiator im Collosseum zu sein, hinausgeht.
In Frankfurt beispielsweise endeten erst in diesem Sommer zwei Jahre andauernde Ausgrabungen rund um die Römerstadt Nida. „Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass Nida ein kleines Provinzkaff war. Es war eine Metropole“, sagte Frankfurts Denkmalamtschefin Andrea Hampel im Juli.
Frankfurt am Main wurde erstmals 794 von Karl dem Großen als Franconofurd erwähnt. Die heutige Mainmetropole wurde zuerst von den Römern um den heutigen Römerberg besiedelt und bebaut. Nur von Westen war er damals trockenen Fußes zu erreichen. Er liegt nahe an einer Furt, die schon sehr früh der Überquerung des Flusses diente und deshalb von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung war.
Wann lebten die Römer in Frankfurt?
Nachgewiesene römische Mainbrücken gab es bei den Kastellen Großkrotzenburg und Hanau-Salisberg. Der Flussübergang stellte die kürzeste Verbindung zwischen den Hauptstädten der Civitas Nida-Heddernheim (Civitas Taunensium) und Dieburg (Civitas Auderiensium) dar. Aufgrund der günstigen topografischen Lage wurde der Siedlungsplatz seit der frühen Kaiserzeit mehrfach besucht. Aus der vorflavischen Zeit gibt es mehrere germanische Einzelfunde, die sich über das gesamte Siedlungsgebiet verteilen. Einige Keramikfragmente aus der Zeit Augustus‘ deuten möglicherweise auf eine Besiedlung des Domhügels während der Germanenkriege hin. Während der Regierungszeit Kaiser Vespasians wurde das Untermaingebiet in den 70er Jahren n. Chr. erneut von römischen Truppen besetzt. Aus dieser Zeit ist nur ein runder Thermenbau und ein zugehöriger Abwasserkanal belegt.
Das Ende der römischen Besiedlung fiel mit dem Untergang des Limes um 260 n. Chr. zusammen. Einige Jahrzehnte nach dem Rückzug der Römer siedelten sich Alamannen in den Ruinen an. Teile der römischen Gebäude wurden in den merowingischen Königshof integriert, der der späteren Königspfalz vorausging.

Warum heißt der Römer in Frankfurt so?
Der Begriff „Römer“ ist für jeden Frankfurter omnipräsent, unabhängig davon, ob er den Römerberg oder das Rathaus bezeichnet. Doch wer hat bei der Namensgebung als Vorbild gedient, woher stammt der Name Römer? Oft werde angenommen, dass die Familie, die im Haus „Zum Römer“ lebte, diesen Namen trug und das Haus daher so genannt wurde, schreibt der „Brückenbauverein Frankfurt“ dazu. „Tatsächlich war es jedoch das Gegenteil. Mit der steigenden Bevölkerungszahl wurde es notwendig, dass die Menschen zur Unterscheidung einen zusätzlichen Namen neben ihrem Vornamen erhielten. Viele nahmen ihre Berufsbezeichnung als Nachnamen an, andere wählten den Namen des Hauses, in dem sie lebten. Die Familie wurde also Römer genannt, weil sie im Haus „Zum Römer“ lebte - und nicht andersherum.“
Das Haus „Zum Römer“ bekam seinen Namen vermutlich aufgrund der italienischen Händler, die dort seit dem Mittelalter während der Messen im Erdgeschoss ihre Produkte verkauften. Rom wurde damals als Synonym für ganz Italien angesehen.
Das Römische Reich im Rhein-Main-Gebiet: Deutsche Limes-Straße quer durch Hessen
Der Limes war eine von den Römern errichtete, mehr als 500 Kilometer lange Grenzanlage. Der „Obergermanisch-Raetische Limes“ verläuft von Rheinbrohl, südlich von Bonn, bis Hienheim an der Donau bei Regensburg und ging durch die heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern.
- Heutige Orte und Landkreise auf der Deutschen Limes-Straße in Hessen
- Bad Schwalbach
Taunusstein
Idstein
Glashütten
Schmitten
Bad Homburg, Saalburg
Wehrheim
Butzbach
Pohlheim
Hungen
Echzell
Florstadt
Limeshain
Hammersbach
Erlensee
Hanau
Seligenstadt
Großkrotzenburg
Landkreis Hochtaunuskreis
Landkreis Wetteraukreis - Quelle: Deutsche Limes-Straße
In Hessen verläuft der Obergermanische Limes von Grebenroth (Rheingau-Taunus-Kreis) bis Seligenstadt (Kreis Offenbach). Wälle, Gräben und Palisaden, verstärkt durch Kastelle und Kleinkastelle sowie einer Vielzahl an Wachttürmen bildeten eine künstlich geschaffene Landgrenze bis an den Main. In Hessen verläuft der Limes über den waldreichen Taunus und macht einen großen Bogen, um das fruchtbare Gebiet der Wetterau zu umschließen.
TikTok-Trend „Römisches Reich“: Frauen staunen, Männer sehen das Alte Rom allgegenwärtig
Die Relikte und Erfindungen der Römer sind auch im Jahr 2023 noch allgegenwärtig – und dieser Text hat bei weitem nicht den Anspruch, das gesamte Römische Reich in Frankfurt und Rhein-Main abzubilden. Vielmehr soll hier ein kurzer Einblick in das gegeben werden, was vielen Männern scheinbar täglich präsenter ist als Frauen.
Die TikTok-Community diskutiert schon über die nächste große Frage: Woran denken eigentlichen Frauen ständig, was Männer verblüfft dastehen lässt? (Christoph Sahler)
Dieser Artikel wurde mithilfe maschineller Unterstützung bearbeitet und vor der Veröffentlichung von Redakteur Christoph Sahler sorgfältig geprüft.