Infoveranstaltung zu Flüchtlingshaus in Oberrad glättet Wogen nicht

Die Stadt baut in Oberrad eine neue Flüchtlingsunterkunft. 26 Wohnungen für Familien sind geplant. Bei einer Infoveranstaltung haben mehr als 200 Oberräder ihren Unmut kundgetan.
Ziemlich einsam sitzen Andrea Lehr von der Wohnheim GmbH, Katrin Wenzel von der Stabsstelle Flüchtlingsmanagement der Stadt, Manuela Skotnik (CDU) vom Sozialdezernat der Stadt, Peter Hovemann vom Frankfurter Verein für soziale Wohnstädten und Georg Radloff von der Bauaufsicht der Stadt vor mehr als 200 aufgebrachten Bürgern. „Wir haben dazu beigetragen, dass es Missverständnisse gab“, versucht Skotnik die Wogen zu glätten. „Ja, wir planen, eine Unterkunft für Geflüchtete in Oberrad zu bauen. Niemand muss ausziehen, wir wollen auf der Freifläche an der Wiener Straße gegenüber der Nummern 130-136 bauen.“ Die Bürger raunen.
Vorausgegangen war eine Anfrage des Stadtverordneten Christian Becker (CDU) an den Magistrat im Februar über eine geplante Bebauung der Grünfläche. Die Antwort lautete: „Dem Magistrat sind Planungen für eine Bebauung der Grünflächen vor der Liegenschaft Wiener Straße 130-136 nicht bekannt. Hierzu liegt weder ein Bauantrag vor, noch werden aktuell Baubefragungen durchgeführt.“ Im März hakte Becker nach und berief sich auf eine Anfrage an die AGB Holding aus April 2017.
Die Korrektur
Der Magistrat korrigierte die frühere Antwort. „In der Wiener Straße 130 entsteht eine Wohnbaumaßnahme der AGB mit einer Wohnfläche von circa 1770 Quadratmetern. Zwischenzeitlich ist in der Antragsannahme der Bauaufsicht bezüglich der Liegenschaft Wiener Straße 130 von einem Planer der FAAG die Absicht zum Errichten eines Mehrfamilienhauses mit 27 Wohneinheiten vorgetragen worden. Voraussichtlich wird mit dem Bau im Herbst 2018 begonnen. “
Insgesamt sollen 26 Wohnungen mit Balkon oder Terrasse für 140 bis 150 Flüchtlinge entstehen. „Für zehn Jahre mit der Option auf Verlängerung für zweimal fünf Jahre werden die Zwei- bis Vierzimmerwohnungen als Flüchtlingsunterkunft dienen, danach werden sie als Sozialwohnungen dem Frankfurter Markt zur Verfügung stehen“, führt Lehr aus. Hovemann versichert, dass die Wohnungen für Familien gedacht sind, die bereits länger in Frankfurt leben und dass es eine Loge als Ansprechort für Bewohner und Nachbarn geben werde.
Die Bürger bleiben empört. „Wer sorgt für unsere Sicherheit, wo können Kinder spielen, warum können nicht die Hälfte der Wohnungen gleich Sozialwohnungen werden, warum klemmt man den Neubau auf die Grünfläche, die für Senioren und Reha-Gäste dient, statt auf das anliegende Grundstück, auf dem nur Wildwuchs herrscht und warum haben wir kein Mitspracherecht?“ fragen sie kopfschüttelnd.
266 Projekte seien geprüft worden und ausgeschieden, betont Skotnik. Wenzel fügt hinzu: „Wir haben keine Alternative. Die Unterbringung ist Gesetz. „Es ist kein demokratischer Prozess zu entscheiden, wo wir eine Flüchtlingsunterkunft bauen. Wenn wir vorher jeden Bürger fragen würden, würden wir keine Unterkunft gebaut bekommen.“ Radloff sagt zu, das bewachsene Waldgrundstück zu prüfen, nachdem mehrere Besucher darauf hingewiesen haben, dass dort bereits mehrfach Bauvorhaben geplant gewesen seien.
Viele gehen vorzeitig
Auf die Frage, ob man noch Rechtsmittel einlegen könne, antwortet Radloff: „Die Aussicht ist gering, aber generell gibt es die Möglichkeit.“ Auch nach drei Stunden sind die Bürger nicht beruhigt. Viele haben den Raum vorzeitig verlassen. Eine Frau sagt dazu. „Sie sind gegangen, weil wir uns auch heute nicht ernst genommen fühlen. Natürlich brauchen die Flüchtlinge eine Unterkunft, aber wir wollen richtig informiert werden, brauchen ebenfalls Wohnraum.“