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In seinem Keller in Frankfurt wächst die Weihnachtsgeschichte

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Fast sieben Meter lang ist die Krippe von Jürgen Kneussel, die derzeit in der Heilig-Kreuz-Kirche zu sehen ist.
Fast sieben Meter lang ist die Krippe von Jürgen Kneussel, die derzeit in der Heilig-Kreuz-Kirche zu sehen ist. © Nikolai Kuhnert

Ein Bastler aus Bergen-Enkheim hat schon 4000 Stunden und viel Geld in sein biblisches Diorama gesteckt

Über 4000 Stunden hat Jürgen Kneussel an der Weihnachtskrippe gebastelt. 1200 kleine Glühbirnen leuchten auf der sieben Meter langen Werk in dem sich wie in einem Wimmelbild kleine Geschichten abspielen. Ganz rechts steht ein Schmied. Er hämmert auf einer Eisenstange, um daraus ein Eisengitter für Fenster zu fertigen. Die fertigen Eisenkonstruktionen liegen in einer Schubkarre, bereit um abgeholt zu werden. Ihr Ziel ist eine Herberge. Dort sind schon die ersten Eisengitter vor den Fenstern angebaut. Die nächsten folgen im kommenden Jahr.

Krippe steht in Heilig-Kreuz

Das ist nur eine von vielen kleinen Geschichten, die die Besucher der Krippe in der Heilig-Kreuz-Kirche erspähen können. Schöpfer Jürgen Kneussel. Er hat in mühevoller Handarbeit drei Szenerien - die Flucht nach Ägypten, die Herbergssuche und die Geburt Jesu - innerhalb der vergangenen fünf Jahre mit viel Herzblut erschaffen. Aber seine Leidenschaft - die Arbeit an der Krippe - steht vor großen Herausforderungen.

Das Hobby ist teuer. Die Holzfiguren kosten sehr viel Geld. Besonders die großen im Maßstab 1:17 sind teuer. Sie kosten 300 bis 400 Euro. Am günstigsten sind dagegen die kleinen im Maßstab 1:22 für fast bescheidene 7 Euro. „Bisher wurde zum Glück nur eine kleine Figur geklaut. Darüber bin ich sehr froh“, sagt Kneussel. Doch mit den Figuren und den Materialkosten ist es nicht getan. Denn Kneussel hat in seinem Haus keinen Platz für die sieben Meter große Krippe und muss deshalb einen extra Raum für 300 Euro jährlich anmieten. „Der Raum ist ein großes Glück für mich, da er sehr günstig ist. Aber der Vermieter sagt mir jetzt schon, dass es in ein oder zwei Jahren sein kann, dass er den Raum nicht mehr vermietet. Wenn das eintrifft, habe ich ein großes Problem, da ein anderer Raum wahrscheinlich mindestens 300 Euro monatlich kosten würde“, erklärt Kneussel. Wie er das erzählt, sieht man ihm seine Sorgen an.

Er verdient mit der Krippe kein Geld. Nur die Spenden helfen ihm, ansatzweise die Nebenkosten zu decken. Vor zwei Jahren habe er durch die Förderung des Kulturvereins im Stadtteil 1000 Euro bekommen. Doch seine Leidenschaft lässt ihn trotz der hohen Hürden nicht los. Im ganzen Jahr hält er immer die Augen auf, nach neuen Figuren.

„Es ist sehr schwierig, schöne Figuren zu finden. Die meisten in den Läden gefallen mir nicht oder sind zu teuer“, sagt Kneussel. Sie seien aber auch das Einzige, was der 79-Jährige nicht selbst bastelt. Den Rest - also die Häuser, den Hinter- und den Untergrund - baut er selbst. „Früher war ich Werkzeugmacher. Mir hat Basteln schon immer Spaß gemacht. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, eine Krippe zu bauen.“ Diese Idee von 2017 hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Den Anfang machte Jesu Geburt. 2019 erweiterte er die Krippe um die Herbergssuche und 2020 bastelte er die Flucht aus Ägypten.

Vorrangig baut Kneussel für sich. Ihn mache es glücklich, wenn er etwas selbst erschaffen hat. Doch motiviert wird er auch von anderen Menschen. „Ich bin unglaublich froh, wenn ich andere durch mein Gebautes glücklich machen kann“, sagt Kneussel. Der Drang immer weiter zu bauen, konnte nur von den äußeren Bedingungen gestoppt werden.

Der Raum in der Kirche ist nach der dritten Szenerie voll. Also kümmert er sich seit 2020 um den Feinschliff. Ein Brunnen mit echtem Wasser hier, beleuchtete Fenster da und ein riesiger Sternenhimmel mit über 1200 Lämpchen, die einen Umfang von einem Millimeter haben, dort. Zuletzt installierte der 79-jährige Sternschnuppen, die alle 20 Sekunden hell erleuchten.

Mit Ochs und Esel im Keller

„Meine Frau nennt mich gerne Kellerkind, weil ich in den vergangenen Jahren so viel in meiner Werkstatt im Keller war“, sagt Kneussel schmunzelnd. Dabei ist er es dieses Jahr ruhiger angegangen. Er hat sich eine Pause gegönnt und im Vergleich zum Vorjahr nicht viel geändert. Und das, obwohl die Ideen aus ihm heraussprudeln. Von Figuren, die sich bewegen können, über einen größeren Sternenhimmel bis zur Umgestaltung der Krippe, fällt dem Modellbauer noch einiges ein. „Wenn ich alleine bin, sitze ich oft für zehn Minuten vor meiner Krippe und denke über Verbesserungen nach.“

Dieses Jahr steht die Krippe noch bis zum 2. Februar im Nebenzimmer der Kirche in der Barbarossastraße 59. Sie kann seit dem ersten Advent von 9 bis 17 Uhr besucht werden. Auch im kommenden Jahr plant Kneussel die Krippe mit veränderten Kleinigkeiten wieder aufzubauen.

An jeder Ecke gibt es ein anderes Detail zu entdecken.
An jeder Ecke gibt es ein anderes Detail zu entdecken. © Nikolai Kuhnert

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