„Das nenne ich mal weltoffen“: Besuch von Polizisten aus 12 Ländern in Frankfurt

16 Polizisten aus zwölf Ländern besuchten vier Tage lang Frankfurt. Sie entdeckten den Maintower und den Römer – und zufällig eine alte Klassenkameradin.
Frankfurt – Die Welt ist klein. Das merkt Serhij, der in Uzhorod in der Ukraine Polizist ist, mitten auf dem Museumsuferfest. Eine Frau ruft mitten in der Menge erstaunt seinen Namen und fällt dem Mann in Uniform um den Hals. Seit 2005 hat er seine Klassenkameradin nicht mehr gesehen und sie erkennt ihn von weitem. Noch Stunden später kann er es kaum glauben. „Wir sind alle auf einem Planeten zu Hause“, sagt er leise. „Die Welt ist voller Überraschungen“, bemerkt Antonio Molinaro, Commander der Hubschrauberstaffel und Pilot in Palermo, und plaudert angeregt mit einem Eisverkäufer am Paulsplatz über Sizilien. „Ich habe hier noch nie einen italienischen Polizisten in Uniform gesehen und schon gar keinen aus meiner Heimat“, sagt er verblüfft und strahlt ebenso wie Molinaro. Handys klicken, Leute gucken erstaunt.
Besuch von Polizisten aus 12 Ländern zum Museumsuferfest in Frankfurt organisiert
Guy Grossman von der Polizei in Israel erinnert sich an seine Mutter, die in Hamburg geboren ist und vor den Nazis fliehen musste. „Es ist gut, dass hier darauf geachtet wird, dass so etwas nie wieder passiert und dass Holocaust-Überlebende eingeladen werden“, sagt er und lobt Frankfurt. „Es ist schön hier“, sagt er und betrachtet das Gewusel, während der Niederländer Ronald Valke beschließt, „wiederzukommen. Die Leute sind sehr nett“, sagt er in der neuen Altstadt und Josif Catalin aus Rumänien kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Frankfurt ist eine wunderschöne Stadt“, sagt er auf dem Eisernen Steg und lacht, als wieder Handys klicken, weil so viele Fotos machen wollen von den ungewöhnlichen Besuchern. „Hier fühlt man sich glatt wie ein Star“, ist zu hören.
Die 16 Polizisten aus 12 Ländern sind nicht zum Einsatz hier. Sie alle sind Mitglieder der International Police Association (IPA), um sich mit ihren Kollegen freundschaftlich auszutauschen. Die Berufsvereinigung hat weltweit 372.000 Mitglieder in 68 Ländern, sind politisch und gewerkschaftlich ebenso unabhängig wie von Rang, Geschlecht, Hautfarbe, Sprache oder Religion. „Miteinander und mit Bürgern in Kontakt kommen, Freundschaften vertiefen, Kulturen kennenlernen und voneinander lernen. Und das alles bürgernah. Das ist der Grund für den Besuch“, so Polizeioberkommissar Christian Heckens, der das Get-Together organisiert hat.
Polizisten besuchen Frankfurt: IPA hat das Motto „Dienen durch Freundschaft“
„Servo per Amikeco“ ist das Motto der IPA – Dienen durch Freundschaft. Sie alle verstehen sich prächtig. Auf Englisch, weil das jeder spricht. Es wird zusammen gelacht, gealbert, gestaunt, gegessen.
Mittags am Dönerboot am Museumsufer. Erik Kohler hat keine Scheu, zu fragen, was die vielen Uniformen hier machen. „Ich finde das klasse. Das nenne ich mal weltoffen“, lobt er sie und fragt den Uniformierten aus Japan, Frankreich, Belgien, Großbritannien, Luxemburg und Ungarn Löcher in den Bauch. Natürlich mit Selfies.

Völlig offen und unbefangen schwärmen sie davon, was sie alles bereits gesehen und erlebt haben. Die Fliegerstaffel der hessischen Polizei am Morgen, den Maintower danach, das Polizeipräsidium und den Empfang im Kaisersaal vorgestern, den Rheingau gestern und die Bande und engen Freundschaften, die sie miteinander geschlossen haben.
Veranstalter des Museumsuferfests begeistert vom Austausch
Kurze misstrauische Blicke gibt es durchaus unterwegs, aber das Lächeln der ungewöhnlichen Besucher lässt sie schnell schmelzen. Eine besondere Überraschung ist die Fahrt im Boot der Wasserschutzpolizei. Maike Gambach, 1. Polizeihauptkommissarin und Dienststellenleiterin begrüßt sie mit dem Hinweis „Immer eine Hand am Boot“. So viele ausländische Passagiere hatte sie noch nie an Bord. „Das ist total schön“, sagt sie und beobachtet gleichzeitig das Treiben am Mainufer und die fremden Uniformen an Bord.
Völlig begeistert ist Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus+Congress, von den Gästen. Er wünscht sich, dass es auch nächstes Jahr ein Treffen der IPA in Frankfurt gibt. „An der Fanmeile zu EM. Das wäre für die Polizisten mindestens genauso spannend wie für die Besucher“, schwärmt er. Die Augen der Besucher leuchten. Sie wollen wiederkommen. „Auf jeden Fall.“ (Sabine Schramek)
Die Attacke kam überraschend: Am Samstag (26. August) ist ein Mann kurz nach Mitternacht am Mainufer in Frankfurt von zwei Unbekannten angegriffen und ausgeraubt worden.