In Frankfurt werden mehr Wohnungen benötigt - Bauunternehmen stehen vor Hindernissen
Gestiegene Zinsen und hohe Baukosten machen Bauherren zu schaffen - von Privatleuten bis Profis. Eine Wohnungskrise könnte bevorstehen.
Frankfurt - Ein Bündnis von Bau- und Immobilienexperten fordert mehr Unterstützung der Politik im Kampf gegen die Krise im Wohnungsbau. Das berichtet die Deutsche Presse Agentur (dpa). Gerald Lipka, Sprecher der Initiative „Impulse für den Wohnungsbau Hessen“, betonte am Mittwoch in Frankfurt, dass es wichtig sei, den erwarteten Einbruch im Wohnungsbau zu stoppen. Thomas Reimann, Präsident des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessen, sprach von einem „gefährlichen Kipppunkt“ sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Er sagte: „Es lagen noch nie so viele fertige Bauaufträge in Schubladen, die aber aus Unsicherheit nicht umgesetzt werden.“
Laut Reimann sähen sich die Bauunternehmen mit vielen bürokratischen Hürden konfrontiert, die zu Verzögerungen, höheren Kosten und letztendlich zu einer Verschärfung des Wohnraummangels führten.

Baubranche steht wegen hoher Zinsen und Baukosten unter Druck - auch in Frankfurt
Die Bau- und Immobilienbranche in Hessen steht unter Druck aufgrund der gestiegenen Zinsen und hoher Baukosten, so die dpa. Die Auftragseingänge im Wohnungsbau sind laut Bauindustrieverband Hessen-Thüringen von Januar bis April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Drittel eingebrochen. Auch bei den Baugenehmigungen gibt es einen starken Rückgang.
Martin Kraushaar, Hauptgeschäftsführer der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, erklärte in Frankfurt, dass eine Senkung der hohen Baukosten durch veränderte Baustandards möglich sei. Er betonte: „Wenn insbesondere Aufstockungen, Nachverdichtungen und energetische Sanierungen im Bestand gefordert sind, bedeutet dies nicht, dass 50 bis 60 Jahre alte Gebäude bei umfassenderen Sanierungen durchweg auf den Stand der Bautechnik des Jahres 2023 gebracht werden müssen.“ Andernfalls würden die erforderlichen Sanierungen im Hinblick auf den Klimaschutz unterbleiben. Geringfügige Änderungen an den Gebäuden sollten erleichtert werden.
Wohnungsverband fordert mehr Fördergelder für Hessen und Frankfurt
Matthias Berger vom Wohnungsverband VdW Südwest forderte mehr Fördergelder, insbesondere für bezahlbaren Wohnraum. Er erklärte, dass Hessen die Bedingungen für den Bau geförderter Wohnungen verbessert habe, aber dass die Förderung häufiger angepasst werden müsse. Die Situation in Bezug auf die Klimaziele im Gebäudesektor sei noch dringender. „Allein für die vermieteten Wohnungen in Hessen benötigen wir eine jährliche Förderung von mindestens einer Milliarde Euro, um den Klimaschutz sozialverträglich umzusetzen.“
Christian Holl, Landessekretär des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten in Hessen, kritisierte den einseitigen Fokus auf Wärmepumpen im „Heizungsgesetz“. Er betonte die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung, die die Gebäudehülle, Konstruktion und Gebäudetechnik einschließt. Holl forderte eine Verbesserung des Gesetzes in diesem Sinne. (Tim Bergfeld)
Eine Hoffnung für die Schaffung neuer Wohnungen ist die Verkleinerung von Büroflächen, auch in Frankfurt.