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In Frankfurt wird es wärmer und trockener

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Von: Sarah Bernhard

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Das Feld in Nieder-Erlenbach ist abgeerntet nach einem trockenen, heißen Sommer. FOTO: dpa
Das Feld in Nieder-Erlenbach ist abgeerntet nach einem trockenen, heißen Sommer. © dpa

Die Auswertung von Klimadaten ab 1949 zeigt: Die Jahresdurchschnittstemperatur in der Stadt hat sich um 1,3 Grad erhöht. Sommerregen wird immer seltener, dafür gibt es immer mehr Hitzerekorde.

Frankfurt -1,3 Grad: Um so viel wärmer ist es seit 1949 in Frankfurt im Jahresdurchschnitt geworden. Die Zahl erhöht sich noch, wenn man nicht die einzelnen Jahre betrachtet, sondern Zeitperioden. Das ist bei Klimamodellen üblich, um die natürlichen Temperaturschwankungen herauszurechnen. Vergleicht man die Jahre 1961 bis 1990, in denen es durchschnittlich 9,7 Grad hatte, mit 1991 bis 2020 (11,1 Grad), stieg die Durchschnittstemperatur in Frankfurt sogar um 1,4 Grad.

Klingt zunächst nach nicht viel. Ist es aber, wenn man bedenkt, dass global darüber gestritten wird, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen - man dafür als Basis aber nicht die 1960er bis 1980er, sondern die Jahre 1880 bis 1909 heranzieht. Die Zahlen zeigen, dass der Klimawandel real ist, sagt deshalb Klimadezernentin Rosemarie Heilig (Grüne): „Die Erderhitzung ist keine Chimäre, sie ist längst bittere Realität. Weltweit und eben auch in Frankfurt.“

Die Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur ist nicht das einzige Merkmal, mit dem sich der Klimawandel in Frankfurt belegen lässt. Die gerade veröffentlichen Daten des Statistikamts, die auf Messungen des Deutschen Wetterdienstes am Flughafen basieren, zeigen auch: Von den 18 wärmsten Jahren (18 deshalb, weil es einem Viertel der 72 Jahre entspricht, seit denen gemessen wird) lagen 15 in diesem Jahrhundert.

Das gleiche gilt auch für die Top 4 der wärmsten Jahre, nämlich 2014 mit durchschnittlich 12,1 Grad, 2018 (12,6 Grad), 2019 (11,8 Grad) und 2020 (12,1 Grad). Die vier kältesten Jahre, 1955 mit 8,9 Grad, 1956 (8,3 Grad), 1962 (8.4 Grad) und 1963 (8,3 Grad) hingegen liegen eher am Beginn des Messzeitraums.

Rekordtag im Juli 2019

Besonders sticht beim Vergleich das Jahr 2019 heraus: Niemals zuvor wurden an einem Tag im Februar 19,1 Grad, im Juni 39,3 Grad und im Juli 40,1 Grad gemessen. Der 25. Juli 2019 war damit auch der bisher heißeste Tag überhaupt in Frankfurt. Die Kälterekorde liegen dagegen Jahrzehnte zurück. Der kälteste jemals gemessene Tag war der 13. Januar 1968 mit minus 21,6 Grad. 1986 gab es den letzten Kälterekord eines Monats: mit minus 7,1 Grad war der 13. April 1986 der kälteste Apriltag überhaupt. Seitdem steigen die Minimaltemperaturen der einzelnen Monate konstant an.

Eine weitere Möglichkeit, sich dem Klimawandel zu nähern, ist eine Betrachtung bestimmter Kenntage: heißen Tagen (30 Grad oder mehr), Sommertagen (25 Grad oder mehr), Kältetagen (zeitweise unter null Grad) und Eistagen (24 Stunden lang unter null Grad). Während es zwischen 1961 und 1970 (hier wird ebenfalls in 30-Jahres-Schritten gezählt, siehe Grafik) im Durchschnitt jährlich 77 Frosttage gab, darunter 18 Eistage, waren es zwischen 2011 und 2020 durchschittlich nur noch 44, darunter fünf Eistage.

Umgekehrt und noch deutlicher ist die Veränderung bei den Sommer- und heißen Tagen sichtbar: Gab es zwischen 1961 und 1970 durchschnittlich 35 Sommer- und sieben heiße Tage, waren es sechs Dekaden später mehr als zwei Monate über 25 Grad und 20 Tage über 30 Grad. „Dieser konstante Temperaturanstieg in Frankfurt ist eine akute Bedrohung“, kommentiert Klimadezernentin Heilig. „Die Hitze belastet uns tagsüber und sie lässt uns auch in der Nacht nicht zur Ruhe kommen. Sie macht uns krank und sie ist eine Bedrohung für die biologische Vielfalt der Natur.“

Immer seltener Sommerregen

Nicht besser sieht es beim Niederschlag aus. Zwar gibt es hier keinen so eindeutigen Trend wie beim Temperaturanstieg, weil die Regenmenge von Jahr zu Jahr enorm schwankt. Es fällt aber auf, dass es seit 2002 fast keine Schwankungen mehr in Richtung mehr Regen als normal gab - und wenn, waren die Abweichungen minimal. Frankfurt wird also nicht nur wärmer, sondern auch trockener.

Betrachtet man die Regenmenge pro Jahreszeit, wird sichtbar, dass das vor allem am Ausbleiben des Sommerregens lag, der über die Jahrzehnte kontinuierlich weniger wurde. Weil es zwischen 2011 und 2020 auch im Frühjahr und Herbst sehr wenig geregnet hat, sank der Grundwasserspiegel immer weiter ab. Die Folgen zeigen sich zum Beispiel im Stadtwald: 98 Prozent der dortigen Bäume kränkeln aufgrund von Wassermangel und zu hohen Temperaturen.

Um diesem Problem zu begegnen, will die Stadt den Wald für mehr als zwei Millionen Euro klimafester machen. Weitere 250 Millionen Euro sollen in Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen investiert werden, etwa in ein Förderprogramm für Solaranlagen.

Wenn der Temperaturanstieg nicht bald gestoppt wird, könnten laut Klimaforschern sogenannte Kipppunkte überschritten werden. Das sind Ereignisse, deren Folgen nicht mehr rückgängig gemacht werden können, und die in der Regel noch größere Probleme verursachen. So macht der Temperaturanstieg beispielsweise den grönländischen Eispanzer instabil. Ist er einmal ins Meer gerutscht, kann er nicht mehr zurückgeholt werden - das Schmelzwasser würde den Meeresspiegel laut Forschern um geschätzt sieben Meter steigen lassen. Sarah Bernhard

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