Influencerin Jessica Firlej und die Sache mit der Liebe

Für ihr Erstlingswerk sprach die Autorin mit Callboys, Prostituierten, Millionären und Tellerwäschern.
Die Journalistin Jessica Firlej sprach mit Prostituierten, Callboys, Millionären und Tellerwäschern sowie Menschen wie du und ich. Die Quintessenz dieser Gespräche hat sie notiert und veröffentlicht. „Im Namen der Venus - Was Frauen Männern sagen wollen“, das Erstlingswerk der Frankfurterin, ist gerade erschienen - und das Buch hat was von einer Gebrauchsanweisung fürs Miteinander der Geschlechter. Geschrieben aus der Sicht einer Frau, die sehr ins Detail geht - auch ins Intime.
„Der Part mit dem Sex, der musste mit rein, denn der ist wichtig, weil er zur Partnerschaft dazugehört“, sagt die Autorin. Aber sie fängt - natürlich - von vorne an. Mit dem Kennenlernen. Das sei nicht wirklich unkompliziert. „Vor allem heutzutage, wo Menschen eher konsumiert werden - wegen der vielen Dating-Apps.“ Daten, Neudeutsch für „sich kennenlernen“, das sei ein K(r)ampf geworden, weiß sie aus Erfahrung. „Ich glaube, wenn wir ein bisschen mehr Humor und Verständnis füreinander aufbringen würden, wäre vieles einfacher.“
Das sei auch ein Grund dafür, warum sie sich in die Arbeit mit dem Buch gestürzt habe. „Ich wollte erklären, wie ein Mann und eine Frau gebaut sind, dass es Unterschiede gibt - biologische und gesellschaftliche“, erklärt sie. „Viele Männer denken, durch die Gleichberechtigung würden sich Frauen immer mehr in Männer verwandeln. Doch das ist nicht so - wir sind auf dem Weg zur Gleichberechtigung, aber wir sind nicht gleich“, betont die Schriftstellerin. „Wir gehen arbeiten, machen unser Ding, wir überleben ohne den Mann - trotzdem bleibt eine Frau immer eine Frau“, argumentiert die Journalistin, die für die Zeitung mit den vier großen Buchstaben arbeitet. „Ich liebe Männer“, sagt sie. Und ihr Traummann sollte ihr bester Freund sein, mit ihr lachen, sich mit ihr über Ängste und Wünsche unterhalten. „Ich müsste mich mal daneben benehmen können und trotzdem geliebt werden - er kann ruhig ein wenig nerdy sein. Darauf stehe ich“, zählt Jessica Firlej auf, die zurzeit Single, aber „immer offen für die große Liebe“ ist.
„Als ich das Buch geschrieben habe, wurde ich 30 Jahre alt. Das war für mich zum ersten Mal ein Geburtstag, der etwas in mir ausgelöst hat“, schildert die heute 31-Jährige eine weitere Motivation. „Ich habe einen kleinen Rückblick auf mein Leben gestartet.“ Ergebnis: „Nach drei gescheiterten Beziehungen mit 30 und sehr vielen Dates, die eher schlecht als recht waren, habe ich mich gefragt, woran es liegen könnte“, beschreibt sie. „Liegt es an mir? Oder an der allgemeinen Veränderung in der Gesellschaft?“ Klar war für sie, „dass ich mich meinen Dämonen stellen musste“. So begann sie damit, sich in die Thematik einzulesen. Dafür betrieb sie einen erheblichen Aufwand und stellte einen wissenschaftlichen Apparat zusammen. „Ich habe mir gesagt: ’Ich schaue weniger Serien und Filme und schreibe mal.’"
Das hat sich gelohnt. Für die ersten 80 Seiten brauchte sie gerade mal zwei Tage. Und prompt fand sie auch einen Verlag. Was auch an ihrer Popularität liegen mag. Denn sie hat 133 000 Follower bei Tiktok und 55 000 bei Instagram. Wenn die alle ihr Buch kaufen...
„Ich bin eine Liebesinfluencerin“, scherzt sie. „Ich sehe mich nicht als Coach, sondern als eine Art beste Freundin, mit der du dich über alles unterhalten kannst“, sagt sie. Aber warum schreibt eine junge Frau mit solch einer Internet-Fanschar in einem Zeitalter, in dem immer weniger Bücher gelesen werden, gerade ein Buch? Das ist doch anachronistisch. „Im Gegenteil, es lesen so viele Menschen Bücher, wie noch nie zuvor. Und ich glaube, dass das Buch im Gegensatz zu allen anderen haptischen Medien, überleben wird“, sagt Jessica Firlej, selbst leidenschaftliche Leserin.
Und sie hat schon ein neues Werk in der Schublade. „Wenn dieses Buch gut läuft, dann werde ich mich mit dem nächsten an meinem Ex rächen“, sagt sie scherzhaft. Das klingt auch spannend. es