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Info: „Die Zweitnutzung muss endlich von der EEG-Umlage befreit werden“

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Geschäftsführer Bela Waldhauser an den Klimaanlagen des Rechenzentrums Telehouse in der Kleyerstraße.
Geschäftsführer Bela Waldhauser an den Klimaanlagen des Rechenzentrums Telehouse in der Kleyerstraße. © Hermann Wygoda

Derzeit eröffnen in Frankfurt fast im Monatsrhythmus neue Rechenzentren. Sie benötigen große Mengen Strom für den Betrieb der Server, die wiederum große Hitze produzieren und daher permanent gekühlt werden müssen.

Derzeit eröffnen in Frankfurt fast im Monatsrhythmus neue Rechenzentren. Sie benötigen große Mengen Strom für den Betrieb der Server, die wiederum große Hitze produzieren und daher permanent gekühlt werden müssen. Rechenzentren haben große Kühlanlagen, welche die Wärme an die Luft abgeben. Da liegt es nahe, diese Energie zu nutzen – etwa zum Heizen. Ein Pilotprojekt dazu plant Telehouse in der Kleyerstraße: Zusammen mit dem Energiereferat arbeitet das Unternehmen daran, seine Abwärme in einem auf der anderen Straßenseite befindlichen Neubaugebiet mit 1500 Wohneinheiten zum Heizen zu nutzen.

Betreibern Frankfurter Rechenzentren zufolge sind derartige Überlegungen nicht neu. Vielfältige Hindernisse hätten eine schnelle Umsetzung unmöglich gemacht. Rechenzentren lieferten meist 35 Grad heißes Wasser, erklärt Telehouse-Geschäftsführer Béla Waldhauser. Für Nah- und Fernwärmenetze müsse es mit Wärmepumpen weiter erhitzt werden, je nach Nutzung auf bis zu 80 Grad. Ein teurer Aufwand, denn mit den zu erreichenden Temperaturen steige der Stromverbrauch der Wärmepumpen – und somit die Kosten. Beim Pilotprojekt Kleyerstraße lohne sich das, nicht beim Einspeisen ins Fernwärmenetz.

Ein Problem ist laut Waldhauser, dass für diese Wärmeproduktion die Umlage des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) anfalle, was dieses heiße Wasser zusätzlich teurer mache. „Für ein Nahwärmenetz ist das vertretbar, nicht aber für Fernwärme mit höheren Temperaturen.“ Gut für das Pilotprojekt ist, dass es die Leitungen auf die andere Seite der Kleyerstraße bereits gibt. Telehouse heizte dort Büros, doch die Firma zog um.

Nach Informationen dieser Zeitung wurde vor einiger Zeit untersucht, ob das warme Abwasser aus dem Rechenzentrum der Firma Interxion eine nahe gelegene Reifenwerkstatt der Lufthansa am Osthafen heizen könnte. Dies sei daran gescheitert, dass zwischen Interxion und Lufthansa eine Straße verläuft.

Ein Experten-Workshop beschäftigte sich kürzlich damit, wie sich die in Rechenzentren anfallende Wärme besser nutzen lässt. Paul Fay vom Frankfurter Energiereferat berichtete jedoch, dass er sich von den Betreibern der Zentren diesbezüglich „mehr Kooperation und Offenheit“ gewünscht hätte. Oft seien aber auch Investoren zu schwer zu überzeugen, ergänzt Waldhauser.

Energie-Experte Staffan Reveman erklärte beim Workshop, dass es auch anders geht. In Schweden sei Wärmerückgewinnung in Rechenzentren seit 40 Jahren gängige Praxis. „Bereits in den späten 1970er Jahren wurde in einem IBM-Rechenzentrum die Lösung entwickelt, die bis heute als wegweisend gilt.“ Heizte die Abwärme einst die eigenen Büros, werde sie inzwischen auch an ein Fernwärmenetz verkauft. Mit dieser Zweitnutzung seien die Netto-Energiekosten in Stockholm „auf drei Cent pro Kilowattstunde gesunken“. Der Datapark Kista bei Stockholm sei von Anfang an auf diese Nutzung ausgelegt worden.

„Diese Lösung war jedoch nur möglich, weil dort anders als in Deutschland die Wärme als ein echter Gewinn gesehen wurde“, sagt Reve- man. Das müsse sich ändern, sagt Waldhauser. Er fordert, die Zweitnutzung von Abwärme endlich von der EEG-Umlage zu befreien, um sie wirtschaftlich zu machen. wyg

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