Ingrid Damian hat ein Herz für Menschen
Senioren und Familien unterstützen, ihnen helfen, ihre Leben in die Hand zu nehmen und allein zu führen – das liegt Ingrid Damian am Herzen. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Sozialbezirksvorsteherin in Niederursel. Dafür wurde sie jetzt mit der Römerplakette in Gold ausgezeichnet.
Ingrid Damian steht nicht gerne im Mittelpunkt. Vor allem dann nicht, wenn es um ihre ehrenamtliche Arbeit als Sozialbezirksvorsteherin in Niederursel geht. „Für mich ist meine Arbeit nichts Besonderes, sondern eigentlich etwas ganz Normales. Vor allem in Frankfurt, wo das Sozialengagement großgeschrieben wird“, sagt sie. Trotzdem merkt man mit jedem Wort und mit jeder Geste, dass sie doch ein wenig stolz ist auf die Römerplakette in Gold, mit der sie für ihr mehr als zwanzigjähriges Wirken als Sozialbezirksvorsteherin in Niederursel geehrt wurde. In einer dunkelroten Schatulle liegt die Plakette vor ihr auf dem Tisch, daneben in einem Umschlag die Urkunde.
Fußstapfen der Mutter
Mit der Ehrung setzt Damian, die hauptberuflich als Geschäftsführerin in zweiter Generation den Notmütterdienst in Bockenheim leitet, eine Familientradition fort. Denn ihre Mutter und Gründerin Charlotte Hesser erhielt für ihr soziales Engagement im Jahr 1992 vom damaligen Sozialdezernenten Martin Berg das Bundesverdienstkreuz am Bande. „Ich wurde quasi in den Notmütterdienst hineingeboren. Für mich war immer klar, dass ich mich sozial engagieren möchte. Sowohl haupt- als auch ehrenamtlich“, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Vor zehn Jahren, nach dem Tod ihrer Mutter, übernahm die Sozialpädagogin die Geschäftsführung des Notmütterdienstes. In der ehemaligen Altbauwohnung ihrer Eltern in der Sophienstraße sitzt der Verein, der Familien und Senioren unterstützt.
Dank ihrer Position kann sich die Sozialbezirksvorsteherin ihre Zeit einteilen. „Es ist schön, wenn ich hier bin, aber auch nicht schlimm, wenn ich einmal weg bin“, schätzt sie den großen Rückhalt ihres Teams. Es sind die Menschen, die Ingrid Damian am Herzen liegen. Sie möchte denen helfen, die keine Familie haben, allein leben und vielleicht vor der Entscheidung stehen, ihre Wohnung aufzugeben und ins Heim zu ziehen. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Alte Menschen sollten in ihrer Wohnung leben, so lange es möglich ist. Das Wohl der Älteren und das Recht zur eigenen Entscheidung muss im Vordergrund stehen“, ist Ungerechtigkeit für sie ein rotes Tuch. In Niederursel ist Damian bekannt, ihre Telefonliste ist in den vergangenen Jahren immer dicker geworden. Über Mundpropaganda erfahren die Menschen von ihrer Arbeit. „Sie kommen auf mich zu, wenn sie Hilfe brauchen.“
Emotionale Fälle
Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihr eine alte Dame, die erst zu Hause und später im Heim am Praunheimer Weg lebte. Zur einzigen Tochter gab es keinen Kontakt, Damian versuchte diesen herzustellen. Vergebens. „Ich habe sie regelmäßig im Heim besucht, ihr Essen gebracht und mit ihr gesprochen. Sie hatte doch sonst niemanden“, erinnert sie sich. Eines Tages war die alte Dame tot, sie war einsam und allein gestorben, niemand war in den letzten Minuten bei ihr.
„In solchen Fällen muss ich aufpassen, dass sie mich emotional nicht zu sehr berühren. Diese Gefahr besteht bei mir.“ In jedem Wort von Ingrid Damian spürt man, wie sehr ihr die Arbeit mit den Menschen am Herzen liegt. Ob sie auch in der nächsten Legislaturperiode weitermacht? „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Wir werden sehen“, sagt sie und strahlt.